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Teilmobile Schlachtung in Oberösterreich: Methode soll mehr Tierwohl und bessere Fleischqualität bringen

Online Redaktion, 07.02.2024 17:46

SONNBERG/PFAFFSTÄTT/LINZ. Durch eine EU-Gesetzesänderung 2021 dürfen Tiere am Herkunftsbetrieb geschlachtet werden, ohne dass ein zugelassener Schlachtraum vorhanden sein muss. Wie das funktioniert, wo es in Oberösterreich bereits erfolgreich umgesetzt wird und warum die Methode mehr Tierwohl und bessere Fleischqualität bringen soll, weiß Tips.

Bei der teilmobilen Schlachtung werden die Tiere werden in gewohnter Umgebung fixiert und dann betäubt. So passiert die Schlachtung für die Tiere möglichst stressfrei. (Foto: Lackinger)

Seit die EU im Sommer 2021 die Hygienebestimmungen geändert hat, ist es erlaubt, bis zu drei Rinder, drei als Haustiere gehaltene Einhufer oder sechs Schweine direkt am Betrieb zu schlachten. Die sogenannte „teilmobile Schlachtung“ soll auch weniger Stress für die Tiere bringen.

So läuft die teilmobile Schlachtung ab

Bei der teilmobilen Schlachtung wird das Tier vom bäuerlichen Betrieb eingefangen und in eine Fixierungsvorrichtung gebracht. Die Vorrichtung ist oft ein Fressgitter, das idealerweise in einer vertrauten Umgebung des Tieres platziert wird. Dort wird das Tier betäubt und im Anschluss in einem Anhänger entblutet. Das Tier wird dann tot zum Schlachtraum transportiert.

„Stressfreie Schlachtung“

Für die Tiere bedeute das eine weitgehend stressfreie Schlachtung, „da diese im gewohnten Umfeld des Schlachttieres beginnt und somit der Lebendtiertransport entfällt“, erläutert Thomas Hain, Landesveterinärdirektor in Oberösterreich. Nicht verwechseln dürfe man die Methode mit dem sogenannten „Weideschuss“, einer Betäubung mit Kugelschuss ohne Ruhigstellung des Tieres. Bei der teilmobilen Schlachtung sind oftmals zwei verschiedene amtliche Tierärzte eingebunden, bei der Betäubung/Entblutung am Herkunfstbetrieb und vor Ort im stationären Schlachtbetrieb.

Projekt in Urfahr Umgebung erfolgreich umgesetzt

Manfred Pilsl und Markus Lackinger bieten im Bezirk Urfahr-Umgebung teilmobile Schlachtungen für Landwirte an. Rund ein Jahr dauerte es, bis sie einen Pferdeanhänger zur mobilen Schlachtanlage umgebaut und die Zulassung dafür erhalten haben. Die beiden starteten mit acht bäuerlichen Betrieben, mittlerweile sind es 17, zwei weitere sollen bald folgen. Jeden Montag sind sie unterwegs, jede Woche werden zwei bis drei Rinder mit der Methode geschlachtet.

Schlachtunternehmer schwärmen von besserer Fleischqualität

Manfred Sieberer von der Landmetzgerei Sieberer in Braunau bietet ebenfalls teilmobile Schlachtungen an, er ist von der Methode überzeugt: sie bringe mehr Sicherheit für die beteiligten Personen und weniger Stress für die Tiere, was sich in der Fleischqualität zeige. Letzteres bestätigen auch Pilsl und Lackinger, auch die Haltbarkeit verbessere sich dadurch. Die Schlachtkosten erhöhen sich bei der teilmobilen Methode um etwa 100 Euro pro Tier, Endverbraucher zahlen dafür einen Euro mehr.

Im Bezirk Perg wird teilmobile Schlachtung am Betrieb Neugschwandtner angeboten, im Bezirk Kirchdorf gibt es Pläne, die unmittelbar vor der Realisierung stehen.

Beratung vor Investition empfohlen

Die Antragsstellung für teilmobile Schlachtungen erfolgt durch den Schlachthofunternehmer über die zuständige Bezirkshauptmannschaft. Bäuerliche Betriebe können entweder selbst eine Fixierungsvorrichtung installieren oder der Schlachtbetrieb stellt eine mobile Einheit zur Verfügung. Das Interesse an teilmobiler Schlachtung komme meist von den Bauern, sagt Landesveterinärdirektor Hain. Was immer angeboten werde und auch empfehlenswert sei, ist eine Beratung, bevor investiert werde.

Landwirtschaftskammer OÖ unterstützt interessierte Bauern und Bäuerinnen

Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich unterstützt bereits 65 interessierte Bäuerinnen und Bauern mit Beratung, Information und Exkursionen zum Thema. Weitere Projekte sind in den Regionen Mondsee und im Raum Steyr geplant. „Zum Teil gibt es schon geeignete Partner, um diese Projekte umsetzen zu können, zum Teil werden noch Partner gesucht. Bei diesen Projekten zeigt sich, dass die Zusammenarbeit zwischen Bäuerinnen und Bauern und kleinen gewerblichen Betrieben sehr gut funktioniert“, so Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.


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