Corona ist nicht wirklich neu, wie an der Konradkirche abzulesen ist
OBERWANG. “Die Konradkirche in Oberwang, welche ein neues Dach bekam, ist auch eine Zeitzeugin für frühere Epidemien“, berichtet Andreas Pillichshammer aus Oberwang.
„Unsere Vorfahren waren, wie wir, von Krankheitserregern betroffen. Auch wenn sie praktisch nichts über die Ursachen wussten, weil es keine Mikroskope gab und der kühle wissenschaftliche Blick durch magische Vorstellungen verzerrt war, so wussten sie doch das Entscheidende: Kontakt wirkt ansteckend.“ So versteht man die kleine überdachte Stufe an der Rückseite der Kirche erst wirklich: Es ist keine Tür, die zugemauert wurde, sondern ein Stehplatz, um dem Gottesdienst von außen beizuwohnen. Er musste von Leuten mit Hautkrankheiten oder vielleicht auch stinkenden Krankheiten eingenommen werden. Der Zutritt zur Kirche war verwehrt, sehend und hörend konnte man durch das Gitter trotzdem dabei sein und dem Zechprobst seine Gabe in den Klingelbeutel hineinreichen. Die Forderung nach Abstand, also dem Babyelefanten, war damals so selbstverständlich wie heute. Den Totengräbern der Pestzeit war bewusst, dass ihre eigene Lebenszeit nicht mehr lange währen wird. Sie waren die damaligen „Helden des Alltags“. Die Gemeinde Oberwang wurde vor ziemlich genau eintausend Jahren durch eine Pestwelle vollständig ausgerottet! Langsam wurde die Gegend mit bayrischen und ungarischen Migranten wieder besiedelt. Vielleicht war genau die Geschichte ihres Ortes der neuen Oberwanger Bevölkerung eine Lehre und sie haben deshalb beim Bau der Konradkirche diesen Sonderplatz für Leute mit ansteckenden Krankheiten geschaffen. „Die Geschichte Oberwangs zeigt noch eines: Unterm Strich sind wir alle Ausländer.“
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