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Wenn Kleinkinder ertrinken: Richtig Erste Hilfe leisten

Martina Ebner, 20.06.2022 15:25

VÖCKLABRUCK. Jedes Jahr sterben in Österreich bis zu fünf Kinder durch Ertrinken. Die Zahl derer, die zwar gerettet, aber mit bleibenden Beeinträchtigungen leben müssen, ist wesentlich höher. Rasches und vor allem richtiges Handeln kann im Notfall Leben retten und die Gefahr von körperlichen und geistigen Folgeschäden deutlich verringern. Der Anästhesist und Notarzt Primar Christian Dopler weiß, worauf es bei der Ersten Hilfe bei verunglückten Kleinkindern ankommt.

Primar Christian Dopler ist Anästhesist und Notarzt (Foto: OÖG)
Primar Christian Dopler ist Anästhesist und Notarzt (Foto: OÖG)

Wasser zieht kleine Kinder magisch an. Schon der Sturz in geringe Wassertiefen kann dabei lebensbedrohend sein. Sehr kleine Kinder beginnen beim Kontakt mit Wasser nicht zu schreien und auch nicht mit den Armen und Beinen zu rudern. In der Regel erstarren sie und gehen rasch und leise unter. Wird das Fehlen eines Kindes bemerkt, sollte deshalb unverzüglich mit der Suche im Bereich von Pools, Planschbecken, Teichen oder sonstigen offenen Gewässern begonnen werden. Wird ein Kind im Wasser treibend gefunden, muss sofort mit den lebensrettenden Sofortmaßnahmen begonnen werden.

So geht Erste Hilfe

Wird man Zeuge eines Badeunfalls, dann ist es wichtig, das Kind so schnell wie möglich aus dem Wasser zu retten, mit den Erste Hilfe Maßnahmen zu beginnen und umgehend den Notruf 144 zu wählen. Wichtig ist auch, dass man sich bei der Bergung nicht selbst in Gefahr bringt, weil damit weder dem Kind noch sich selbst geholfen ist. Nach erfolgter Bergung müssen Bewusstsein und Atmung kontrolliert werden. „Sprechen sie das Kind an und berühren sie es. Wenn es nicht reagiert, überstrecken sie den Kopf leicht und versuchen sie durch Hören, Sehen und Fühlen festzustellen, ob eine Atmung vorhanden ist. Bei Säuglingen darf der Kopf nur ein wenig nach hinten gebeugt werden“, erklärt Primar Dopler vom Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck.

Diese erste Kontrolle sollte nicht länger als ein paar Sekunden dauern. Wird eine Atmung festgestellt, ist das Kind bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte zu beobachten. Ist keine Atmung vorhanden, muss unverzüglich mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.

Wiederbelebung

Die Reanimation ist eine Kombination aus Beatmung und Herzdruckmassage. Bei Säuglingen und Babys erfolgt die Sauerstoffgabe durch eine Mund-zu-Nase-Beatmung, bei Kindern ab einem Jahr durch eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Das Kind am besten auf eine harte Unterlage legen. Bei Kleinkindern sollte der Kopf leicht nach hinten gestreckt, bei Babys nur ein wenig nach hinten gebeugt werden. „Beatmen sie fünfmal in Folge, danach drücken sie 15 Mal auf die untere Hälfte des Brustbeins. Bei Babys genügt dabei der Druck mit zwei Fingern, bei Kindern ab einem Jahr sollten dafür beide Hände verwendet werden. Anschließend an die erste Atemgabe und Herzdruckmassage erfolgt die weitere Reanimation in einem Rhythmus von zweimal Beatmung und 15 Mal Herzdruckmassage. Atmen sie jeweils ca. 1 Sekunde lang gleichmäßig in den Mund (oder bei Säuglingen in die Nase), sodass sich der Brustkorb sichtbar hebt. Die Kompressionen der Brust sollten sowohl bei Babys als auch bei Kleinkindern gleichmäßig mit einer Frequenz von 100 bis 120 Druckmassagen pro Minute erfolgen. Die Wiederbelebungsmaßnahmen müssen so lange durchgeführt werden, bis das Kind Lebenszeichen von sich gibt oder bis professionelle Hilfe eingetroffen ist. In den ersten Minuten nach einem Atem-Kreislauf-Stillstand kann das Kind eine Schnappatmung zeigen. Wenn sie Zweifel daran haben, ob die Atmung normal ist, zögern sie nicht mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Wenn der Atemweg verlegt ist, nicht freigemacht werden kann und deshalb eine Sauerstoffgabe nicht möglich ist, führen sie nur die Herzdruckmassage durch“, so der Notarzt.

Die beste Erste Hilfe ist die Prävention

Nur vorbeugende Maßnahmen können Kinder vor Unfällen mit Wasser schützen. Man darf nie ihre Neugier, den Bewegungsradius und das fehlende Risikobewusstsein unterschätzen. Kinder müssen in der Nähe von Wasser, egal ob Badesee oder Planschbecken, permanent beaufsichtigt werden! Besonders Kleinkinder gehen rasch unter und ertrinken still, ohne auf sich durch Schreien oder Strampeln aufmerksam zu machen. Auch nur ein kurzer Gang zur Toilette kann in einer Katastrophe enden. Offene Wasserflächen müssen im privaten Bereich gut gesichert sein, auch eine Regenwassertonne kann zu einer tödlichen Gefahr werden. Der Zugang zu Nachbargrundstücken sollte versperrt sein.

Auch bei der Verwendung von anerkannten Schwimmhilfen darf das Kind nicht unbeobachtet bleiben. Aufblasbares Wasserspielzeug bietet keinen Schutz vor Ertrinken. Kinder sollten so früh wie möglich Schwimmunterricht bekommen.

Tipp: Erste Hilfe Kurs (z.B. beim Roten Kreuz) absolvieren

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