Lenzing übernimmt Managementkontrolle der Hygiene Austria
LENZING. Lenzing hat mit 3. März die Managementkontrolle der Hygiene Austria LP GmbH übernommen. Stephan Sielaff wird als zusätzlicher Geschäftsführer bestellt. Sielaff ist Vorstand Fasern & Technik bei Lenzing. Zusätzlich wird ein externes forensisches Team ab sofort beauftragt.
Lenzing reagiert damit auf den Maskenskandal bei Hygiene Austria. Wie bereits berichtet, waren am Dienstagabend Hausdurchsuchungen beim Maskenhersteller Hygiene Austria, einer Tochtergesellschaft von Lenzing und Palmers, durchgeführt worden. Der Vorwurf: das Unternehmen soll China-Masken umetikettiert haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Ein Polizist, der bei der Razzia am Produktionsstandort in Wiener Neudorf war, wurde später im Ö1-Mittagsjournal mit den Worten zitiert, er sei „knietief in chinesischen Masken gewatet“. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt wegen Betrugs bzw. organisierter Schwarzarbeit.
Die Hygiene Austria räumte ein, einen chinesischen Lohnfabrikanten mit der Produktion von Masken „nach dem Baumuster der Hygiene Austria“ beauftragt zu haben. Grund war, den „zwischenzeitlichen Nachfrageanstieg“ bewältigen zu können.
Lenzing übernimmt Managementkontrolle
Laut Lenzing habe nun die „Aufarbeitung der letzten Wochen oberste Priorität“. Das Unternehmen hat mit 3. März die Managementkontrolle der Hygiene Austria LP GmbH übernommen. Stephan Sielaff wird als zusätzlicher Geschäftsführer bestellt. Er ist diplomierter Chemieingenieur und hat von 1993 bis 2014 in diversen Management-Positionen der Unternehmen Unilever und Symrise Erfahrungen in der chemischen Industrie gesammelt. Von 2014 bis Februar 2020 war er beim Schweizer Spezialchemie-Unternehmen Archroma – einem wichtigen Zulieferer der Textil- und Papierindustrie – als Mitglied des Vorstandes (COO) für die Formierung der integrierten Operationsstruktur und die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens verantwortlich.
Stellungnahme der Hygiene Austria
Die Geschäftsführung der Hygiene Austria LP GmbH sei umfassend kooperativ und bekenne sich zu einer raschen Aufklärung der von den Behörden vorgebrachten Verdachtsmomente, heißt es in einer Aussendung. Die Vorwürfe der WKStA seien klar zurückzuweisen. Zum Vorwurf der „Schwarzarbeit“: Professionelle österreichische Personaldienstleistungsunternehmen seien von Hygiene Austria mit der Überlassung von Arbeitskräften beauftragt. Es liege also grundsätzlich in deren Verantwortung, für eine rechtmäßige und ordnungsgemäße Anmeldung zu sorgen.
Zum Vorwurf des „Betrugs“: Die Hygiene Austria arbeite auf den Grundlagen der österreichischen Gesetze und verkaufe ausschließlich hochwertige Masken nach rot-weiß-rotem Qualitätsstandard. Richtig sei, dass zum Ausgleich einer Nachfragespitze ein Lohnhersteller hinzugezogen wurde. Die CE Zertifizierung nach EN149:2001 wurde durch das Schweizer Unternehmen SGS einwandfrei sichergestellt. Die Gutachten für die Masken liegen vor und werden der Staatsanwaltschaft zur Verfügung gestellt werden.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden