So geht es im dammfreien Waizenkirchen weiter
WAIZENKIRCHEN. Eine überraschende Wende nahm das heiß diskutierte Thema Hochwasserschutz in Waizenkirchen. Im Gemeinderat entschieden sich die Mandatare gegen beide vorgeschlagenen Varianten: gegen ein großes Rückhaltebecken und gegen mehrere lineare Maßnahmen, also Dämme und Mauern entlang der Aschach. Nun steht man in der Gemeinde in Sachen Hochwasserschutz bei Null.
80 Zuhörer verfolgten gebannt die Diskussion im Waizenkirchner Gemeinderat, die das für viele überraschende Ergebnis brachte. Keine der vorgeschlagenen Varianten über den zukünftigen Hochwasserschutz fand die Zustimmung des Gemeinderates.Mit großer Mehrheit abgelehnt wurden sowohl Variante a (18 Stimmen dagegen, 7 dafür), die das Dammprojekt, ein weiteres Rückhaltebecken und zusätzliche lineare Maßnahmen beinhaltet, und Variante b (14 Stimmen dagegen, elf dafür), die ausschließlich lineare Maßnahmen vorsieht.
Erhebung der Ist-Situation
„Die Gemeinderäte haben in der geheimen Abstimmung kundgetan, was sie wirklich von den Vorschlägen halten und so heißt es nun, noch einmal zurück an den Start. Das Dammprojekt ist passé. Es muss nun endlich auf dem Boden der Tatsachen gearbeitet werden und das braucht zunächst eine ehrliche Erhebung der Ist-Situation und des tatsächlichen Bedarfs unter wissenschaftlicher Begleitung“, so Georg Doppler von der Initiative Dammfrei. „Die Bahn ist frei einen Entwicklungsprozess für den nachhaltigen Hochwasserschutz zu starten, den Dammfrei schon so lange fordert. Nach 20 Jahren darf es auf ein paar Monate nicht ankommen, wenn das Ergebnis für alle passen soll. Wir von Dammfrei sind jedenfalls bereit“, erklärt Doppler.
Förderung hat hohe Priorität
Für Bürgermeister Fabian Grüneis (ÖVP) hat es nun Priorität die Möglichkeiten für Förderungen zu prüfen. „Wir müssen jetzt schauen ob der Zug für die Fördermittel nicht abgefahren ist und wir noch eine Chance bekommen. Grüneis kritisiert, dass es von Seiten der Initiative Dammfrei keine Vorschläge für einen alternativen Hochwasserschutz gäbe, was man für eine Förderung vorlegen könnte. „Einen alternativen Lösungsvorschlag, von dem immer geredet wurde, gibt es nicht. Das ist enttäuschend. Aber ich habe damit gerechnet“, meint der Bürgermeister. „Sollten alle Stricke reissen, müssen wir schauen, wie wir uns am besten selbst helfen können. Für die Betroffenen ist es natürlich schade, weil wir fangen trotzdem wieder bei Null an und es wird sicher nicht schneller gehen. Man kann jetzt nur hoffen, dass kein Hochwasser kommt“.
Mit den Betroffenen reden
Laut Doppler müsse jetzt geprüft werden wer nun zuständig ist und was förderbar ist. Da gäbe es durchaus Möglichkeiten. „Dann muss man die Ist-Situation erfassen und klären, wo wirklich das Wasser stand und was dort notwendig ist. Wer will absiedeln oder wo machen Objektschutzmaßnahmen Sinn? Das Wichtigste ist, dass man jetzt mit den Betroffenen redet“, erklärt Doppler.
Entscheidung unverständlich
Für Johann Schweitzer, Obmann des Wasserverband Aschachtal, ist die Entscheidung des Gemeinderates unverständlich: „Ich verstehe nicht warum der Gemeinderat plötzlich dagegen stimmt, wenn der Grundsatzbeschluss im Vorfeld für einen Hochwasserschutz ausfiel. Wenn die Gemeinde diesen Hochwasserschutz nicht will, wird sich der Wasserverband auch nicht vordrängen“. Für Schweitzer ist es nun auch wichtig zu sehen, welche Schutzmaßnahmen förderbar sind.
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05.12.2019 14:55
Stellungnahme
Hunderttausende versenkte Euro später fordert Bürgermeister Grüneis eine fix fertige, förderfähige Alternativstudie von uns? Die wir ihm unmittelbar nach der Ablehnung des 20 Jahre lang geplanten Rückhaltebeckens unaufgefordert auf den Tisch legen sollen? Das kann so nicht ernst gemeint sein. 1. Wir sind ein gemeinnütziger Verein. 2. Es war immer unser Bestreben, ein sinnvolles HWS-Konzept unter wissenschaftlicher Begleitung zu erwirken. Wofür wir stehen und was wir fordern, ist u. a. in unzähligen Beiträgen, Berichten und Interviews nachzulesen. 3. Sich mit uns an einen Tisch zu setzen und unsere Ideen und Vorschläge zu diskutieren – diese Einladung ist unsererseits mehrmals ausgesprochen worden. Es scheint noch immer nicht durchgedrungen zu sein, was es fernab politischer Interessen und Schnellschüsse bedeutet, sachlich, konstruktiv und mit Durchhaltevermögen miteinander zu kommunizieren. Konzepte, die wir in einen Entwicklungsprozess für einen nachhaltigen Hochwasserschutz einbringen möchten, haben wir. Deshalb: Besser heute als morgen mit der gemeinsamen Ausarbeitung beginnen.
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