„Sie müssen jeden Tag trainieren, denn sie sind ja Spitzensportler“
WEISSENKIRCHEN. Fritz Lachers Brieftaube namens „Miss Austria“ hat einen 1136 Kilometer langen Flug von Frankreich heim ins Freudenthal geschafft.
„Sie ist damit die beste Weitstreckentaube, die es derzeit in Österreich gibt“, erzählt Lacher stolz. Am 5. August startete die Taube in Messac (Frankreich) um 7.20 Uhr und kam am Montag um 10.16 Uhr heim, wie der elektronische Ring auf ihrem Füßchen registrierte.
Die Brieftauben aus Österreich werden für die Langetreckenbewerbe mit einem Lkw ins Ausland transportiert und dort freigelassen. „Es sind ganz wenige Österreicher dabei, die dort mitmachen; insgesamt waren rund 150 Taubenzüchter aus Deutschland, Polen, Tschechien und so weiter dabei“, weiß Lacher.
Training von Geburt an
Der 54-jährige Vertreter für Kücheneinrichtungen hat sich seinem intensiven Hobby seit 40 Jahren verschrieben. „Früher gab es bei jedem Bauernhof Tauben, heute ist es eher selten, dass jemand bei diesem Hobby hängengeblieben ist.“
Wann immer er zuhause ist, befasst er sich mit seinen Vögeln. „Sie müssen jeden Tag trainieren, denn sie sind ja Spitzensportler“, lacht er. Begonnen wird mit dem Training bereits im Geburtsjahr und dann die Flugstrecken langsam gesteigert: Von zunächst zehn Kilometer auf 300 Kilometer im ersten Lebensjahr, bis später 700 Kilometer und noch mehr. Bei den Trainingsflügen muss Lacher auch immer wieder Verluste einstecken. So würden viele Brieftauben ein Opfer der Raubvögel, noch dazu seien die Berge der Region eine große Herausforderung.
Die blaugescheckte „Miss Austria“ wurde 2012 geboren, sie dürfte in der Lage sein, bis zu 100 km/h schnell zu fliegen. Die Tauben müssen auf ihre Flügen ja auch Pausen einlegen und trinken.
Warum Lacher mit ihr und seinen anderen Tauben, für die er ebenfalls bereits einige renommierte Preise einheimste, so erfolgreich ist? „Weil es ihnen bei mir so gut geht“, lacht er. Täglich werden die Vögel mit einem Spezialfutter, bestehend aus rund 20 verschiedenen Sorten von Körnern, gefüttert. Ein besonderer Ansporn für „Miss Austria“, den Flug nach Hause zu schaffen, dürfte aber auch ihre Nestliebe gewesen sein. Sie hatte Eier gelegt, ihr Partner hat in ihrer Abwesenheit auf sie aufgepasst.
Hohes Risiko
Rund 150 Tauben hat Lacher in seinem Verschlag, viele davon sind äußerst wertvoll. „Um 10.000 Euro würde ich die Mis Austria nicht verkaufen“, so der Weißenkirchner. Andererseits ist das Risiko, sie bei einem Testflug zu verlieren, auch groß. „Mein Berlinsieger dürfte von einem Raubvogel gefressen worden sein“, erinnert er sich.
In Messac waren fünf seiner Tauben gestartet, aber nur vier sind heimgekommen. 19 Tauben hatte er zuvor nach Brüssel zum Nationalflug geschickt, 18 kamen retour. „Eine saß verletzt in Stuttgart, die habe ich dann hergeschenkt.“ Bis zu 15 Jahre alt werden Tauben, im „Reisegeschehen“ sind sie bis zu ihrem achten Lebenjahr aktiv.
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