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Streitpunkt: Venus in der Welser Fußgängerzone

Gerald Nowak, 20.03.2021 07:00

WELS. Festgeschraubt steht die Venus vor dem Metzen in der Schmidtgasse, Eingang Stadtplatz. Diese Figur ist eine Nachbildung eines Fundstücks aus dem Jahre 1913 in Gunskirchen. In der NS-Zeit gab es ebenfalls Nachbildungen der Statue. Jetzt entbrennt ein Streit über die Figur.

Venus in der Welser Schmidtgasse .Foto: privat
Venus in der Welser Schmidtgasse .Foto: privat

Die Originalstatue ist handgroß und eben von einem Guskirchner Bauer auf einem Feld 1913 ausgegraben worden. „Doch nach dem Anschluss 1938 machten die Nationalsozialisten die Venus zum Kultobjekt - wohl, weil sie ihrem Rasseideal entsprach. Sie schufen nicht nur eine große Nachbildung der Statue, sondern auch mehrere kleine Nachbildungen. Mit der Übergabe von letzteren ehrte der Welser NS-Bürgermeister Josef Schuller verdiente Männer der Bewegung. „Der erste Empfänger war Hitlers Kampfgefährte Hermann Göring, damals Pate von Wels“, berichtet Günter Kalliauer, früherer Leiter des Stadtarchivs. Nach dem Krieg stand die Nachbildung im Messegelände. 2010 wollte der damalige FPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Wieser die Figur vor dem Herminenhof aufstellen. Das scheiterte am Widerstand der SPÖ, ÖVP und der Zivilgesellschaft. Zehn Jahre später gibt es eben diese Nachbildung. „Ohne Einbindung von SPÖ-Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer ordnete Bürgermeister Andreas Rabl eine neue Nachbildung der Venus an und platzierte sie nahe dem Stadtplatz. Dass Rabl mitten in der Corona-Krise keine anderen Sorgen hat, als um Steuergeld einen neuen braunen Fleck zu schaffen und dem Ruf von Wels zu schaden, ist ein Skandal“, kritisiert Antifa-Vorsitzender Werner Retzl. Es wird die Entfernung der Venus gefordert.

„Keine Kopie der Kopie, sondern originalgetreu“

 FP-Bürgermeister Andreas Rabl kann die Kritik nicht nachvollziehen: „Hier wieder eine Verbindung zur NS-Zeit herzustellen ist schlichtweg irreführend und zeugt von einem falschem Geschichtsbewusstsein. Diese Statue ist keine Kopie der Kopie, sondern eine exakte und genaue Nachbildung der römischen Originalfigur. Wir wollen das römische Wels präsentieren“. Die ursprünglich nur 15 Zentimeter große Figur der römischen Göttin Venus wurde auf 125 Zentimeter skaliert und in Bronze gegossen und hat laut Rabl nichts mit der Nachbildung, die früher einen Brunnen im Messegelände verzierte,  und den weiteren Kopien aus der NS-Zeit zu tun.  FP-Vzbgm. Christa Raggl-Mühlberger springt ebenfalls in die Bresche:  “Wieder einmal betreibt die Antifa Wels gegen die Stadt Wels und insbesondere den Bürgermeister eine Schmutzkübelkampagne. Die antifa Wels verkennt bewusst den historischen Hintergrund und betreibt Geschichtsfälschung, nur um die Stadt Wels und den Bürgermeister anzupatzen.“

In den kommenden Tagen wird auf dem Sockel eingraviert, um welche Figur es sich dabei handelt. Denn derzeit erntet die Venus in der Schmidtgasse mehr fragende Blicke. Auch als Fotomotiv muss die Venus herhalten. Aber so richtig, kennt sich niemand aus, was die Statue auf diesem Platz darstellt. <


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M Aichinger
M Aichinger
28.04.2021 10:27

Venus von Wels

Diese Statue muss einem nicht gefallen, man kann auch die Sinnhaftigkeit des Aufstellen hinterfragen. Aber die Aufregung eines Konglomerats aus sattsam bekannten Berufsprotestierern und Eigenwerbung witternden Personen, das unter jedem Stein, hinter jedem Busch, hinter jeder Hausecke einen Nazi vermutet, ist durchaus entbehrlich.