Sportwetten als Sucht: Immer mehr junge Männer sind betroffen
WELS. Die Stadt wirbt mit dem größten Public Viewing im Lande während der Fußball-EM am Stadtplatz. Genau dort werden drei Tage lang (25. bis 27. Juni) Mitarbeiter der städtischen Spielsuchtberatung Frage und Antwort stehen. Gerade junge Männer rutschen immer mehr in die Abhängigkeit.
Stefan Resch weiß, wovon er spricht. Er hat mehr als sein halbes Leben gezockt: „Entweder im Wettbüro oder online. Ich habe auch Geld gewonnen, aber im Endeffekt habe ich einen gut niedrig sechsstelligen Betrag verloren“. Er borgte sich unter fadenscheinigsten Vorwänden Geld von Freunden und Familie aus und verlor es wieder. „Meine jetzige Frau setzte mir das Messer an die Brust. Entweder du hörst auf oder ich gehe“. Es folgte eine schwierige Zeit und auch die Gründung einer Selbsthilfegruppe namens „Golo“. Golo steht für Game over, life on. Treffpunkt: jeden ersten Donnerstag im Monat in den Räumlichkeiten der Dragonerstraße 22. Beginn ist um 19.00 Uhr. Infos: ooe.golo@gamil.com.
Mit 14 Jahren begonnen
Die erste Wette schloss er mit 14 Jahren ab. Eigentlich hätte er diese nicht abgeben dürfen, aber interessiert hat das Alter niemanden. So ging die Karriere los, die in eine Abhängigkeitsspirale mit Schulden, Lügen und so weiter führte.
Die Mitarbeiter der städtischen Spielsuchtberatung kennen solche Geschichten nur allzu gut. 89 Spielsüchtige und 25 Angehörige, denen bei ihrem Partner oder Familienmitglied etwas komisch vorkam, holten sich Beratung. Der Anteil der Sportwettenabhängigen liegt bei 43 Prozent: „Und der Wert steigert sich von Jahr zu Jahr“ , meint die langjährige Mitarbeiterin Eliane Eder-Manser: „Die Männer werden immer jünger, die zu uns kommen“. Gesetzliche Schutzmechanismen greifen nicht oder werden nicht kontrolliert. Online ist Wetten ohne Kontrolle überall möglich, so die Experten. Der Wunsch: „Sportwetten müssen als Glücksspiel anerkannt werden. Auch wenn man glaubt, dass man sich auskennt, es entscheidet der Faktor Glück.“ Das würde rechtlich neue Rahmenbedingungen bedeuten. Der Zugang gerade bei den Online-Angeboten muss erschwert werden, meinen die Experten.
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