Hautärzte-Zentrum, Schulneubau und Perspektiven für Jugendliche
WELS. Es vergeht keine Woche ohne Ankündigung, Beschluss oder sogar Eröffnung von Projekten im Gesundheits- oder Kindergarten und Schulbereich. Tips-Redakteur Gerald Nowak hat sich mit SP-Vizebürgermeister Klaus Schinninger unterhalten.
Tips: Das zweite Primärversorgungszentrum hat eröffnet und der Zulauf ist groß. Ist der Bedarf an Allgemeinmedizinern in Wels jetzt für die kommenden Jahre abgedeckt?
Schinninger: Ich bin sehr froh und dankbar, dass jetzt mit dem PVZ St. Stephan auch das zweite Primärversorgungszentrum seinen Betrieb aufgenommen hat. Dort können in Zukunft genau wie auch im PVZ St. Anna bis zu 7.000 Patienten behandelt werden. Damit haben wir in Wels die Versorgungslücke im Bereich der Allgemeinmedizin auf Basis Kassenvertrag schließen können. Ich bin begeistert vom großen Engagement der zumeist jungen Ärztinnen und Ärzte, die ja auch ein gewisses unternehmerisches Risiko in Kauf nehmen, und wünsche ihnen, St. Stephan und St. Anna, viel Erfolg.
Tips: Ein großes Problem ist das Fehlen von Kassenstellen für Hautärzte. Es gibt lange Wartezeiten auf einen Termin?
Schinninger: Das stimmt leider. Aufgrund mehrerer Pensionierungen haben wir im Bereich der Dermatologie derzeit ein Problem. Patienten müssen oft längere Zeit auf einen Termin warten beziehungsweise haben erst gar keinen Hautarzt. Aber auch hier wird es in absehbarer Zeit, geplant ist bis Mitte 2026, eine große Verbesserung geben. Die Österreichische Gesundheitskasse plant ein Dermatologie-Ambulatorium mit drei Kassenstellen. Derzeit gibt es intensive Verhandlungen über den Standort für dieses neue „Hautärzte-Zentrum“.
Tips: In ihren Agenden stehen auch Kindergärten und Schulen. Bei ersterem gab es ja in der Oktober- Gemeinderatssitzung einen Beschluss für einen Neubau in der Neustadt bei den Oberfelderhöfen?
Schinninger: Der im März präsentierte und beschlossenen Masterplan „Kindergärten und Schulen“ trägt bereits Früchte. Mehrere neue Kindergärten und Krabbelstuben sind in Planung. Die erste Beschlussfassung für die Errichtung von drei Krabbelstuben- und vier Kindergartengruppen im Bereich der Oberfelderhöfe wurde gefasst. Die Eröffnung wird im Herbst 2027 stattfinden. Ebenso im Herbst 2027 wird die Erweiterung der Krabbelstube in der Noitzmühle in Betrieb gehen. Und für Herbst 2028 ist die Inbetriebnahme eines Kindergartens in der Wisplstraße in der Vogelweide geplant. Sie sehen, wir schließen hier die Betreuungslücke und sichern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Tips: Das Schulsanierungsprogramm ist gestartet. Der größte Brocken ist wohl der Neubau in der Lichtenegg. Wie schaut es mit dem Zeitplan aus. Die VP verlangte ja ein Vorziehen des Neubaus?
Schinninger: Das Schulsanierungskonzept und den Neubau der Schule Wels-West sehe ich tatsächlich als „großen Wurf“ für unsere Stadt. In Summe investieren wir hier 27 Millionen Euro: rund 7 Millionen Euro in die Sanierung der bestehenden Schulen und 20 Millionen in den Neubau der 14-klassigen Volksschule samt einer Dreifachturnhalle. Unsere Kinder und die Lehrkräfte haben die besten Rahmenbedingungen verdient. Wenn es nach uns als SPÖ gegangen wäre, würde die neue Schule bereits seit Jahren mit Kinderlachen erfüllt sein. Leider war das bisher nicht möglich. Nun planen wir die Eröffnung für den Herbst 2029. 2028 ist aufgrund von notwendigen Widmungen, Planungen, Ausschreibungsverfahren und der Bauzeit kaum schaffbar. Auch mir wäre es lieber gewesen, dass wir die Schule früher mit Leben erfüllt hätten.
Tips: Thema Jugendarbeitslosigkeit. Die ist in Wels gestiegen, wie die Arbeitslosigkeit generell. Im November wird ein Arbeitsmarkt-Gipfel stattfinden. Mit welchen Erwartungen gehen die Sozialdemokraten hinein beziehungsweise was kann die Stadt effektiv tun. um den Betroffenen zu helfen?
Schinninger: Wir thematisieren das schon längere Zeit. Nun ist es offenbar auch bei den anderen Parteien angekommen, dass wir da sehenden Auges in ein Dilemma schlittern. Wir dürfen keine Generation verloren geben. Jeder junge Mensch, der keine Perspektive bekommt, ist ein Versagen der Politik. Jetzt ist die Stadtregierung gefordert, Verantwortung zu übernehmen und endlich zu handeln. Es geht um die Zukunft unserer Jugend und damit auch um die Zukunft unserer Stadt. Es reicht nicht, auf andere Institutionen wie dem AMS zu verweisen. Wels muss selbst aktiv werden. Gemeinsam mit unseren tollen Unternehmerinnen und Unternehmern werden wir sicher die eine oder andere Maßnahme, um dem Problem entgegenzusteuern, treffen.
Tips: Gerade die Lokalpolitik ist nah bei den Menschen im engsten Umfeld, wie schafft man den Kontakt zu halten?
Schinninger: Wenn wir mit Themen und Problemen konfrontiert sind, wenn wir Ideen und Projekte entwickeln, versuche ich, so rasch wie möglich, auch Lösungen herbeizuführen und die Projekte umzusetzen. Oft gelingt es, manchmal muss man aber auch erkennen, dass etwas nicht geht. Auch wenn es mich schmerzt und ärgert. Ich denke nicht von Wahl zu Wahl, ich bin es aus meiner früheren Tätigkeit in der Privatwirtschaft gewohnt, längerfristig zu planen. So lege ich auch meine Arbeit als Gesundheits- und Bildungsreferent an. Ich denke in Lösungen, die weit in die Zukunft gehen und eine Verbesserung für die Lebenssituationen bringen. Ganz pragmatisch und unaufgeregt, ohne Denkschranken und Vorbehalte.
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