Waidhofner Gemeinderatswahl sorgt für Überraschungen
WAIDHOFEN/YBBS. Das mit Spannung erwartete Ergebnis der Gemeinderatswahlen in Waidhofen/Ybbs steht nun fest und sorgt für Überraschungen auf mehreren Ebenen. Zum einen hat die regierende WVP ihre absolute Mehrheit verloren und muss sich nun auf die Suche nach einem Koalitionspartner machen, zum anderen zieht die erstmals angetretene Liste MFG auf Anhieb mit sieben Mandaten in den Gemeinderat, während die UWG kein Mandat ergatterte.
Insgesamt waren am 30. Jänner 2022 9.820 Personen wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 71,9 Prozent. Erstmals warben sieben Parteien um die Gunst ihrer Wähler und die 40 Sitze im Gemeinderat. Die Waidhofner Volkspartei mit Bürgermeister Werner Krammer, die SPÖ mit Vizebürgermeister Armin Bahr als Spitzenkandidat, die Liste FUFU mit Martin Dowalil am ersten Listenplatz, die FPÖ mit Josef Gschwandegger an erster Stelle, die UWG mit Karl Heinz Knoll am ersten Listenplatz sowie die Grünen mit Spitzenkandidat Matthias Plankenbichler und die MFG mit Wolfgang Durst.
Die Stimmen verteilen sich wie folgt:
- 41,33 Prozent WVP
- 21,66 Prozent SPÖ
- 11,25 Prozent FUFU
- 4,03 Prozent FPÖ
- 1,60 Prozent UWG
- 3,06 Prozent GRÜNE
- 17,08 Prozent MFG
„Das war ein Wahltag, der ganz offensichtlich von der Debatte über impfen, Impflicht und Corona-Regeln überlagert war. Es war wohl ‚die erste Corona & Impfplicht-Wahl‘, die wir in ganz Österreich erlebt haben. Deshalb kommt auch kaum eine der etablierten Waidhofner Parteien – mit Ausnahme der SPÖ – an ihre bisherigen Ergebnisse heran, wozu ich gratuliere. Deshalb haben leider auch wir nicht so abgeschnitten, wie wir uns das gewünscht hätten - und wofür wir gekämpft haben. Dennoch sehe ich heute auch eines: wir sind doppelt so stark geworden wie die beiden fast annähernd gleichplatzierten Zweiten. Und ich vergleiche heute nicht mit der letzten Wahl, sondern weiß, dass wir uns im Gegenwind auf über 40 Prozent hochgekämpft haben. Dafür danke ich allen, die uns heute unterstützt haben. Wichtig ist mir den Weg des Miteinanders, die konstruktive Arbeit für unsere gemeinsame Heimatstadt, fortzusetzen“, so Bürgermeister Werner Krammer.
21,66 Prozent für die SPÖ
Die SPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten Armin Bahr konnte ihr Wahlergebnis 2017 um sechs Prozent auf 21,66 Prozent der Stimmen steigern und drei zusätzliche Mandate gewinnen. Armin Bahr ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Das Gesamtergebnis ist ein Erdbeben, vieles wird neu bewertet werden müssen. Das SPÖ-Ergebnis zeigt, dass wir im Wahlkampf die richtigen Themen angesprochen haben und die Sorgen und Wünsche unserer BürgerInnen verstehen. Die Bürgerinnen haben uns damit auch ihr Vertrauen bei diesen Themen ausgesprochen. So gestärkt werden wir uns genau dafür in der kommenden Gemeindearbeit einsetzen. Ich bedanke mich bei allen WählerInnen für das ausgesprochene Vertrauen. Wir werden verantwortungsvoll damit umgehen.“ Armin Bahr ist auch mit dem Verlauf des Wahlkampfes zufrieden. Es wurde ein sachlicher, themenorientierter Wahlkampf mit Fairness ausgetragen.
SPÖ-Ergebnis stärkt Sozialdemokratie im ganzen Bezirk
„Wir gratulieren unserem Spitzenkandidaten Armin Bahr und seinem Team zu diesem sensationellen Erfolg. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet und gezeigt, dass sie wissen, was in Waidhofen an der Ybbs fehlt: nämlich Politik mit sozialdemokratischer Handschrift, die sich der Probleme der Bürger und Herausforderungen der Zukunft glaubhaft annimmt!“, erklären SPÖ NÖ-Landesparteivorsitzender Franz Schnabl, die Bezirksvorsitzende LR Ulrike Königsberger-Ludwig und SPÖ NÖ Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar zum Wahlergebnis in Waidhofen an der Ybbs. Die SPÖ mit Armin Bahr als Spitzenkandidat hat ihre sechs Mandate auf neun ausgebaut. Die Machtpolitik der ÖVP habe heute einen deutlichen Denkzettel erhalten und sei abgewählt worden, sagt Kocevar. „Der Erfolg der SPÖ Waidhofen an der Ybbs stärkt die Sozialdemokratie im ganzen Bezirk. Es wurde eindrucksvoll gezeigt, dass die Menschen mit sozialdemokratischen Werten erreicht werden und ein fairer Wahlkampf anerkannt wird. Wir gratulieren zu diesem hart erarbeiteten Ergebnis“, erklären Schnabl, Königsberger-Ludwig und Kocevar: „Gute Politik fängt in den Gemeinden an, das haben die Wähler heute in Waidhofen an der Ybbs bestätigt!“
Drittstärkste Liste im Gemeinderat: die MFG
Mit 17,08 Prozent katapultierte sich die impfkritische MFG (Menschen-Freiheit-Grundrechte) mit Spitzenkandidat Wolfgang Durst beim ersten Antreten auf Platz drei. Durst zeigt sich vom Ergebnis selbst überrascht: „Damit haben wir nicht gerechnet, dass wir sogar am zweiten Stadtsenat kratzen. Dass wir uns einen Stadtsenat erhofft haben, war für uns schon ein Griff nach den Sternen.“ Obwohl Martin Dowalil von FUFU dazugewinnen konnte, verweist ihn der MFG-Einzug in den Gemeinderat auf Platz vier. „Dass wir das fünfte Mandat ganz knapp nicht erreicht haben, schmerzt mich trotz prozentuellem Zugewinn schon“, so Dowalil. „Der Demokratie in Waidhofen aber tut das Gesamtergebnis bestimmt gut. Die stimmenstärkste Partei, sprich WVP, hat nun auf Augenhöhe die Koalitionsgespräche zu führen.“ NÖ-Landesgeschäftsführer der Grünen Hikmet Arslan zeigt sich erfreut, dass das eine Mandat von Matthias Plankenbichler gehalten werden konnte, auch wenn man den Verlust von 1,1 Prozent an Wählerstimmen verschmerzen muss. Ebenfalls hinter seinen Erwartungen blieb FPÖ-Spitzenkandidat Josef Gschwandegger. Nicht mehr im Gemeinderat vertreten ist die UWG, die von 4,5 auf 1,6 Prozent verloren hat. „Wir sind aufgrund meines Wechsels von der FPÖ erst relativ spät in den Wahlkampf gestartet, der vom kommenden Impfzwang überschattet war. Wir sind aber nicht mutlos und werden in fünf Jahren erneut für Waidhofen durchstarten“, so Karl-Heinz Knoll.
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