Merinowolle ohne Tierleid?
Während der Skisaison liegen Merinowollprodukte als natürliche Alternative zu synthetischen Materialen voll im Trend. Wenig bekannt ist die qualvolle Praxis des „Mulesing“, die häufig mit der Produktion von Merinowolle verbunden ist: Dabei werden den faltenreichen Merinoschafen mit einer Schere ohne Betäubung große Hautstreifen in der Nähe des Schwanzes entfernt, um Parasitenbefall zu verhindern. Diese grausame Methode wird in Australien angewendet, jenem Land, aus dem mindestens 75 Prozent der weltweit hergestellten Merinowolle stammt. Der AK-Konsumentenschutz OÖ und Vier Pfoten haben 14 österreichische Unternehmen gefragt, woher sie ihre Merinowolle beziehen und ob sie mulesingfreie Wollrodukte garantieren können.
Der Konsumentenschutz der AK Oberösterreich und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten haben gemeinsam insgesamt 14 österreichische Unternehmen, die Merinowolle verarbeiten oder Merinowolle-Produkte verkaufen, nach dem Ursprung ihres Rohstoffes gefragt. Lediglich drei Unternehmen konnten „Mulesing“ nachweislich ausschließen: Die Sportartikelhersteller Hervis und SCROC, sowie das nachhaltige Modelabel Zerum. Sie haben im Bewertungsschema von Vier Pfoten und AK eine Bewertung als „Gold-Champions“ verdient, weil nur diese drei die komplette Rückverfolgbarkeit ihrer Lieferkette sicherstellen können und für Kontrollen bis zum tierhaltenden Betrieb sorgen.
Aufgrund ihres Engagements wurden der Tiroler Schuhhersteller Giesswein, die Einzelhandelskette Hofer sowie der steirische Sportartikelhersteller Northland als Silber Champions bewertet. So lässt sich etwa Giesswein den Ausschluss von Mulesing vertraglich garantieren. Im Gegensatz zu den Gold-Champions fordert das Unternehmen allerdings keine Rückverfolgbarkeit bis zum tierhaltenden Betrieb.
Auch das oberösterreichische Unternehmen Grüne Erde kauft fast ausschließlich aus Ländern, in denen kein Mulesing stattfindet. Nur zum „Bronze Champion“ reichte es aber aufgrund der Tatsache, da das verwendete Gütesiegel Global Organic Textile Standard (GOTS) Mulesing derzeit noch erlaubt, wenn die Schafe betäubt werden. Laut Vier Pfoten ist eine Betäubung in der Praxis aber sehr schwer sicherzustellen bzw. zu kontrollieren. Bereits jetzt ermöglicht der Standard eine Rückverfolgbarkeit der Merinowolle. Ein explizites Mulesing-Verbot bzw. eine entsprechende Weiterentwicklung des empfehlenswerten Nachhaltigkeitsstandards GOTS ist für dieses Jahr geplant.
Fünf der befragten Unternehmen stehen mit ihren Bemühungen, Mulesing zu verhindern, ganz am Anfang. Gar keine Rückmeldung kam vom steirischen Mode- und Heimtextilien-Unternehmen Steiner 1888. Ob das Unternehmen Merinowolle mit Mulesing verwendet oder nicht, konnte deshalb nicht beurteilt werden.
Aufgrund der Befragung durch den AK Konsumentenschutz OÖ und Vier Pfoten hat sich die österreichische Einzelhandelskette SPAR für einen sofortigen Einkaufsstopp von Merino-Produkten entschlossen, sowie die Auslistung entsprechender Produkte aus dem Sortiment aller Interspar und Maximarkt-Filialen.
Weitere Informationen finden Sie auf ooe.konsumentenschutz.at.
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