Egal ob Neubau, Altbau oder sanierter Wohnraum, der wohl ungebetenste Gast im Winter ist der Schimmel in Zimmerecken und hinter Möbeln. Neben einer recht unschönen Optik kann der schwarze Pilz auch zum gesundheitlichen Problem werden.
von unserer freien Redakteurin CHRISTIANE SEUFFERLEIN
„Das Erste, was man vom Schimmel im Haus wahrnimmt, ist ein modriger Geruch. Zu diesem Zeitpunkt kann sich der Pilz bereits ungesehen hinter Möbeln oder unter dem Putz verbreiten. Dieser schleichende Prozess macht es so schwer, rechtzeitig zu reagieren. Dabei wäre es wichtig, den Schimmel möglichst früh zu bekämpfen, auch um gesundheitliche Probleme zu vermeiden“, sagt Karin Grafl, Umwelt- und Arbeitsmedizinerin aus Rohrbach-Berg.
Verschiedene Auswirkungen
Besonders ältere Menschen, Kinder oder Personen mit Vorerkrankungen sind von den Giftstoffen, die verschiedene Schimmelarten erzeugen, betroffen: „Das geht von Lungenerkrankungen über Haut- oder Augenprobleme bis zu starken allergischen Reaktionen. Manche spüren nur wenig, andere können wirklich schwer krank werden“, betont die Medizinerin und rät, den ungebetenen Gast nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Die Faktoren
Damit Schimmel im Wohnraum überhaupt entstehen kann, braucht es mehrere Elemente. Warme Luft im Wohnraum, die viel Feuchtigkeit speichern kann, trifft auf kaltes Mauerwerk. Dort kondensiert die Luftfeuchte und wird zu Wasser. Kann der Putz dieses Wasser nicht aufnehmen, bildet das einen Nährboden, auf dem sich die Pilzsporen des Schimmels niederlassen und wachsen.
Ein Problem moderner Wohnungen lokalisiert Harald Weihtrager, Baubiologe aus St. Veit, in der Heiztechnik. Heizkörper erwärmen die Luft. Gegen das kalte Mauerwerk kann kein Radiator anheizen, dabei wären warme Mauern wichtige Verbündete gegen das Kondenswasser. Nur Wandheizungen oder Kachelöfen können eine Strahlungswärme erzeugen, die auch das Gemäuer heizt. Zusätzlich braucht es die richtigen Baumaterialien: „Materialien, die Feuchtigkeit aufnehmen können, kommen viel zu selten zum Einsatz. Außerdem sind die Räume oft zugestellt mit Möbeln, speziell an den Außenwänden.“ In diese Kerbe schlägt auch die Umweltmedizinerin, die in ihrer Praxis auch Baustoffe untersucht: „Der Kalkputz unserer Vorfahren war eine ideale Basis für gutes Raumklima. Er ist leicht sauer, was der Schimmel gar nicht mag, diffusionsoffen und hat keine Schadstoffe ausgedünstet.“
Rasch handeln
Hat man den Schimmel nun hinter Möbeln oder in den Zimmerecken entdeckt, sollte man rasch handeln. Von chemischen Schimmelvernichtungsmitteln hält Karin Grafl dabei gar nichts: „Damit trage ich mir wieder potenziell giftige Stoffe in die Räume ein, die empfindliche Personen zusätzlich reizen können. Der Einsatz von Essig hilft wenig und nur kurzzeitig. Wichtig ist es, die Ursache für den Schimmelbefall zu finden und zu beheben.“
Lüften ist der erste Schritt
Ein oft zitierter Ansatzpunkt ist das richtige Lüften. Dazu Weihtrager: „Raumklima ist ein komplexer Zusammenhang mit vielen Variablen. Richtiges Lüften ist dabei nur ein erster Schritt. Ist die Raumluft zu feucht, muss sie durch kalte, trockene Außenluft ersetzt werden. Dabei dürfen aber die ohnehin schon kalten Wände nicht noch weiter auskühlen. Darum gibt es nur eine Methode, die das gewährleistet – das sogenannte Querlüften. Dabei werden gegenüberliegende Fenster für zirka fünf Minuten ganz geöffnet. Die Luft tauscht sich rasch aus und die Mauern verlieren kaum Wärme. Das sollte man in Räumen wie der Küche oder dem Wohnzimmer, wo sich viele Leute regelmäßig aufhalten, mindestens viermal täglich tun.“
Zusammenspiel der Materialien
Aber auch das beste Lüften kann Bau- oder Materialfehler nicht beheben, sind sich beide Profis einig. Die richtige Dämmung müsse auf den richtigen Putz treffen, alle Materialien spielen im Idealfall zusammen, damit die Feuchtigkeit nach außen dringen kann. Ist auch nur ein Element nicht durchlässig, verlagere man das Problem lediglich.
Großflächiger Schimmelbefall ist nur mit Hausmitteln nicht langfristig zu beseitigen und braucht echte Sanierungsmaßnahmen.
„Dabei muss man ganz individuell analysieren, welche Eingriffe zum Ziel führen“, sagt Weihtrager und Grafl ergänzt: „Wenn dann schon die Bauarbeiter am Werk sind, sollte man beim Material nicht sparen. Jeder Baustoff, der aufgrund seiner Zusammensetzung wieder ausgast oder Mikroplastik in die Luft entlässt, schadet dem Raumklima, das man ja verbessern will, und damit langfristig der Gesundheit.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden