Der Peugeot 508 hat weder etwas Anrüchiges noch etwas Erregendes, dafür ist er ganz schön unverschämt. Unverschämt gut.
Einen schweren Stand hat der Franzose bei uns trotzdem.Der VW-Konzern scheint ein übermächtiger Gegner zu sein, dass der Ford Mondeo neu ist und SUV´s wahllos aus dem Boden sprießen macht die ganze Sache auch nicht einfacher. Sind wir ehrlich, die Mittelklasse an sich dürfte die beste Zeit hinter sich haben. Dass der 508 als Limousine und nicht als SW-Kombi in unserem Fuhrpark Einzug gehalten hat, brachte uns schließlich zu der Conclusio, dass wir hier einen Randgruppentest durchführen. Doch beginnen Revolutionen nicht immer im Kleinen? Das ist vielleicht zu viel der Dramatik. Sagen wir Evolution.Der 508er bekam ein Facelift spendiert, welches sich spürbar von dem abhebt, was gemeinhin als solches beworben wird. Weil es gibt jetzt eine Ablage. In der Mittelkonsole. Damit hat sich die einzig wirkliche Schwäche des Franzosen erledigt und wir geben schon hier einen Tipp für das Jahr 2018 – wem es nach einem gebrauchten 508er verlangt, sollte mit der Suche beim Jahrgang 2015 beginnen. Freilich nicht nur wegen dieser einen Ablage.Doch steht sie symptomatisch für den ehrlichen Umgang des Herstellers mit eigenen Unzulänglichkeiten. Weg damit. Die neue Leuchtengrafik hat mit dem weniger zu tun, sie ist einfach dem Lauf der Zeit geschuldet. Krallenoptik am Heck, LED-Technik samt markanter Lichtsignatur und ein neuer Kühlergrill verleihen dem großen Franzosen ordentlich Dynamik und unterstreichen den Premium-Anspruch den der 508er mittlerweile stellt. Darf er das denn?Neuer 7“-Touchscreen, Head-up-Display, Vielzahl an Assistenten, 4-Zonen-Klima und einiges mehr gibt darauf die Antwort. Das Interieur ist gespickt mit Nettigkeiten die allesamt in feinen Materialien eingebettet sind. Die totale Verbannung aller Knöpfe á la 308 macht der 508er nicht mit, danke dafür. Das ein oder andere Tool hätten wir aber gerne vom überfrachteten Lenkrad ausquartiert. Radio, Freisprech, Tempomat und Bordcomputer auf so einer kleinen Scheibe kann nur mittelfristig zu fehlerfreiem Handling führen. Sonst aber alles gut, fesche Armaturen, feine Haptik, viel Platz. Perfekt ins Bild passt der 2,0 BlueHDI-Diesel mit 181 PS.Seine Nomenklatur heiß nicht, dass er gerne blau macht, sondern bezieht sich auf Spartechniken á la Start-Stopp-Technik. In seinem Wesen ist der stärkste Diesel ein sanfter Bulle, mit 400 Newtonmeter Zugkraft und unauffälliger 6-Gang-Automatik besteht ein permanenter Kraftüberschuss. Sportmodus und Schaltwippen sind trotzdem ein Missverständnis. Der Peugeot ist ein perfekter Offensivgleiter, einer, der die linke Spur sanftmütig frei räumt und einen Audi A4 eher beiläufig schnupft. Das Fahrwerk ist dabei gar nicht sooo französisch, also keine Angst vor einer schnellen Kurve. Also Leute, traut euch und zieht den 508er ins Kalkül.Er ist eine vollwertige Alternative zum eh schon faden deutschen Mainstream, dessen Tugenden wie tolle Verarbeitung und humorlose Fehlerlosigkeit er sich in sein francophiles Kleid eingenäht hat. Preislich ist der Peugeot 508 praktisch die Mitte in der Mittelklasse, EUR 38.150,00 für den Top-Diesel in der Ausstattung „Allure“ stehen am Plan. Einen Extratausender für den Kombi sollte man vielleicht noch auf der Seite haben. Was er kann:Alles was die Konkurrenz kann. Was er nicht kann:Als Limousine die 3 B´s ansprechen: Biker, Boarder, Baumeister. Extralob gib es:Für das beste Facelift seit langem. Ändern würden wir:Sein Mitteilungsbedürfnis - nicht alles was piepst, ist eine Gefahr. Daten Peugeot 508 2,0 BlueHDIMotor: 4-Zylinder Common-Rail DieselmotorHubraum: 1997 ccm Leistung: 180 PS bei 3750 U/min Max. Drehmoment: 400 Nm bei 2000 U/min Testverbrauch: 6,5 Liter Vmax: 230 km/h 0 auf 100 km/h: 8,5 Sek. Preis ab EUR 38.150,00 Mehr Fahrberichte finden Sie auf www.fahrfreude.cc.