Wer hierzulande „Pick-up“ sagt, denkt dabei ziemlich sicher an den „Ford Ranger“. Warum das so ist, haben wir uns im Test des 3.0 EcoBlue V6 Wildtrak angesehen. Autos erzeugen gerne Bilder im Kopf. Die sind ganz unterschiedlicher Natur. Im Kleinwagen sieht man sich kleinste Parklücken besetzen, im E-SUV von Ladestelle zu Ladestelle tingeln, im Sportwagen Serpentinen begradigen. Ein Pick-up dagegen erzeugt ganze Abenteuerfilme. Furten und Wüsten werden durchquert, Dschungel niedergerungen. Und am Ende wartet stets ein Schatz, den dir dann doch Indiana Jones wieder vor der Nase wegschnappt.
Das Potential für die Hauptrolle hat der Ford Ranger definitiv. Sperrdifferential an der Hinterachse, starrer Durchtrieb, Geländeuntersetzung des Getriebes, Watttiefe 80 Zentimeter und Fahrmodi für wirklich jeden Untergrund bescheren dem Bestseller ein den Meisten nur zu erahnendes Offroad-Potential. Wobei ehrlicherweise seine Statur ohnehin innerstädtische Fahrten zum wahren Abenteuer machen. Ergo dessen hat der Ranger alle erdenklichen Assistenzsysteme und Rundumkameras mit an Bord.
An dem Punkt wird zum ersten Mal klar, dass der Ford Ranger das Arbeitstier, welches er im Grunde seines Herzens ist, in den Hintergrund verschiebt. Das zieht sich in der Form durch das ganze Auto. Schon hemdsärmelig, mit teilweise robusten Materialien und nicht übermäßig viel Investition in die Geräuschdämmung. Auch mit sinnvollen Schwerpunkten in Bereichen wie lässig zu beladene Pritsche oder hohe Zuglast. Dem gegenüber steht via modernem Interieur, viel Komfortausstattung und dem V6 Diesel ein ausgeprägter Hang zum ganz normalen Auto.
Eh klar geht sich das aufgrund seiner schieren Masse nicht aus. Aber einmal hinter dem Lenkrad Platz genommen, eine Verkehrsinsel inmitten einer dieser viel zu kleinen Kreisverkehre durchpflügt und raus aus der Stadt und man vergisst die 5,3 Meter Länge und 2,4 Tonnen Leergewicht. Kurvenlage und Abrollkomfort erinnern schon sehr an die großen SUV´s, die zielgenaue Lenkung und kräftig zupackenden Bremsen schaffen Vertrauen und ein Wohlgefühl.
Braucht es nur noch Souveränität auf der Antriebsseite, die es bei Ford aber eh zu kaufen gibt. Ist halt alles eine Preisfrage. Zwischen 170 PS und 6-Gang-Automatik und 240 PS aus einem 3.0 Liter V6 samt 10-Gang Automatik liegen knapp 15.000,00 EUR. Allerdings, wenn ein V6 Diesel seine Stimme erhebt, 600 Newtonmeter den Vorderwagen anheben und man in 8,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h stürmt, ist das unbezahlbar. Der Top-Diesel schüttelt Power und Performance lässig aus dem Ärmel, bleibt beim Verbrauch verträglich. Das will man nicht versäumen.
Freilich, 80.128,70 EUR für den V6 EcoBlue „Wildtrak“ sind viel Geld. Trösten kann man sich mit einer feinen Ausstattung, Ford SYNC 4 samt Navi und AppLink, LED-Lichter, ParkPilot-System und mehr sind inkludiert. Die Extra-Liste bleibt aber eine Herausforderung, und das auch wegen ihres Umfanges. Wir sagen nur „Technologie Paket 68“, einfach genug Zeit zum Studium einplanen, dann wird das schon. Holt man bei der Bedienung eh alles wieder rein. Brillanter 12“ Hochkantscreen, diverse Regler und Knöpfe, alles logisch und durchdacht, sauber verarbeitet und aufbereitet.
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Echt lässig: 3.0 Liter V6 Diesel.
Echt stressig: Extras und Zubehör im Prospekt von Seite 9 bis 37.
Echt fett: Was er alles kann, wir aber nicht ausprobieren konnten.
Echt schade: Das wir noch keinen Testtermin für den neuen Plug-in-Hybrid haben.
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Daten Ford Ranger 3.0 EcoBlue V6 A10 Wildtrak
Motor: V6 Turbodiesel
Leistung: 240 PS
Max. Drehmoment: 600 Nm/1.750 U.
Testverbrauch: 10,3 Liter
Vmax: 180 km/h
0 auf 100 km/h: 8,7 Sek
Preis ab EUR 80.128,70
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