Haimbuchner: Managementplan für verhaltensauffällige Wölfe ist unerlässlich
BEZIRK FREISTADT/MÜHLVIERTEL. Das Thema Wolf beschäftigt auch die Politik: Unerlässlich ist für Naturschutzreferent LH-Stellverteter Manfred Haimbuchner (FPÖ) ein auf Oberösterreich abgestimmter Managementplan im Umgang mit Wölfen, vor allem mit verhaltensauffälligen Tieren. Der freiheitliche Landeshauptmann-Stellvertreter verweist auch darauf, dass der Wolf im Jagdgesetz geregelt ist und somit der Zuständigkeit des Agrar-, und nicht des Naturschutzreferenten liege.
In den Jahren 2009 bis 2015 wurden in Österreich genetisch jeweils zwischen zwei und sieben Wölfe nachgewiesen. Eine Rudelbildung ist bisher nur am Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich erfolgt. Mit zunehmendern Sichtungen auch in Oberösterreich steigt die Unsicherheit der Bevölkerung, vor allem in der Bauernschaft. Über die laufende Unterschriftenaktion des Bauernbundes im Bezirk Freistadt zum Thema Wolf hat Tips bereits ausführlich berichtet. Grund genug für den Naturschutzreferenten der OÖ Landesregierung, Manfred Haimbuchner, zum Thema Wolf Stellung zu nehmen.
Erfahrungen aus Nachbarländern hilfreich
„Es ist unerlässlich, einen auf Oberösterreich abgestimmten Managementplan für den Umgang mit Wölfen zu erstellen“, betont Haimbuchner. Dabei müssten auch klare Antworten auf die Frage nach dem Umgang mit verhaltensauffälligen Tieren gegeben werden. Hilfreich könnten in dieser Causa langjährige Erfahrungen aus Deutschland, Italien oder der Schweiz im Umgang mit Wölfen und der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten sein, meinte Gottfried Schindlbauer, Leiter der Abteilung Naturschutz beim Land OÖ.
30 Prozent Reproduktionsrate zu erwarten
Die Jägerschaft rechnet damit, dass sich die Wölfe mit zunehmendem Tempo neue Lebensräume suchen und sich in und um Allentsteig fest etablieren. Nach offiziellen Zahlen des deutschen Bundesamtes für Naturschutz lebten im September 2016 mindestens 46 Wolfsrudel, im Jahr 2017 bereits 60 Rudel, 13 Paare und drei Einzelwölfe - insgesamt mehr als 500 Wölfe. „Und das nach der Zuwanderung eines einigen Paares im Jahr 2000 aus Polen. aus den Zahlen in Deutschland lässt sich ein kontinuierlicher Zuwachs von mehr als 30 Prozent pro Jahr ablesen“, sagen Herbert Sieghartsleitner, der stellvertretende Landesjägermeister, und Christopher Böck, Geschäftsführer des OÖ. Landesjagdverbands. Aufgrund des strengen Schutzes des Wolfes nanch der FFH-Richtlinie der EU (Tips hat berichtet) ist die Jagd auf die Tiere streng verboten, weshalb mit einer Ausbreitung zu rechnen sei.
Nutztierrisse sind Hauptkonfliktquelle
Hauptkonfliktquelle im Zusammenleben von Menschen und Wölfen in Deutschland sind Risse von Nutztieren, da Wölfe nicht zwischen wilden und domestizierten Huftieren unterscheiden. Wie Haimbuchner betont, hänge die Anzahl an gerissenen Nutzrieren etwa im deutschen Bundesland Sachsen, das den größten Wolfsbestand hat, nicht von der Anzahl der Wölfe oder jener der Nutztiere ab, sondern allein von der Wirkung der Herdenschutzmaßnahmen (Elektrozäune, Herdenschutzhunde). „Übergriffe auf Menschen sind zumindest seit dem Jahr 2000, als der Wolf in Deutschland wieder heimisch wurde, nicht bekannt“, so der Landespolitiker.
Keine Streicheltiere, aber auch keine Bestien
Für den Landesjagdverband sind die Wölfe keine Bestien, aber auch keine Streicheltiere. Sieghartsleitner und Böck veweisen auf das Positionspapier „Zur Rückkehr des Wolfes nach Österreich“, in dem zum Beispiel gefordert wird, Gebiete zu definieren, wo es möglich sein kann, mit Wölfen zu leben und wo nicht - also eine wildökologische Raumplanung. Neben Bewusstseinsbildung und Aufklärung fordert LH-Stv. Haimbuchner eine klare Regelung bei Schäden durch den Wolf und die Erarbeitung eines konkreten Wolfsmanagementplanes. Der Zuständige dafür sei Agrarreferent Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP). Der Naturschutz bringe seine Expertise gerne unterstützend ein.
Haimbuchners Empfehlungen an den Agrarreferenten:
* Erarbeitung eines regionalen Managementplanes, da sich der Wolf auch in OÖ rasch ausbreiten wird.
* Erarbeitung eines effektiven Herdenschutzprogramms samt Schulung und Information von Weidetierhaltern und eine entsprechende Dotierung des Entschädigungsfonds für gerissene Tiere
* Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung aauf eine Begegnung mit einem Wolf vorzubereiten.
* Dauerhaftes Monitoring und Zusammenführung von Daten zum Wolf
* Erfahrungsaustausch mit Nachbarländern im Umgang mit dem Wolf
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