Wo 10.000 Kilo Schafwolle zu Patschen, Decken oder Taschen werden
HASLACH. An die 400 Adressen hat Christoph Eichinger, Betriebsleiter in der Manufaktur Haslach, auf seiner Liste der Schafhalter und Schurwolllieferanten stehen. Sie liefern den Rohstoff für die Filzprodukte, die hier in Haslach entstehen – allen voran die weithin bekannten Hauspatschen. Wie das funktioniert, warum das Geschäft mit der Wolle heute eigentlich keines mehr ist und wie der Betrieb soziale Verantwortung übernimmt, hat uns Eichinger bei einem Lokalaugenschein erzählt.
1990 wurde die Manufaktur Haslach als Anlaufstelle für die regionalen Schafhalter gegründet, damit diese ihre Wolle auch verkaufen können, erzählt der aus Freistadt stammende Christoph Eichinger, der seit ein paar Monaten den Betrieb leitet. An die zehn Tonnen Rohwolle sind es jedes Jahr, die angeliefert werden. „Da sind Schafhalter dabei, die teilweise unter 50 Kilo liefern, andere bringen uns auch größere Mengen. Die ganze gesammelte Wolle wird dann einmal im Jahr in Rundballen gepresst, an den Wollhändler verkauft und wir kaufen dieselbe Wolle gewaschen zurück“, beschreibt Eichinger. Das sei eigentlich kein gutes Geschäft, denn „wir kaufen derzeit die Wolle teurer ein als sie dann einbringt. Aber wir möchten auch unseren Schafhaltern nicht weniger zahlen“, ist sich der Betriebsleiter der regionalen Verantwortung bewusst.
Arbeit positiv erleben
Ebenso übernimmt die Alom-Einrichtung soziale Verantwortung, in dem zwölf Menschen hier einen zeitlich befristeten, geförderten Arbeitsplatz finden. „Wir wollen ein positives Verhältnis zur Arbeit vermitteln und unsere Projektmitarbeiter fit machen für die erste Arbeitswelt. Das ist uns in den letzten Jahren auch nicht schlecht gelungen“, freut sich der studierte Landwirt über eine Vermittlungsquote von über 50 Prozent. Neben diesen „Transitmitarbeitern“, ohne die der Betrieb nicht laufen würde, sind neun fix Angestellte am Werk.
Von der Wollflocke zum fertigen Produkt
Gerade geht es im ganzen Gebäude geschäftig zu: In der Näherei wird die zu Filz verarbeitete Mühlviertler Merinowolle und auch die zugekaufte Osttiroler Steinschafwolle in Form gestanzt und sorgfältig zu Filzpantoffeln oder Taschen zusammengenäht; die Schurwolldecken erhalten die Kettelnaht; Etiketten werden angenäht, Sitzkissen gefüllt. In der Walkerei werden die Patschen auf den Leisten in Form gebracht und die Laufsohle angenäht. In der Spinnerei entstehen Garne und Wolldochte, die später in der Weberei zu hochwertigen Tweed-Stoffen, die es in 55 verschiedenen Designs gibt, oder zu Teppichen verarbeitet werden.
Entwicklungspotenzial ist da
Verkauft wird hauptsächlich über den eigenen Laden am Areal des Textilen Zentrums Haslach und auf Märkten. Mittlerweile ist auch der neue Webshop ganz gut angelaufen, verrät Christoph Eichinger. Er sieht auf jeden Fall noch Entwicklungspotenzial bei einigen Artikeln und beim Sortiment. Bei allem steht aber solide Gestaltung und beste Qualität im Vordergrund. „Wir haben gute Produkte in guter Qualität und diese dürfen auch ihren Preis haben“, macht er klar.
Schönster Tweed vom Waldschaf
Einer der Schurwolllieferanten der Manufaktur Haslach ist Johannes Kjaer, der seit mehr als 20 Jahren in Julbach das Waldschaf züchtet. Dieses ist eigentlich für sein hochwertiges Qualitätsfleisch bekannt und beliebt. Aber auch die Wolle hat seine besonderen Seiten. Die alte heimische Rasse war früher sehr weit verbreitet und auf jeder Landwirtschaft zu finden. „Wir haben in den 80er-Jahren im Bayrischen Wald und in der Gegend Restbestände gefunden. Mit 100 Tieren haben wir dann die Zucht aufgebaut“, erzählt der Julbacher von den Anfängen. Heute tummeln sich 30 Mutterschafe und ihre Lämmer den ganzen Sommer über auf der Weide. Das hochwertige Fleisch verkauft der Julbacher über Direktvermarktung sowie an die gehobene Gastronomie.
Drei Fasertypen
Für die Wolle ist die Manufaktur Haslach seit Beginn an der beste Partner. „Die Wolle des Waldschafes besteht als Besonderheit aus drei Fasertypen: Die langen Haare leiten den Regen ab, die sehr feine Unterwolle sorgt für Wärme. Dann gibt es noch die Kurz- oder Stichelhaare, die dafür sorgen, dass das Fell schneller trocknen kann. Für die Wollverarbeitung sind diese allerdings unerwünscht und wurden deshalb bei anderen Schafrassen weggezüchtet“, erklärt Kjaer. „Für Kleidungsstücke, die direkt auf der Haut getragen werden, ist die Wolle nicht geeignet, weil sie kratzt. Aber bei Tweedstoffen ergibt sich durch die drei Fasertypen ein schönes Farbspiel.“ Gemeinsam mit der Textilwerkstatt Haslach hat er in den 90er-Jahren auch den Waldschaf-Tweed entwickelt.
Treffen der Schafhalter
Einmal im Jahr wird geschoren, dann liefert Johannes Kjaer etwa 80 Kilo Wolle an die Manufaktur. So wie alle Schurwolllieferanten ist auch er zum Schafhaltertreffen am 9. Februar (ab 13 Uhr) in der Manufaktur Haslach eingeladen. Bei diesem Netzwerktreffen geht es um Gedankenaustausch, auch Probleme und Herausforderungen können gemeinsam diskutiert werden.
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27.06.2019 17:28
Qualität manuell
Handarbeit bleibt eben Handarbeit. Nur weiter so.