Klimawandel: Oberösterreichs Flüsse werden wärmer
OÖ. Die Auswirkungen der Klimaerwärmung werden immer stärker. Doch nicht nur bei der Lufttemperatur gibt es Rekordhitze, auch die oberösterreichischen Gewässer - von der Donau über den Mondsee bis hin zur Alm - werden immer wärmer. Mit fatalen Folgen für die Fische.
Auch 2019 liegen die Temperaturen in Oberösterreich je nach Region um 1 bis 2 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. „Das klingt relativ harmlos, ist aber in Realität - weil es ein Durchschnittswert ist - relativ viel“, so Umweltlandesrat Rudi Anschober. Der Juni war in Oberösterreich der heißeste Juni seit Beginn der Messungen vor 250 Jahren. Doch die Klimakrise wirkt sich nicht nur an Land aus - auch die oberösterreichischen Gewässer werden seit den 1980er Jahren immer wärmer.
Bei der Messstelle „Krems- Kremsmünster (Ort)“ lagen die letzten Jahre der Messreihe dabei bereits um bis zu ca. 1,8 Grad Celsius im Jahresverlauf über dem langjährigen Mittel, in den Sommermonaten bereits um bis zu 2 Grad über dem Mittel.
Prognosen übertroffen
Bereits 2009 erging von Umweltlandesrat Rudi Anschober der Auftrag, die Temperaturentwicklung der oö. Fließgewässer sowie deren Zusammenhang auf Fischregionen näher zu untersuchen. Schon vor zehn Jahren wurde dabei bei mehr als der Hälfte der oberösterreichischen Messstellen ein signifikanter Trend zu steigenden Temperaturen festgestellt. Auch wurde prognostiziert wie stark die Temperaturen bis 2020 ansteigen würden. „Die Prognose von 2009 hat man bereits überschritten“, berichtet Stefan Schneiderbauer vom wasserwirtschaftlichen Planungsorgan des Landes OÖ.
Starke Erwärmung im Zentralraum
Besonders betroffen von dieser Erwärmung sind jedoch fließende Gewässer im Zentralraum und dem Eferdinger Becken. „Es sind Wasserflächen, die häufig nicht beschattet sind. Denn dort wo es flach wird und die Gewässer langsamer rinnen, haben wir oft eine dichte Bebauung“, erklärt Franz Überwimmer vom wasserwirtschaftlichen Planungsorgan des Landes OÖ. Die Sonne kann die Gewässer dementsprechend stärker aufheizen. Dennoch ist die Situation bei diesen Gewässern meist nicht so dramatisch. „Es ist schon so, dass sich die tieferliegenden Gewässer, wie die Donau, stärker erwärmen, aber dort leben auch die eher wärmeliebenden Fische“, weiß der Experte. Viel dramatische sind die Auswirkungen bei Flüssen wie der Alm.
Dramatische Situation für Fische
„Jetzt hat man die Verhältnisse beim Almsee, die man vorher im unteren Bereich gehabt hat“, so Schneiderbauer. Das ist besonders für Fische wir die Forelle bedrohlich: Jede Fischart besiedelt jenes Gewässer oder jenen Gewässerabschnitt, in welchem die Temperaturverhältnisse für den Ablauf der Lebensprozesse geeignet sind. Erhöht sich die Temperatur in Gewässern zu stark ist das für die Fische tödlich. Um Stress oder gar Tod zu entkommen wandern die Fische – sofern dies möglich ist – in höhere Abschnitte des Fließgewässers bzw. in kühlere Zubringergewässer. „Man kann schon die Alm raufwandern – aber irgendwann ist die Alm aus“, gibt Überwimmer zu bedenken.
Auch Seen werden wärmer
Doch auch bei den oberösterreichischen Seen ist die Tendenz zu erkennen: In Messungen über 40 Jahre an Mondsee, Irrsee und Hallstättersee konnten interessante Ergebnisse ermittelt werden. So weißen die Seen an der Seeoberfläche pro zehn Jahre eine Temperaturerhöhung von rund 0,4 Prozent auf. „In den tiefen Schichten lässt sich die Erwärmung noch nicht wirklich messen“, so Schneiderbauer. Die stabileren und längeren Schichtungsphasen, führen jedoch dazu, dass weniger oft sauerstoffreiches Oberflächenwasser in die Tiefe gelangt. Das wirkt sich auf das Ökosystem der Seen aus.
Beschattung und Renaturierung als Übergangslösung
Um die Erwärmung der Gewässer kurzfristig zu bekämpfen, ist eine Beschattung durch Ufervegetation wichtig. „Der Uferbereich ist ganz wichtig für das Gewässer“, erklärt Überwimmer. Auch eine morphologische Renaturierungen zur Schaffung thermisch günstiger Rückzugsorte und tieferen Flussbereichen ist von Vorteil – ebenso eine Sicherstellung von ausreichend dotierten Restwasserbereichen bei Kraftwerken und die Reduktion der Staubereiche. „Das Zulassen, dass die Fische raufwandern ist auch sehr wichtig.“
Maßnahmen gegen Klimawandel gefordert
Diese Maßnahmen dürften jedoch bestenfalls kurzfristige Effektwirkungen gegen eine Temperaturerhöhung haben. „Aber je früher wir eine massive Verringerung der globalen Emissionen schaffen, desto früher kann der Temperaturzuwachs noch eingebremst werden“, so Umweltlandesrat Anschober. Dementsprechend fordert er ein Umdenken der Politik: eine Attraktivierung und Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, eine Energiewende hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energieformen und die Ökologisierung des Steuersystems. Diese Maßnahmen wurden bereits von den Klimaschutzlandesräten der Bundesländer einstimmig beschlossen. Unter www.klimaschutzjetzt.at gibt es zudem eine Petition die sich für diese Anliegen einsetzt.
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