Schuldnerberatungen fordern Deckelung von Zinsen und Kosten
OÖ/LINZ. Mehr als 13.000 Beratungsgespräche verzeichneten die oö. Schuldnerberatungen 2019. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen leichten Anstieg. Bei vielen Schuldnern übersteigen die Forderungen den ursprünlichen Betrag um ein Vielfaches.
Insgesamt rund 13.200 persönliche Beratungsgespräche führten Schuldnerhilfe und Schuldnerberatung im vergangenen Jahr. Etwa 1.500 Privatkonkurse wurden von den Schuldnerberatungen durchgeführt oder nachbetreut, davon wurden circa 1.000 Privatkonkursverfahren neu beantragt. In Summe verzeichneten die Schuldnerberatungen 3.351 Neuzugänge. Das bedeutet einen leichten Anstieg um 3,62 Prozent bei den Personen, die erstmals zur Beratung gekommen sind. Im Zentralraum ist dabei die Schuldenproblematik am größten. In Linz gibt es zwei Beratungsstellen. Bei den Neuzugängen handelt es sich überwiegend um Familien (35 Prozent) und alleinstehende Personen (34 Prozent).
Schulden vervielfachen sich durch Zinsen und Betreibungskosten
Die Durchschnittsverschuldung der Klienten lag bei rund 65.000 Euro. „Diese Menschen haben vielleicht 25.000 Euro ausgegeben“, erklären Thomas Berghuber (Schuldnerberatung) und Ferdinand Herndler (Schuldnerhilfe). Aufgrund von Zinsen und Betreibungskosten vervielfachen sich die Forderungen jedoch. 2019 führte die Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungeneine österreichweite Erhebung bei den Schuldenberatungen durch. Das Ergebniss: Nach knapp acht Jahren haben sich Schulden nahezu verdreifacht. Jede dritte Forderung hat sich mehr als verdoppelt.
Exekutionsspirale
Die Menschen geraten in eine Exekutionsspirale. „Laut Bankenauskunft werden 99 Prozent der ursprünglichen Schulden zurückgezahlt. Auch unsere Schuldern haben, wenn sie zu uns kommen, das Kapital meist schon längst wieder zurückgezahlt“, weiß Berghuber. Die Schuldenberatungen fordern daher, dass die Verrechnung von Zinsen und Kosten gedeckelt wird. Eine einfache Lösung wäre, dass sich eine Schuld inklusive aller Kosten und Zinsen maximal verdoppeln darf – unabhängig von der Betreibungsdauer.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden