Blogger brechen Tabus: „Der Krebs gehört zu uns“
OÖ. Sie sind laut und nutzen digitale Medien, um über ihre Krankheit und ihren „ganz normalen“ Alltag mit Krebs zu sprechen. Tips hat mit Martina Hagspiel, der Gründerin der Initiative „Kurvenkratzer − Influcancer“, einer Plattform für Krebsblogger gesprochen.
Seit einigen Jahren erobern Blogger die Medienszene und nehmen sich mit ihren Beiträgen verschiedensten Themen an. So auch die „Kurvenkratzer“. Die Wienerin Martina Hagspiel setzte bereits 2014 den Grundstein um Kurvenkratzer, eine Plattform für Krebsblogger, zu gründen. „Wir haben bei Krebs immer noch mit einem Tabu zu tun und viele Betroffene trauen sich nicht, über die Krankheit zu sprechen. Wir wollen laut sein, damit diese Leute bei uns leise mitlesen können“, ist Hagspiel überzeugt von ihrer Initiative.
Inzwischen haben sich ihr zahlreiche Blogger angeschlossen und wollen mit ihr gemeinsam das Tabu brechen. Auch am Ordensklinikum Linz ist man auf die „jungen Wilden“ bereits aufmerksam geworden und so wurde Hagspiel Anfang des Jahres in den Alumni-Club der Krebsakademie Linz geladen, um über ihr Projekt zu sprechen. „Unser digitales Projekt kann keine Beratung ersetzen, wir sehen uns eher als eine gute Ergänzung. Die Dienstleistungen, die es gibt, lassen oft Lücken offen und die wollen wir Kurvenkratzer schließen“, so die 42-Jährige.
Digitale Selbsthilfegruppe
Neben dem Enttabuisieren von Krebs soll auch der Erfahrungsaustausch eine zentrale Rolle spielen. „Wir sind nichts anderes als eine digitale Selbsthilfegruppe. Wir wünschen uns, das Krebs zu den normalsten Themen der Welt gehört. Es ist für mich immer noch ein Rätsel, warum so wenig darüber gesprochen wird, obwohl jeder jemanden kennt, der Krebs hat“, so Hagspiel.
Deshalb kommen auf www.influcancer.com auch nicht nur Krebspatienten zu Wort, sondern auch Angehörige, wie etwa die aus Oberösterreich stammende Journalistin Pia Kruckenhauser. Beide Eltern sind an Krebs verstorben und sie berichtet in einem Video, wie es ihr als Tochter damit ergangen ist und wie das ihr Leben verändert hat.
„Wir wollen auch als Betroffene nicht nur über die Krankheit reden, sondern erklären, dass Krebs zu uns gehört und darüber, wie er unser Leben verändert hat. Denn das sind die Themen, die oft fehlen“, ist Hagspiel sicher. „Das geht vom Kleidung kaufen bis hin zu Beziehung und Sex. Alles ist anders.“
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