LINZ. Einen Appell an die Linzer, die verschärften Maßnahmen zur Bekämpfung des Covid-Virus mitzutragen, aber auch eine Forderung, die Testkapazitäten massiv auszubauen und Verteilzentren und Nachtlokale ordentlich zu kontrollieren, deponierten Bürgermeister Klaus Luger und Sicherheitsstadtrat Michael Raml am Freitag.
Zwar war auch in Linz zuletzt ein Steigen der Infizierten-Zahlen zu beobachten. Mit heutigem Tag sind 169 Menschen in Linz mit dem Covid-Virus infiziert, auf 100.000 Einwohner sind das 82 Infizierte. „Das ist exakt der Österreich-Durchschnitt“, betont Bürgermeister Klaus Luger. „Linz steuert auf keine zweite Welle zu, das wäre übertrieben. Aber wir müssen die Situation trotzdem in ihrer Ernsthaftigkeit erkennen und die Maßnahmen mittragen.“
Anzahl der Testungen erhöht
Die Anzahl der Testungen wurde zuletzt stark erhöht: „Vor einer Woche hatten wir 700 Tests täglich, mittlerweile ist diese Zahl auf 900 Tests täglich angestiegen“, so Luger, der auch betont, dass die aktuelle Phase nicht so gefährlich wie jene in der „Phase 1“, der Lock-Down-Zeit, sei: „Das klare Muster der Clusterbildungen gab es nicht in Phase 1, diese sind von Behörden, die funktionieren, leichter zu bekämpfen. Zudem wissen wir heute mehr über die Verteilung des Virus, etwa, dass Kinder nicht stärker betroffen sind oder die Übertragung auf Oberflächen einen verschwindend kleinen Teil ausmachen. Nicht zuletzt gibt es keinen einzigen Cluster, der auf ein Verkehrsmittel zurückzuführen ist, weil viele Menschen in Sorge sind, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln anzustecken.“
Grundsätzlich steht Luger hinter jenen verschärften Maßnahmen, die die Bundesregierung mit Start am Montag angekündigt hat. „Ich halte es nicht für richtig, nach Bezirken zu differenzieren, wie es die Ampelregelung machte. Ich appelliere deshalb an die Linzer, diese Maßnahmen mitzutragen. Wir werden etwa auch wieder Masken auf Märkten wie dem Südbahnhofmarkt oder am Frischemarkt am Hauptplatz tragen müssen, aber das ist nun einmal so.“
„In manchen Gastronomiebetrieben wurden die Grenzen überschritten“
Sorgen bereiten Luger Feiern im privaten Umfeld und findige Nachlokale: „In der Gastronomie wurde von so manchen der Trick der geschlossenen Gesellschaft ausgenützt. Bis in die frühen Morgenstunden, auch nach Sperrstunde um 1 Uhr wurde dieses Schlupfloch genützt. Mit der neuen Möglichkeit, dass diese geschlossenen Gesellschaften nur mehr maximal zehn Personen umfassen dürfen, haben wir hier jetzt auch eine polizeiliche Handhabe. Wir werden in diesem Segment verstärkte Kontrollen durchführen.“
Verteilzentren streng kontrollieren
Einen auffälligen Cluster aus der Arbeitswelt hebt der Linzer Bürgermeister besonders hervor: „ Es sind nicht die normalen Betriebe, die Friseure oder der Supermarkt, es sind die Verteilzentren wie zuletzt in Linz-Land, wo schon 90 Personen Teil des Clusters sind, wo immer wieder Cluster auftreten. Wer nur ein wenig weiß, wie es dort zugeht, den wundert das nicht. Diese Dienste gehören vom Arbeitsinspektorat ordentlich kontrolliert, die Schutzmaßnahmen der Beschäftigten gehören ordentlich geprüft, es trifft noch dazu zumeist die schwächsten unserer Beschäftigten.“
Zudem müssen die Kapazitäten der Auswertung laut Luger deutlich erhöht werden: „Das zu lange Warten auf die Ergebnisse ist nicht nur individuell schlimm, sondern auch gefährlich.“
Raml: „Die Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht“
„Unsere Stadt hat unsere Hausaufgaben in den letzten Wochen erledigt. 35 Personen kümmern sich derzeit ausschließlich darum, Kontaktpersonen zu kontaktieren. Diese personelle Ausstattung haben wir bereits im Sommer eingeleitet“, bilanziert der Linzer Sicherheitsstadtrat Michael Raml.
Auch er will die Testkapazitäten erhöhen: „Die Tests wurden bisher meines Wissens nach ausschließlich vom Roten Kreuz durchgeführt. Das Rote Kreuz ist aber möglicherweise am Rande der Kapazitäten angelangt. Dasselbe gilt für die Testlabore. Das Land Oberösterreich sollte diese Vorgehensweise überdenken und dafür Sorge tragen, dass die Testkapazitäten massiv ausgebaut worden. Die Stadt ist dafür bereit, wir brauchen aber die dafür notwendigen Instrumente und Partner.“
Raml schließt mit seiner Einschätzung, wonach ihm 20 Patienten auf der Intensivstation mehr Sorgen machen würden als 200 Covid-Fälle. „Mit Stand heute haben wir in ganz OÖ nur zwei Fälle auf der Intensivstation. Das Gesundheitssystem steht noch lange nicht vor dem Kollabieren.“
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