„Hast du Platz für mich und Tiga?“ Pflegeeltern sind im ganzen Land gesucht
BEZIRK ROHRBACH/OÖ. 460 Pflegefamilien geben aktuell in Oberösterreich 650 Kindern ein zweites Zuhause. Um dieses Betreuungsangebot stabil zu halten, weitet das Land OÖ die vor zwei Jahren gestartete Kampagne für mehr Pflegeeltern auf alle Bezirke in Oberösterreich aus. Neben der vollen Erziehung sind auch flexible Betreuungsformen in Teilzeit möglich.
Der Bezirk Rohrbach gilt traditionell als Pflegefamilien-Hochburg. Hier leben derzeit 37 Pflegekinder in 26 Pflegefamilien, wobei nicht alle Kinder aus dem Bezirk kommen. Für Bezirkshauptmann Valentin Pühringer sind Pflegefamilien ein „unverzichtbarer Partner der Kinder- und Jugendhilfe: Ihre Bereitschaft, einem Kind, das Hilfe braucht, ein Leben und Aufwachsen im geschützten Familienkreis und damit bestmögliche Betreuung zu bieten, ist von unschätzbarem Wert.“
Den Grund, warum in Rohrbach die Pflegeelternschaft so gut funktioniert, sieht Pühringer zum einen in seinem Team von der Kinder- und Jugendhilfe unter Leitung von Guido Bonifer, das möglichst engen Kontakt mit den Familien hält, diese begleitet und unterstützt. „Wir sehen die Aufgabe, ein Pflegekind großzuziehen, als gesellschaftliche Aufgabe. Nicht jede Pflegefamilie ist gleich und jede braucht etwas anders. Wir setzen auch auf regen Austausch untereinander“, nennt er etwa die regelmäßigen Treffen, den geplanten Aktionstag oder den bezirksweiten Pflegeelternbrief als Beispiele. „Wir merken außerdem, dass bestehende Pflegefamilien andere Familien ermuntern, sich diese Aufgabe ebenfalls zuzutrauen“, berichtet der Bezirkshauptmann. Vielleicht trage aber auch die ländliche Struktur und der ausgeprägte Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn zum Erfolg des Modells bei, ergänzt er.
Pflegeeltern in Vollzeit oder Teilzeit
Dennoch braucht es auch im Bezirk Rohrbach, so wie im ganzen Land, weitere Pflegeeltern. Vor allem die Teilzeit-Variante ist hier noch wenig angekommen. „Die Formen der flexiblen, überbrückenden oder ergänzenden Betreuung gewinnen immer mehr an Bedeutung“, weiß Theresia Schlöglmann, Abteilungsleiterin der Kinder- und Jugendhilfe OÖ. „Diese Alternative ermöglicht Kindern, dass sie weiter zu Hause leben können. Das Herausnehmen aus der Herkunftsfamilie ist immer der allerletzte Schritt.“
Personen, die ein Pflegekind in „voller Erziehung“ aufnehmen möchten, müssen eine fachliche Vorbereitung, bestehend aus sieben Modulen, absolvieren. Erfreulicherweise steigt die Zahl der Pflegeeltern in Ausbildung, im Jahr 2024 waren es 39. „Jeder Anstieg ist gut, denn das bietet zusätzliche Chancen für Kinder, die eine familiäre Betreuungsform brauchen. Wir möchten für jedes betroffene Kind die passende Unterstützung finden“, sagt Schlöglmann.
Kinder kommen zu Wort
Mit der Ausweitung der Kampagne Pflege-Eltern.Jetzt auf ganz Oberösterreich möchte Kinderschutz-Landesrat Martin Winkler noch mehr Menschen ermutigen, sich für diese wichtige Aufgabe zu engagieren und Kindern Stabilität, Sicherheit und Geborgenheit zu geben. „Man bietet damit Kindern die Chance auf einen neuen Anfang, gibt ihnen Vertrauen und Hoffnung auf eine bessere Zukunft“, ist er allen bestehenden Pflegeeltern dankbar.
Herzstück der Kampagne, die vom Branding Studio Superbrilliand umgesetzt wurde, sind die Stimmen der Kinder. Bleibst du bei mir, bis ich schlafe? Kannst du mit mir die HÜ machen? Hast du Platz für mich und Tiga? – solche Botschaften kommen auf Großplakaten, Werbeanzeigen, Abreißzetteln, oder in digitaler Form zu den Leuten.
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