Karin Chalupar (Grüne Linz-Land): "Gemeinden sind bei der Raumordnung überfordert"
NEUHOFEN/LINZ-LAND. Die Grünen wollen im Herbst wieder in das Parlament einziehen. Bezirkssprecherin Karin Chalupar aus Neuhofen erklärt, was die Bezirksorganisation dazu beitragen kann, was Privatgärten mit Klimaschutz zu tun haben und wie das Zugfahren attraktiver werden kann.
Tips: Wie gehen die Grünen den Wahlkampf für die Nationalratswahl im Herbst an?
Karin Chalupar: Jetzt ging es erst einmal darum, Unterschriften zu sammeln, weil wir ja nicht im Parlament sind. Die Unterschriftenaktion wird auch genutzt, um Wirbel zu machen. Die Zeit direkt vor den Wahlen hält sich natürlich jeder frei.
Tips: Wie ist die Stimmung bei den Grünen?
Chalupar: Die Stimmung ist gut. Die EU-Wahl haben wir gut geschlagen, Neuhofen war sogar die beste Grüne Gemeinde. Wir haben im Vorfeld viele Hausbesuche gemacht. In ganz Österreich sind die Mitgliederzahlen deutlich gestiegen nach der EU-Wahl und nach der Nationalratswahl 2017. Ich selbst hatte viel zu erledigen mit den vielen neuen Mitgliedern. Viele fragen sich, warum sie nicht viel früher Mitglied und aktiv geworden sind.
Tips: War es richtig von Werner Kogler, sein EU-Mandat nicht anzunehmen?
Chalupar: Als er sich für die EU-Wahl aufstellen ließ, war noch nicht vorherzusehen, dass es eine Nationalratswahl geben wird. Ohne die Neuwahl hätte Kogler Zeit gehabt, einen Spitzenkandidaten aufzubauen. Es ist jetzt wichtig, dass wir einen Kandidaten haben, den die Leute kennen. Die Grünen kommen ohnehin nicht oft in den Medien vor. Wir haben gute Leute auf der Liste.
Raumordnung als wichtigstes Thema
Tips: Welche Themen sind den Grünen in Linz-Land wichtig?
Chalupar: Die Raumordnung ist uns ein großes Anliegen, etwa beim Bau der Trainingsfelder in Pasching oder den Umwidmungen für die Umfahrung Haid. Die Gemeinden sind überfordert. Infrastruktur und öffentlicher Verkehr werden zu spät. oder gar nicht gebaut. Würde man hier langfristiger denken, bräuchte es keine Container oder Neubauten für die Kinderbetreuung. Der Bedarf kommt in Wellen, eine anderweitige Nutzung muss möglich sein. Hier muss langfristig gedacht werden.
Tips: Wie stehen Sie zu den Umfahrungen Haid und Neuhofen?
Chalupar: Vor dem Straßenbau muss immer der öffentliche Verkehr stehen. Straßen ziehen Verkehr an. In Haid kommt ja zusätzlich Betriebsbaugebiet, das zu mehr Verkehr führt. In Neuhofen ist die Mehrheit für die Umfahrung zu knapp. Das Radfahren muss dort sicherer werden, damit gerade kurze Strecken wieder mit dem Rad gefahren werden. Ich fahre oft mit dem Rad nach Linz, das geht sehr gut. Nur der Anschluss an der Waldeggstraße ist gefährlich.
Tips: Markus Hain (FPÖ Linz) und Günther Steinkellner (Landesrat FPÖ) wollen jetzt die Waldeggstraße für den Radverkehr attraktivieren. Das muss doch eine Jubelmeldung sein für die Grünen.
Chalupar: Die Anbindung bei der Waldeggstraße ist eine langjährige Forderung der Radlobby und das gehört unbedingt gemacht. Wenn Günther Steinkellner im nächsten Satz sagt, dass die Osttangente kommt, ist das nur ein Lippenbekenntnis. Das kann man auch mit Zahlen belegen: In Ländern, wo viel mit dem Rad gefahren wird, werden 30 Euro pro Bewohner in den Radverkehr investiert. In Linz sind es zwei oder drei Euro, in Neuhofen gibt es da gar nichts.
Tips: Arbeiten Sie mit den Bürgerinitiativen zu den Trainingsfeldern in Pasching oder der Umfahrung Haid im Bezirk zusammen?
Chalupar: Viele, die sich bei den Bürgerinitiativen engagieren, sind Grüne, aber die Initiativen wollen autonom und parteiunabhängig sein. Wir bieten aber schon unsere Unterstützung an, etwa wenn es um Rechtliches geht. Wir können auch mit unserem Wissen unterstützend wirken.
Plädoyer für Bus und Bahn
Tips: Wie kann man die Öffis in Linz-Land attraktivieren?
Chalupar: Das Tarifsystem muss vereinfacht werden. Zug und Bus sind noch zu teuer: Das 365-Euro-Ticket wäre optimal. Am Beispiel der Zugverbindung zum Flughafen Wien sieht man: Ist ein Angebot attraktiv, steigen die Leute gerne auf Öffis um. Ein Freizeitausflug mit den Öffis ist auch ein Abenteuer und eine Bereicherung. Ich plädiere auch für Ausflüge in der nahen Umgebung, bei denen man etwa mit den Kindern einen Wald entdecken kann. Dass man auch mal an das Meer fahren will, verstehe ich aber auch.
Tips: Für viele ist das Fahren mit den Öffis noch zu umständlich.
Chalupar: Viele können ja gar nicht mehr mit Öffis fahren. Die Straßenbahn geht meistens noch, aber wenn man dann auf einen Bus umsteigen müsste, da verweigern viele - obwohl es mit dem Handy heutzutage so einfach wäre, auch um Alternativrouten zu finden, wenn etwa ein Bus nicht fährt. Wichtig wären auch mehr Angebote im Tourismus. Südtirol macht das schon sehr gut: Da gibt es ein Ticket für ganz Südtirol und man muss nicht überlegen, ob das ein Bus oder ein Zug ist. Ganz toll finde ich auch Nachtzüge.
Tips: Was kann man sonst noch für den Klimaschutz tun?
Chalupar: Man sollte das Potential privater Gärten nicht unterschätzen. Viele wünschen sich zwar ein Haus im Grünen, haben dann aber Angst vor der Natur. Bäume und Hecken haben einen kühlenden Effekt, eine Klimaanlage braucht man dann nicht. Das gilt auch für den öffentlichen Raum: Auf dem Linzer Hauptplatz erdrückt einen die Hitze am Abend nach einem Sommertag. Alleen und Bäume in Städten sind die Zukunft.
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