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Gerstorfer will am Burgenland-Vorbild weiteren Pflege-Ausbau

Tips Logo Karin Seyringer, 04.08.2021 14:56

OÖ. Die „soziale Modellregion Burgenland als Vorbild für OÖ“ – unter diesem Titel wurde zum Gespräch mit Oberösterreichs Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, beide SPÖ, in Linz geladen. So startet in OÖ im September ein Pilotprojekt zur Anstellung pflegender Angehöriger. Die OÖVP sieht hier noch offene Fragen.

  1 / 2   Burgendlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Oberösterreichs Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer in Linz. (Foto: MecGreenie)

Die Debatte um den Pflegebedarf angesichts demografischer Entwicklung ist bekannt. Durch eine älter werdende Gesellschaft und durch anstehende Pensionierungen – bei gleichzeitig abnehmenden innerfamiliären Ressourcen - erhöht sich der Personalmangel weiter. Bis zum Jahr 2030 werden in Österreich rund 75.000 zusätzliche Fachkräfte in der Altenbetreuung- und Pflege benötigt. Gerstorfer und Doskozil rügen einmal mehr den Bund. „Die Pflegereform lässt auf sich warten. Hier gilt es, jetzt die Finanzierung zu klären, damit jeder, der Pflege braucht, auch Pflege bekommt“, so Gerstorfer. Beide pochen auch einmal mehr auf bessere Entlohnung von Pflegekräften und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Es brauche einheitliche finanzielle Anreize, um den Pflegeberuf zu ergreifen, aber auch einen einheitlichen Personalschlüssel in der Pflege sowie Evaluierung der derzeit in vielen Bundesländern vorhandenen Mindestpflegeschlüssel.

„Almosenpolitik“

Zwar schön, wenn es das zusätzlich gebe, findet Gerstorfer den ÖVP-Vorschlag, betreuende Angehörigen mit einer Förderung von 1.500 Euro pro Jahr zu unterstützen, sie und Doskozil sehen aber eine „Almosenpolitik“. “Wir haben aktuell das massive Problem der fehlenden Kurzzeitpflege und zu wenige Tageszentren. Statt diesem Bonus wäre es mir lieber, in die Infrastruktur zu investieren. Wenn es beides gibt, ist das super, die Infrastruktur ist aber wichtiger. Der Pflege-Daheim-Bonus wird das Problem der Angehörigen nicht lösen“, ist Gerstorfer sicher.

Auf Betreuung zu Hause schauen

Für Doskozil ist klar: „Das Pflegesystem muss von der öffentlichen Hand finanzierbar sein, der komplette Pflegebereich muss gemeinnützig sein.“ Man dürfte bei der Betreuung zu Hause nicht wegschauen.

Das Burgenland hat über eine Tochtergesellschaft ein Anstellungssystem für pflegende Angehörige eingeführt. Aktuell 200 Personen sind angestellt – auf 300 in diesem Jahr könne finanziell ausgebaut werden. Bei Pflegestufe 5 etwa kann sich der pflegende Angehörige 40 Wochenstunden anstellen lassen und bekommt den Mindestlohn von 1.700 Euro netto. Das sei immer noch günstiger, als die Personen in Pflegeheimen zu betreuen. „Wir sehen im Burgenland: Das ist finanzierbar, machbar und leistbar“, so der burgenländische Landeshauptmann.

Pilotprojekt in OÖ

Oberösterreich startet im September ein Pilotprojekt zu Anstellung betreuender Angehöriger – im ersten Schritt für 30 Angehörige, die Kinder mit schweren Beeinträchtigungen bis 16 Jahre betreuen. Als finanzieller Beitrag zur Betreuung werden 50 Prozent des Pflegegeldes eingehoben. Mehr Infos zum Pilotprojekt gibt's auf www.tips.at/n/539299

Gerstorfer will auch auf Seniorinnen ausweiten, was bislang an der OÖVP scheitere, kritisiert sie. Zudem sei es organisatorisch schwieriger als im Burgenland, wo die Pflege in einer Hand sei. In OÖ gibt es mit den Sozialhilfeverbänden 18 Entscheidungsträger. Der Zuspruch bislang jedenfalls sei groß, für die ersten 30 Plätze im Pilotprojekt gebe es eine lange Liste an Interessenten.

Aber nicht nur die Pflege, auch die Kinderbetreuung sieht Gerstorfer im Burgenland besser geregelt als in OÖ. Sie kritisiert einmal mehr zu wenige Krabbelstuben-Plätze für die 0-2-Jährigen sowie den Anteil der Schließtage in OÖ. Auch die Kindergartengebühr für die Nachmittagsbetreuung will sie wieder abgeschafft wissen. Nur so können eine echte Wahlfreiheit für Frauen sowie bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet werden.

OÖVP sieht weiter „viele ungeklärte Fragen“

Wie schon zuvor kritisiert die OÖVP „viele ungeklärte Fragen“ rund um das Anstellungsmodell für pflegende Angehörige. „Das neuerlich als Vorbild-Projekt angepriesene Anstellungsmodell für pflegende Angehörige weist weiterhin viele offene Fragen und blinde Flecken auf“, so OÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer. „Faktisch müssten nämlich betroffene Familien eine Anstellung zu großen Teilen über Abzüge bei Pflegegeld oder Pension selbst finanzieren. Außerdem sind Arbeitszeit-, Ruhezeit- und Urlaubsregelungen ungeklärt. Und: Die Altersverteilung der pflegenden Angehörigen ist im Durchschnitt so gestaltet, dass nur für ein geschätztes Drittel der Zielgruppe das Anstellungsmodell überhaupt relevant ist“, zählt Hattmannsdorfer auf.


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