"Pflegereform darf keine weiteren 15 Jahre dauern"
OÖ/Ö. Landeshauptmann Thomas Stelzer lud gemeinsam mit Caritas-Präsident Michael Landau in Linz zum Hintergrundgespräch. Es gebe keinen Mangel an Plänen und Ideen, es fehle aber an der Umsetzung, so die beiden. Der Bund müssen nun endlich die Pflegereform umsetzen.
Durch Corona dürften zentralen Themen wie der Sicherung der Pflege nicht ausgebremst werden, so Stelzer in Richtung Bund. Stelzer verweist auf das aktuelle Pflegepaket in OÖ, jetzt brauche es Lösungen auf Bundesebene. Ziel soll sein, den Pflegefonds des Bundes massiv aufzustocken. Länder und Gemeinden, die die Hauptlasten der Pflegefinanzierung zu tragen haben, dürfen nicht alleine gelassen werden.
Problem Personalmangel
Für Stelzer ist klar: Es müssten mehr Personen in den Beruf der Pflege gebracht werden – „bei jungen Leuten ist es ein Manko, dass wir in der Pflege noch keinen Lehrberuf haben. Das bringt es mit sich, dass wir eine gewisse Interessentengruppe, die nach dem Ende der Schulpflicht warten muss, bis sie in eine Pflegeausbildung einsteigen könnte – verlieren.“ Wo mach- und gestaltbar würde ein Lehrberuf, wie es ihn auch in der Schweiz gibt, Sinn machen, so Stelzer. Auch hier sei der Bund gefordert. Bei der Gruppe der Berufsumsteiger müsse alles getan werden, damit trotz Ausbildung und Umschulungen ein Einkommen gewährleistet sei. Schon jetzt gibt es Stipendien-Modelle, „wir glauben, hier noch mehr machen zu können.“
„Zukunftsberuf Pflege“
Auch Landau verweist zudem auf den wichtigen „Zukunftsberuf Pflege“: „Mindestens 75.000 bis 100.000 zusätzliche notwendige Betreuungs- und Pflegekräfte bis 2030 werden gebraucht. Hier müssen unterschiedlichste Ausbildungsangebote für Pflege- und Sozialbetreuungsberufe zur Verfügung gestellt werden, flächendeckend und kostenlos, sowohl für Junge als auch für Umsteiger. Die Lebensunterhaltskosten während der Ausbildung müssen gedeckt werden können. Klar ist: allen, die den Wunsch verspüren und eine Eignung und Neigung zu diesem Berufsfeld haben, muss es möglich gemacht werden, diesen Beruf zu ergreifen“, appelliert Landau.
Bund gefordert
Bei jenen, die den „Löwenanteil“ leisten, den pflegenden Angehörigen, verweist Stelzer auf den von der ÖVP vorgeschlagenen „Pflege-Daheim-Bonus“, generell sei es die Herausforderung, pflegende Angehörige zu entlasten, ihnen Sicherheit zu geben, etwa mit Kurzzeitpflege-Plätzen, kurzfristigen Betreuungsmöglichkeiten.
Um hier aber entsprechendes Angebot zu schaffen, sei der Bund am Zug: Der zurzeit mit etwa 418 Millionen Euro gespeiste Pflegefonds „muss dringend aufgestockt werden. Hier sehen wir den Bund in der Pflicht“, so Stelzer.
„Darf keine weiteren 15 Jahre dauern“
Generell müsse die Pflegereform nun „wirklich in die Gänge kommen“, so Stelzer. Für Caritas-Präsident Landau ist klar: „Seit 15 Jahren sind zig Versuche unternommen worden, eine Pflegereform umzusetzen, wir können keine weiteren 15 Jahre warten.“ Man sei es den Betroffenen, Angehörigen, Pflegenden, Mitarbeitern schuldig, den vielen Worten, Plänen Taten folgen zu lassen.
Er fordert etwa eindringlich eine Reform des Pflegegeldes, demenzielle Erkrankungen müssten stärker beachtet werden, diese seien unzureichend in der Einstufung des Pflegegeldes berücksichtigt, eine Adaptierung „wäre vom Bund schnell erledigt.“
Auch er fordert bei der Pflege zuhause den raschen Ausbau von Beratungs- und Unterstützungs- und Entlastungsangeboten, zeitlich flexibel, kurzfristig, stundenweise Betreuung für pflegende Angehörige. Landau verweist hier darauf, dass es vor allem Sicherheit für die Angehörigen geben müsste, durch den Ausbau der Möglichkeiten der Kurzzeitpflege.
Und: Es müsse an der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Attraktivität des Berufes gearbeitet werden. Entbürokratisierung wäre für Landau ein wichtiger Schritt, damit die Mitarbeiter das machen können, wofür sie auch ausgebildet wurden, für die Betreuungen und Pflege.
Anstellung pflegender Angehöriger: Stelzer sieht Probleme
Von der Anstellung pflegender Angehöriger – Oberösterreichs Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer startet dazu im September ein Pilotprojekt, ist Landeshauptmann Stelzer als Zukunftsmodell nicht überzeugt. „Wir haben in OÖ dem Versuch zugestimmt, zumindest im Bereich der Menschen mit Beeinträchtigung. Ich sehe aber keinen auf Dauer erfolgversprechenden Weg. Warum? Weil sehr viel an Unterstützungsleistungen in dieses System fließen müssen - ich sehe einen Wechsel von einem Bein zum anderen.“
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