Hohe Wellen nach Abweisung von Patientin in Linz: Gewaltambulanz für OÖ angekündigt
LINZ/OÖ. Der Aufschrei war groß, nachdem wie berichtet eine Frau nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung nach zuvor erfolgter Erstaufnahme am Kepler Uniklinikum doch abgewiesen wurde, weil es sich nicht um das Aufnahmespital handelte. Zahlreiche Vereine und Initiativen protestieren und forderten am Montag vor Presse erneut die Errichtung einer Gewaltambulanz in OÖ. Ebenfalls am Montag wurde vom Land der Auftrag an die Oö. Gesundheitsholding zur Etablierung einer solchen erteilt.

Der Fall schlug hohe Wellen: Eine wohnungslose Frau sei Anfang April Opfer einer Vergewaltigung geworden, vertraute sich zwei Streetworkerinnen an, die sie überzeugen konnten, Hilfe im Krankenhaus zu suchen. Bevor die Frau in Begleitung der Sozialarbeiterinnen das KUK aufsuchte, hätten sie sich telefonisch versichert, dass sie kommen könnten.
Nach Erstaufnahme sei die Frau allerdings aufgrund fehlender Ressourcen, den Fall abzuklären, an das Aufnahmespital verwiesen worden, woraufhin das Opfer jede weitere Behandlung abgelehnt hätte.
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„Täter wird auf freiem Fuß bleiben“
Das betroffene Opfer sei derzeit stabil, die Kriminalpolizei hat sich bei ihr gemeldet, weiß Juristin Didem Wenger am Montag zu berichten. „Aber wir wissen, auch wenn jetzt ermittelt wird, wir haben keine Beweise, der unbekannte Täter ist weiterhin auf freiem Fuß und das wird leider wahrscheinlich so bleiben“, so die Aktivistin, auch Initiatorin einer Petition zur Errichtung einer Gewaltambulanz in OÖ.
Bei einer vor dem Landhaus in Linz einberufenen Pressekonferenz am Montag mit vielen Unterstützerinnen, darunter Vertreterinnen von Opferschutzeinrichtungen, Frauenberatungsstellen und SPÖ, Grünen und den NEOS, wurde erneut eine Gewaltambulanz für Oberösterreich gefordert.
Auch Eva Schuh, Leiterin des oö. Gewaltschutzzentrums, verweist neben der Begleitung von Betroffenen auf die nötige Beweissicherung. Spermaspuren seien nur 72 Stunden nachweisbar, K.-o.-Tropfen nur ein paar Stunden. „Es braucht die Möglichkeit für eine anonyme Begutachtung und Versorgung, damit – auch wenn das Opfer erst später Anzeige erstatten will – die Beweise gesichert sind“.
„Kein Einzelfall“
„Das, was dieser Frau passiert ist, ist kein Einzelfall“, sei Wenger unter anderem ein ähnlicher Fall von Abweisung von einer Sanitäterin, die anonym bleiben möchte, zugetragen worden. Wenger sieht „Systemversagen“. „Genau deswegen setzen wir uns für die Gewaltbetroffenen, für die Opfer, unabhängig vom Geschlecht, vom Alter, von sexueller Orientierung, ein.“
Auftrag erteilt: Ambulanz soll kommen
Das Land OÖ sieht bei der Abweisung der obdachlosen Linzerin menschliches Versagen. „In allen oö. Spitälern gibt es Opferschutzgruppen und eine flächendeckende und niederschwellige Versorgung von Gewaltopfern, leider ist aber nicht ausgeschlossen, dass es in der Betreuung vereinzelt zu Fehlern oder Unzulänglichkeiten kommt.“
Das Land habe sich zudem als Pilot-Standort für eine Gewaltambulanz beworben, dies sei vom Bund aber abgelehnt worden, weil es keine eigene Gerichtsmedizin im Land gibt.
Der dringende Ruf nach einer Gewaltambulanz wird aber gehört: Ebenfalls am Montag teilte LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) mit, der OÖ Gesundheitsholding (OÖG) den Auftrag erteilt zu haben, am KUK eine Gewaltambulanz zu etablieren. Dies habe in Abstimmung mit den Stakeholdern zu erfolgen, mit denen die an allen Spitälern bestehenden Opferschutzgruppen schon jetzt kooperieren – insbesondere Polizei, Gewaltschutzzentren und Frauenhäuser.
„Auch wenn die Erfüllung aufgrund des Mangels an Gerichtsmedizinern eine große Herausforderung sein werde, werde das KUK versuchen, den bundesgesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und eine Gewaltambulanz in Oberösterreich zu etablieren“, heißt es.
Schritt wird begrüßt
„Nach der Pressekonferenz und dem andauernden Druck der Opferschutzeinrichtungen, Aktivistinnen, Politik und Medien begrüßt die Initiatorin die Auftragserteilung von Haberlander über die Errichtung einer Gewaltambulanz in OÖ“, heißt es von Didem Wenger in einer ersten Stellungnahme am Montagnachmittag.
Auch SPÖ, Grüne und NEOS begrüßen die Ankündigung, auch wenn es offenbar einen schlimmen Vorfall gebraucht habe, wird auf einen dringlichen Antrag zur Errichtung einer Gewaltambulanz in der vergangenen Landtagssitzung verwiesen. Jetzt brauche es die zügige Umsetzung. MFG hingegen fordern „keine neue Zentralstelle, sondern bessere Nutzung bestehender Strukturen vor Ort.“
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