Wie die Windhaagerin Helga Krückl zur Pionierin für die teilmobile Schlachtung wurde
WINDHAAG. Helga Krückl vom Schneiderlehen in Holzmann hat jahrelang für einen stressfreien Tod ihrer schottischen Hochlandrinder direkt am Hof gekämpft. Ohne Übertreibung hat sie damit eine langwierige Pionierarbeit für die inzwischen erlaubte teilmobile Schlachtung geleistet.
Durch eine Gesetzesänderung der EU im Sommer 2021 bezüglich Hygienebestimmungen ergaben sich neue Möglichkeiten der Schlachtung direkt am bäuerlichen Betrieb: Seit diesem Zeitpunkt ist es gesetzlich erlaubt, Tiere am Herkunftsbetrieb zu schlachten, ohne dafür selbst einen zugelassenen Schlachtraum haben zu müssen. Man bezeichnet diesen Vorgang als „teilmobil“.
Die teilmobile Schlachtung bietet Bauern eine stressfreie Alternative, bei der die Tiere nicht lebend für den Transport verladen werden müssen und in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Für Helga Krückl, die seit inzwischen 23 Jahren mit ihrem Mann auf dem Schneiderlehen schottische Hochlandrinder züchtet, kam diese Möglichkeit wie ein Segen. „Für mich geht es einfach nicht, dass ich ein Tier lebend zum Schlachthof bringe. Ich habe mich deshalb schon jahrelang mit dieser Variante beschäftigt. Dann haben wir ein Konzept geschrieben, wie es durchführbar wäre. 2022 hatten wir dann die Idee für eine Probeschlachtung unter Aufsicht, diese wurde dann genehmigt“, so die 72-jährige Landwirtin.
Kooperation mit Neugschwandtner aus Münzbach
Als Kooperationspartner konnte mit dem Schlachtbetrieb Neugschwandtner in der Nachbargemeinde ein kompetenter Partner gefunden werden, der die Durchführung ermöglichte.
„Mir war wichtig, dass das Tier auch wirklich bei uns sterben kann und auch nicht fixiert werden muss, damit es sich bis zum Ende wohlfühlt“, erklärt Helga Krückl. Für die Betäubung wurde am Schneiderlehen die Möglichkeit mittels Kugelschuss gewählt. Zuvor muss ein Platz mit Paneelen abgesichert werden. Dann kann dieser Vorgang durchgeführt werden. Natürlich muss auch ein Tierarzt anwesend sein. Nach dem tödlichen Schuss wird eine Blutwanne unter das Rind gezogen und es kann vor Ort ausbluten. Erst danach wird es verladen und in den Schlachtbetrieb zur Weiterverarbeitung gebracht. „Für uns ist es die beste Lösung. Die Tiere müssen natürlich führig sein, damit sie nicht ausbrechen. Sie merken aber so gar nicht, was auf sie zukommt und bleiben ruhig“, erklärt Krückl.
Probezulassung für Schneiderlehen erteilt
„Ich unterstütze diese Alternative gerne, weil es aus meiner Sicht die beste Lösung ist. Helga Krückl war hier wirklich eine Wegbereiterin, die immer dran geblieben ist“, befürwortet auch Reinhard Neugschwandtner diese Möglichkeit. „Auch bei uns steht das Tierwohl an oberster Stelle, deshalb haben wir bei uns den Wartestall so adaptiert, dass sich die Tiere bis zum Schluss wohlfühlen.“
Helga Krückl hat inzwischen seit vergangenem Jahr von der Behörde die Probezulassung unter Einhaltung aller festgelegten Auflagen bekommen. „Man hat einfach gesehen, dass es funktioniert, darüber bin ich sehr dankbar. Ich bin halt eine Kuhnarrische und es ist mir wichtig, das meine Rinder würdevoll sterben können. Darüber hinaus macht sich das natürlich auch in einer hervorragenden Fleischqualität bemerkbar, weil die Tiere keinen Stress erleben. Da wir das Fleisch lange reifen, ist das sehr wichtig für den unverwechselbaren Geschmack.“
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