
BEZIRK PERG. Schon im vergangenen Jahr nutzte der Wirtschaftsbund des Bezirkes Perg die Gelegenheit während der Totalsperre der B3, um Pendler in ihrer gerade nervtötenden Situation ins Bewusstsein zu rufen, dass ein Arbeitsplatz in der Umgebung viel Stress ersparen kann. Und das kam auch bei vielen Leuten an. Grund genug, um die an staugeplagte Arbeitnehmer gerichtete Kampagne wieder aufleben zu lassen.
„Im Stau stehen: echt jetzt?“ Mit diesem Slogan machte der Wirtschaftsbund im vergangenen Sommer auf das große Problem der Pendler im Bezirk aufmerksam, die aufs Jahr aufgerechnet zum Teil rund ein Monat Arbeitszeit auf dem Weg zu ihrem Job verbringen. „Stau verursacht nur Stress, das merken jetzt wieder viele. Dabei brauchen wir im Bezirk die Arbeitskräfte dringend. Die Kampagne ist im vergangenen Jahr gut angenommen worden, deshalb machen wir sie jetzt wieder“, so Wirtschaftsbund-Bezirksobmann Wolfgang Wimmer. Der Arbeitskräftemangel im Bezirk sei durch fast alle Branchen hindurch immer stärker spürbar. „Wir haben ein positives Problem, nämlich eine niedrige Arbeitslosigkeit, der Arbeitskräftemangel spitzt sich aber immer dramatischer zu. Deshalb stehen die Unternehmen auch hinter dieser Kampagne. Der begrenzende Faktor beim Umsatz sind die Mitarbeiter, wenn bei uns der Umsatz fehlt, wird er woanders eingenommen, dagegen müssen wir was tun“, so Christoph Merckens, Schwertberger Unternehmer und WB -Ortsgruppenobmann. Nicht auszupendeln, bringe allen was: der Arbeitnehmern, weil ihnen so mehr Zeit und weniger Stress beschert wird, den Unternehmen, die so an ihre Mitarbeiter kommen und auch den Gemeinden, denen so mehr Kommunalsteuer bleibe.
Was hats gebracht?
Die Kampagne im Vorjahr habe durchaus schon ihre Wirkung gezeigt. „Wir haben im Unternehmen zwei neue Mitarbeiter abwerben können, die früher ganz in der Früh nach Linz aufbrechen mussten. Man merkt also schon, dass das bei den Leuten ankommt“, so Merckens. Darin bestätigt wird er auch von Wirtschaftskammer-Bezirksstellenleiter Franz Rummerstorfer, der von Betrieben weiß, dass in den vergangenen paar Wochen, seit die Infos über die B3-Umleitung draußen sind, wieder mehr Bewerbungen erhalten haben. Die Pendler denken also schon über ihre Situation nach und suchen nach Alternativen.
Mehr Freizeit und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Vor allem für Teilzeitkräfte sei das Pendeln eine enorme Belastung. Der Zeitaufwand für den Arbeitsweg ist bei vielen überdimensional hoch zu den Stunden, die sie arbeiten können, denn man muss ja auch rechtzeitig wieder zuhause sein, wenn man Kinder hat, um sie z.B. vom Kindergarten abzuholen. „Ich bin selbst Mutter und habe das immer geschätzt, dass ich auch in der Früh für sie da sein kann. Manche Mütter müssen aber schon ganz früh weg, wenn sie keine flexiblen Beginnzeiten haben“, weiß WB-Obmann-Stellvertreterin Eveline Grabmann. Wie sich das Leben positiv verändern kann, wenn man den Arbeitsplatz in den Bezirk wechselt, weiß auch Verena Wahlmüller aus Saxen. Die kaufmännische Angestellte hat vor zwölf Jahren einen Job in der Region angenommen. „Meine Lebensqualität ist enorm gestiegen. Ich habe jetzt viel mehr Zeit für Freizeitaktivitäten, die ich früher mit Stress im Stau verbracht habe“, so die Saxenerin.
Abwandern von Pendlern verhindern, den Umweltschutz ernst nehmen
Dass es eine WIN-WIN-WIN-Situation ist, wenn man in der näheren Umgebung arbeitet, dafür will der Wirtschaftsbund Perg jetzt wieder mit Bannern im ganzen Bezirk Werbung machen. „Viele Unternehmen werben damit, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, oft sind es aber nur Lippenbekenntnisse, bei uns nicht“, so Christoph Merckens. „Und wenn wir schon bei den Lippenbekenntnissen sind, auch echter Umweltschutz schaut anders aus, für mich heißt das auch, die Arbeitswege kurz zu halten.“ Und einen Aspekt dürfe man auch nicht außer Acht lassen. „Vor allem in den Gemeinden im Osten sind die Betriebe aber auch die Gemeinden ganz stark dahinter, weil sie auch dem Problem, dass junge, die auspendeln, dann auch dort ihren Wohnort hinverlegen, entgegenwirken wollen.“
Viele Arbeitsplätze helfen den Gemeinden
Das Problem vieler Gemeinden sei auch, dass viele Leute zwar im Ländlichen leben wollen, dort auch Freizeitangebot, Bildungseinrichtungen und vieles mehr nutzen. Genau diesen Kommunen fehlen aber oft die Kommunalsteuereinnahmen, die sie dringend brauchen würden, um diese Infrastruktur zu schaffen und zu erhalten. „Wenn die Menschen woanders arbeiten, dann machen sie oft auch ihre Besorgungen dort und damit geht auch Wertschöpfung in der Region verloren“, ergänzt Grabmann.