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Sexuelle Übergriffe: "Die Flüchtlinge" sind nicht schuld

Martina Gahleitner, 13.01.2016 06:45

BEZIRK ROHRBACH. Ähnlich wie nach den Anschlägen in Paris ist auch jetzt die Bevölkerung wieder vermehrt beunruhigt; die Angst vor den Zuwanderern, vor dem Fremden gestiegen. Dabei besteht absolut kein Grund zur Hysterie, wie Lisa Pfleger bestätigt. Und sie muss es als einzige Frau unter 15 jungen Männern wissen.

Ein Zeichen gegen Gewalt: Anna Bräuer mit Mohammad und Sofyan
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„Gerade hatte ich ein Gespräch mit einem Flüchtling, der sehr wütend über die Vorkommnisse in Köln und den anderen Städten ist. Er hat Angst, dass die Leute jetzt ganz einfach „die Flüchtlinge“ dafür verantwortlich machen“, erzählt Lisa Pfleger, die für die Volkshilfe Asylwerber in Rohrbach, Klaffer und Haslach betreut. Die Frage, ob sie jetzt mehr Angst habe, bekommt sie öfter gestellt. Schließlich ist sie im Wohnprojekt Harrauerstraße die einzige Frau unter 15 Männern. „Da muss ich eher schmunzeln: Noch keine Sekunde im Haus war ich ängstlich oder habe mich bedroht gefühlt. Seit ich diese Arbeit mache (seit November 2014) habe ich noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil: Alle begegnen mir freundlich und hilfsbereit“, schildert Lisa Pfleger. Die Vorfälle führt sie nicht auf die Nation zurück, sondern einfach auf „einen miesen Charakter. Das kommt leider in jedem Land vor.“

Schon nach Paris distanzierten sich die Asylwerber von Gewalt und Terror. Dazu Anna Bräuer vom Rohrbacher Jugendzentrum: „Mit Fotos wollten wir ein Zeichen setzen, dass Moslems gegen Gewalt sind. Nicht der Islam ist verantwortlich für solche Vorfälle, sondern einzelne Personen.“

Gegen Gruppe oft machtlos

Dennoch ist in der Bevölkerung Beunruhigung spürbar. „Ich wechsel schon die Straßenseite, wenn die Burschen daherkommen. Mit einem werde ich fertig – aber nicht mit einer Gruppe“, sagt etwa eine junge Frau, die in der Nähe einer Asylunterkunft wohnt. Denn es ist weniger die Nationalität, die Angst macht, sondern das Gruppenverhalten. „Da hat man als Opfer eigentlich wenig Möglichkeiten“, bestätigt Polizist und Präventionsberater Albert Hochholdinger, für den die massiven sexuellen Übergriffe eine „neue Form der Kriminalität“ sind. Er rät vor allem zum Aufmerksam sein: „Wenn eine Frau unterwegs ist, sollte sie das Umfeld beobachten, bei einem unguten Gefühl den Schutz der Menge suchen und gleich den Notruf wählen. Wichtig ist außerdem ein energisches, selbstbewusstes Auftreten.“ Man respektive frau solle sich auch immer vorstellen, was sein könnte – „dann ist die Überraschung nicht so groß und man kann schneller reagieren“, sagt der Beamte des Polizeipostens Neufelden.

Generell gilt für den Notfall: Alles ist erlaubt. Treten, Beißen, Zwicken, Reißen, Augen drücken, laut schreien. „Diese spontanen Abwehrreaktionen bewirken oft mehr als die Griffe der Selbstverteidigung“, weiß Hochholdinger. Vom Pfefferspray hingegen hält er wenig, „den muss man auch bedienen können.“

Grund zur Panik sieht aber auch der Polizist nicht. Gerade der Bezirk sei eine Insel der Seligen, die Gewaltbereitschaft ist hier nicht so hoch wie in der Stadt.


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