BÖHMERWALD. Der Luchs ist seit mittlerweile 30 Jahren, seit der Wiedereinbürgerung von 17 Karpatenluchsen durch die tschechischen Behörden, wieder fixer Bestandteil der Tierwelt im Böhmerwald. Es braucht aber mehr Gebiete mit Luchsen, wenn diese dauerhaft bei uns überleben sollen, stellt der Mühlviertler Luchsbeauftragte Thomas Engleder klar. Und auch, dass noch Platz für weitere Luchse wäre.
Die Luchse haben sich von der Oberpfalz bis ins Waldviertel ausgebreitet. Der österreichische Anteil an der böhmisch-bayerisch-österreichischen Luchspopulation ist mit etwa 20 Prozent der kleinste. „Praktisch alle Luchse, die im Norden des Landes festgestellt werden, sind Grenzgänger und leben nur zeitweise im Mühl- oder Waldviertel“, erklärt Thomas Engleder. Etwa 20 Tiere wurden in den Luchsjahren 2017 und 2018 bestätigt (für 2019 liegen noch keine Daten vor), davon waren etwa fünf Weibchen mit acht Jungen. „Sehr beständig konnten in den letzten Jahren Jungluchse nachgewiesen werden“, freut sich Engleder, der via Monitoring die Situation der Luchse beobachtet.
Monitoring geht weiter
„Bei diesem Monitoring zählen in Oberösterreich die Rissmeldungen durch die Luchsberater der Jägerschaft. Diese liefern seit vielen Jahren sehr verlässlich indirekte Nachweise darüber, wo Luchse Beute gemacht haben. Direkte Luchsnachweise gibt es durch die Fotofallen. Mit diesen Bildern aus den Wildkameras im Wald lassen sich Luchse eindeutig nachweisen und bei guter Qualität der Fotos und etwas Glück auch zuordnen“, erklärt der Luchsbeauftragte aus Haslach näher. Die oö. Landesregierung hat die Weiterführung dieses Luchs-Monitorings beschlossen und stellt dem Verein Grünes Herz Europas – Nationalpark-Region Donau-Moldau mittels Werkvertrag knapp 75.000 Euro dafür zur Verfügung. Ziel des Projektes ist die Abschätzung des Bestandes bzw. des Erhaltungszustandes im Europaschutzgebiet Böhmerwald und Mühltäler sowie im restlichen Mühlviertel.
Luchsfotografen arbeiten zusammen
Um die Streifgebiete und die Wanderwege der Luchse nachzeichnen zu können, braucht es die Zusammenarbeit aller „Luchsfotografen“ in einem Gebiet, ergänzt Thomas Engleder: „Partner aus Böhmen, Bayern und Österreich arbeiten beim Luchsmonitoring und dem aufwändigen Bilderabgleich seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. Nur so ist es möglich, Bestandszahlen für die böhmisch-bayerisch-österreichische Luchspopulation zu bestimmen. Diese Zusammenarbeit läuft unter dem EU-Projekt 3Lynx und mit Unterstützung durch das Land OÖ und den Landesjagdverband.“
Luchs wird akzeptiert
Für den Mühlviertler Luchs-Kenner erfreulich: Derzeit leben zwei Weibchen, die bereits vier Mal in Folge reproduziert haben. „Das spricht dafür, dass der Luchs mittlerweile eine gewisse Akzeptanz erreicht haben dürfte. Weite Teile des Mühl- und Waldviertels sind aber trotz guter Luchshabitate nicht vom Luchs besiedelt“, zeigt Engelder auf: „Es gibt noch Platz für weitere Luchse und vor allem für weiteren Luchsnachwuchs.“ Denn generell sollten Wildtierpopulationen eine gewisse Größe haben und im Austausch mit anderen Gruppen stehen, um genetisch vital zu bleiben. „Deshalb sei auch die Erhaltung und Schaffung von Wildtierkorridoren, Grünbrücken und Durchlässen bei vielen Straßen sehr wichtig. Engleder ergänzt: „Das Auskommen mit dem Luchs ist recht einfach. Wenn es gelingt, den Luchs im Revier als Bereicherung zu sehen oder zumindest die Devise „leben & leben lassen“ gilt, ist schon viel erreicht.“
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