Teuerungen wirken sich deutlich aus: Für Bio ist kein Geld mehr übrig
BEZIRK ROHRBACH. Alles wird teurer: Strom, Heizung, Lebensmittel und Co. sind auf einem Preisniveau gelandet, an welches vor einem Jahr noch kein Hindenken war. Dass die Menschen weniger im Börserl haben, bekommen heimische Bioproduzenten und Märkte besonders zu spüren.
Man muss nur Radio oder Fernseher aufdrehen, schon merkt man es: Bio und regional sind in der Werbung kaum mehr ein Thema. Dafür wird fleißig auf die Niedrigpreisschienen der großen Ketten aufmerksam gemacht. Die Nachfrage regelt das Angebot und momentan legt der Konsument spürbar weniger Wert auf Qualität.
Bestätigen können das die heimischen Produzenten, meist kleine Betriebe. In der Ölmühle Starlinger in Oepping beispielsweise ist seit rund einem Vierteljahr ein kontinuierlicher Rückgang bei der Nachfrage bemerkbar: „Wir haben seither sicher mindestens 20 Prozent Umsatzrückgang. Man merkt einfach, dass die Leute Ängste haben – sei es wegen Corona, dem Krieg oder der Umwelt. Natürlich fangen sie zu sparen an, leider zuallererst bei guten, gesunden Lebensmitteln“, erzählen Hildegard und Josef Starlinger im Tips-Gespräch.
Vielfache Auswirkungen
Seit neun Jahren stellen sie in ihrem Zuhause hochwertigste Bio-Öle in Rohkost-Qualität her und bieten auch Saaten oder Muse an. Die Umsatzrückgänge vor allem in der Biosparte sind natürlich auch Thema im unternehmerischen Netzwerk der Ölmühle Starlinger: „Mit wem wir auch reden, alle spüren die aktuelle Trendwende. Das betrifft natürlich nicht nur die Produzenten, sondern auch die Kaufleute. Noch nie sei so viel Billigschiene gekauft worden wie momentan, hat uns ein befreundeter Kaufmann erzählt“, ist Josef Starlinger, selber überzeugter Rohkost-Jünger und Verfechter der guten, qualitätvollen Ernährung, geradezu erschüttert.
Dass ein so kleiner Betrieb auch nicht mit den Preisen der Großproduzenten mithalten kann, ist nachvollziehbar: „Das fängt schon beim Einkauf an, denn mit unseren relativ kleinen Mengen, die wir brauchen, bekommen wir natürlich auch nicht solche Preise wie die Großen“, gibt Hildegard Starlinger zu bedenken.
Schlachtung ausgesetzt
Mit ähnlichen Problemen kämpft auch Bioochsenfleisch-Produzent Robert Weißengruber aus St. Veit. Die Nachfrage gehe momentan spürbar zurück, erzählt er im Tips-Gespräch. Deshalb setzt er über den Sommer mit dem Schlachten aus. „Wir hoffen und glauben aber, dass es ab Herbst wieder besser werden kann.“
Weniger LieblingsSpeis
Seit etwa Mai ist der spürbare Umsatzrückgang auch im Bioladen LieblingsSpeis in Rohrbach-Berg angekommen. „Es hat sich da schon wie ein Sommerloch angefühlt, obwohl noch gar nicht Sommer war. Nach unserer dreiwöchigen Sommerpause sperren wir jetzt an einem Donnerstag nicht mehr auf, sondern nur mehr noch freitags“, sagt Elisabeth Gumpenberger von der LieblingsSpeis. Man merke, dass auch Stammkunden weniger kaufen und Laufkundschaft deutlich seltener vorbeikommt.
Seltener was Gutes
„Ich glaube, dass vor allem bei Grundnahrungsmitteln wieder auf günstigere Produkte zurückgegriffen wird. Die Leute gönnen sich zwar natürlich weiterhin öfter was Gutes, aber halt nicht so sehr wie vor dieser Krise“, so Gumpenberger. Sie ortet generell eine pessimistische Stimmung in der Branche und ein Ende ist noch nicht in Sicht. „Das nächste Jahr wird sicherlich auch noch schwierig und weiter traut sich momentan noch keiner zu schauen. Das ist mein Eindruck.“
Verständnis zeigt sie für alle, die plötzlich mit Geldproblemen zu kämpfen haben: „Dass man da auf den Preis schaut, ist klar. Leider leiden vor allem kleine Betriebe oder Hofläden als Erstes darunter und das sind jene, die vor unserer Haustür unsere Umwelt pflegen und Arbeitsplätze in der Region schaffen.“
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