Kühe und ihr Beitrag zum Klimawandel
BEZIRK SCHÄRDING. Die Klimadiskussion ist in der medialen und politischen Debatte angekommen. In diesem Zusammenhang taucht immer wieder die Behauptung auf, dass Kühe Klimakiller sind, also dass die Rindfleisch- und Milchproduktion durch ihre hohen Emissionen einen großen Beitrag zum Klimawandel leistet.
Eine Anfrage bei der Landwirtschaftskammer OÖ hat ergeben, dass der Sektor Landwirtschaft in Österreich insgesamt für rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Von diesen zehn Prozent entfällt knapp die Hälfte auf Rinder sowie Wiederkäuer. Diese Tiere stoßen bei der Verdauung von faserreichem Futter im Pansen Methan aus und tragen dadurch mit 4,9 Prozent zu den gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich bei. Der Löwenanteil, nämlich 90 Prozent der Emissionen, wird von den Sektoren Verkehr, Energie, Industrie, Gebäude, Abfallwirtschaft und fluorierte Gase ausgestoßen. Hauptverursacher des Klimawandels ist demnach immer noch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle.
Emissionen insgesamt rückläufig
Während die agrarischen Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2019 insgesamt um 14,3 Prozent zurückgingen, stiegen jene aus dem Verkehr um 74,4 Prozent. Die Landwirtschaft und insbesondere die Rindfleisch- und Milchproduktion verursachen also nur einen geringen Teil der gesamten Treibhausgasemissionen. Sie ist aber gleichzeitig vom Klimawandel hauptbetroffen und hat alleine deshalb schon ein großes Interesse an klimafreundlicher, nachhaltiger Bewirtschaftung.
Heimisches Rindfleisch EU-weit top
Laut Horst Jauschnegg, Leiter der Abteilung Tiere der Landwirtschaftskammer Steiermark, ist die heimische Rindfleischerzeugung EU-weit sogar am klimafreundlichsten. Der Unterschied, so Jauschnegg, ist durch die Fütterung und Haltung zu begründen: „Heimische Rinder fressen überwiegend Gras und Heu sowie wenig Kraftfutter. Gras kann der Mensch nicht essen. Wiederkäuer erzeugen aber daraus die wertvollen Lebensmittel Fleisch und Milch. Rinder, Schafe oder Ziegen leisten somit auch einen wertvollen Beitrag zur Ernährungssicherung. Außerdem müssen für die Haltung keine Regenwälder abgeholzt werden, wie dies bei Rindfleisch aus Südamerika vielleicht der Fall ist.“
Haltung und Fütterung machen den Unterschied
Ein engagierter Milchbauer aus dem Bezirk Schärding (Name der Redaktion bekannt) sieht das Thema differenziert: „Wenn Kühe artgerecht gefüttert werden, sind sie (wie auch Schafe, Ziegen und Rehe) keine Nahrungskonkurrenten für den Menschen. Kühe haben nämlich die wunderbare Fähigkeit, mithilfe ihres Mikrobioms im Pansen und der mechanischen Zerkleinerung durch das Wiederkäuen schwer verwertbare Pflanzenteile aufzuschließen. Durch die Nutzung von Rind, Schaf oder Ziege wurde in frühen Zeiten die Besiedelung zum Beispiel des Alpenraums überhaupt erst möglich,“ so der Milchbauer.
Er sieht das Problem vielmehr darin, dass die Kuh in der heutigen industriellen Landwirtschaft eher wie ein Schwein gefüttert wird: „Mindestens die Hälfte des Futters kommt auch in unseren Breiten (durch Getreide und vor allem Silomais) vom Acker. Das ermöglicht billige Milch und billiges Fleisch, was wiederum den Verzehr in großen Mengen möglich macht.“ Er sieht die daraus resultierende massenhafte Haltung von Rindern als den Hauptbestandteil des „Klimaproblems“.
Milchprodukte als Luxusgut?
„Würde man die Kuh ihrem Naturell entsprechend füttern, dann würde natürlich die Milchleistung um einiges sinken und es wären weniger Kühe pro Flächeneinheit möglich.“ Das hätte zur Folge, dass eine kostendeckende Milcherzeugung erst ab gut 1 Euro/Liter möglich wäre, was ungefähr das Doppelte des derzeitigen konventionellen Bauernmilchpreises wäre. „Ich sehe schon die Schlagzeile: ‘Milchprodukte als Luxusgut?’ vor mir“, so der Milchbauer abschließend.
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