AK Schärding erkämpft hohe Nachzahlungen für sechs Leiharbeiter
SCHÄRDING. Binnen weniger Tage kamen im Dezember 2019 acht Leiharbeiter in die AK Schärding, weil ihnen von ihrem Arbeitgeber die Diäten vorenthalten worden waren. Im Laufe der Beratungen stellte sich heraus, dass die Leasingfirma den Mitarbeitern auch Lohn und Sonderzahlungen, das Entgelt für geleistete Überstunden und – in einem Fall – die Entgeltfortzahlung schuldig geblieben war. Die AK Schärding zog vor Gericht und erkämpfte in sechs Fällen hohe Nachzahlungen. Zwei Fälle laufen noch.
Die acht Arbeitnehmer waren mehrere Jahre von einer Leasingfirma mit Sitz in Lenzing (Bezirk Vöcklabruck) an ein Unternehmen im Bezirk Schärding überlassen und wurden dort für Schweißer- und Schlosserarbeiten eingesetzt. Laut Überlassungsmitteilung stand ihnen ein Taggeld von zwölf Euro pro Arbeitstag und ein Nächtigungsgeld von 350 Euro pro vollem Arbeitsmonat zu. Diese Aufwandsentschädigungen wurden ihnen ab Mitte 2019 vorenthalten. Deshalb kamen die Männer zur Beratung in die AK-Bezirksstelle Schärding – allesamt mit dem gleichen Problem der nicht bezahlten Diäten, einer hatte inzwischen gekündigt, einer war im Krankenstand entlassen worden.
Weitere Ansprüche offen
„In den Beratungsgesprächen stellte sich heraus, dass auch andere Ansprüche offengeblieben waren, wie etwa Lohnzahlungen, Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Überstundenentgelt“, sagt AK-Bezirksstellenleiter Wolfgang Schwarz. Beim Beschäftigten, der gekündigt hatte, ging es zudem um eine Kündigungsentschädigung, bei jenem, der unberechtigt entlassen worden war, um die Entgeltfortzahlung im Krankenstand und ebenfalls eine Kündigungsentschädigung.
Klagen eingebracht
Die AK Schärding brachte für alle acht Männer Klagen beim Arbeits- und Sozialgericht ein. Sechs Fälle konnten inzwischen erfolgreich abgeschlossen werden – mit einem Gesamterfolg von mehr als 53.000 Euro. In Summe konnte die AK Schärding im ersten Halbjahr übrigens fast 500.000 Euro an arbeitsrechtlichen Ansprüchen erkämpfen. Noch nicht eingerechnet sind hier die offenen Ansprüche der beiden Männer, deren Verfahren noch nicht abgeschlossen sind. Bei ihnen geht es insgesamt um rund 16.000 Euro.
Für AK-Präsident Johann Kalliauer sind diese Fälle bezeichnend: „Die Leiharbeitsbranche ist zwar in Österreich so gut kollektivvertraglich geregelt wie sonst nirgendwo auf der Welt, aber wir sehen in unserer Beratungs- und Vertretungspraxis, dass Leiharbeiter in vielen Bereichen immer noch wie Beschäftigte zweiter Klasse behandelt werden. Sie werden als flexible Verschubmasse geheuert, oftmals nicht ordnungsgemäß bezahlt und bei der geringsten Krise wieder gefeuert. Dabei vergessen die Arbeitskräfteüberlasser wohl allzu oft, dass es auch bei Leiharbeitskräften um den Arbeitsplatz, um die Existenz und um Familien, die ernährt werden müssen, geht.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden