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Bauernfeindlicher Kurs macht Landwirten zu schaffen

Martina Gahleitner, 19.04.2016 06:30

BEZIRK ROHRBACH. Seit fast zwei Jahren kämpfen vor allem die Milch- und Schweinebauern mit Preisen, die weit unter den Produktionskosten liegen. Während die IG Milch die Überproduktion kritisiert und eine Einschränkung fordert, damit vernünftige Preise  bezahlt werden können, ist das für die Bezirksbauernkammer keine Lösung. Letztere appelliert an die Konsumenten, zu heimischen Produkten zu greifen und die Landwirtschaft damit zu unterstützen.  

  1 / 2   Bei einer Aktion in Wien zeigten die IG Milchbauern auf, dass die Welt mit Milch und Milchpulver zugeschüttet wird. Foto: IG Milch

Bei einer Informationsveranstaltung im Gasthaus Lang in St. Ulrich sprach IG Milch-Obmann Ewald Grünzweil über die dramatische Situation am Milchmarkt. „Schon seit 1952 produzieren wir in Österreich einen Überschuss an Milch - und trotzdem wird intensiviert. Wir Bauern hätten es in der Hand, wir müssten einfach weniger Milch produzieren“, ist er überzeugt. Grünzweil selbst hat auf seinem Hof das Kraftfutter komplett weggelassen, die Herde ist jetzt viel ruhiger. „Drei bis vier Kilo Kraftfutter wird in Österreich im Durchschnitt einer Kuh gefüttert. Das ist eine kranke Entwicklung und kann der Kuh nicht guttun. Warum sollte man diese Milch dann trinken?“, fragt sich Grünzweil. „Wir brauchen nicht mehr Milch, wir brauchen bessere Milch.“ Problem sei, dass sich nicht mal die Bauern einig sind. „Wir Bauern schaffen das nicht allein, wir brauchen die Gesellschaft und deren Druck von unten, damit die Politik umdenkt“, sieht Grünzweil einen Lösungsansatz.

Kontingentierung ist kein Heilmittel

Bei der Bevölkerung liegt auch für Bezirksbauernkammerobmann LAbg. Georg Ecker der Schlüssel zum Erfolg: „Wir brauchen gute Molkereien, die hochwertige Produkte herstellen und Konsumenten, die auf unsere heimischen Produkte zugreifen. Das ist die beste Unterstützung für die Landwirtschaft.“ Weniger Milch zu produzieren, ist für ihn keine Lösung: „Wir produzieren 2,13 Prozent der Milch, die in Europa verkauft wird. Wenn wir uns einschränken, wird das nichts bringen, wird würden einfach aus dem Markt gedrängt. Da müssten schon alle Milchbauern in Europa mitziehen und das wird nicht zu schaffen sein.“ In Österreich wird 150 Prozent des Eigenverbrauchs produziert. „Wir sind angewiesen auf den Export - wenn es diesen nicht gebe, müsste jeder dritte Milchbauer zusperren“, klärt Ecker auf.

Der Milchpreis liegt derzeit bei 28 Cent pro Liter Milch im konventionellen Bereich, für Bio-Milch wird mehr bezahlt (rund 50 Cent).

Offener Brief

Die oö. Bauern und Bäuerinnen fordern in einem offenen Brief eine faire und verantwortungsbewusste Partnerschaft mit den Konsumenten, dem Handel und den Verarbeitungsbetrieben als Grundlage für den Fortbestand der heimischen Landwirtschaft ein. „Vor allem aggressive Methoden mancher Lebensmittelhändler setzen unsere bäuerlichen Familienbetriebe massiv unter Druck“, heißt es darin. Die Konsumenten seien bereit für heimische Produkte einen gerechten Preis zu zahlen. Diese Wertschätzung müsse aber auch beim Bauern ankommen.


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