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2009 wurde ein kleines Mädchen in der Babyklappe abgegeben

Martina Ebner, 15.02.2016 15:01

VÖCKLABRUCK. In Klagenfurt fand Anfang Jänner eine Frau ein stark unterkühltes, aber lebendes Baby in einer Mülltonne. In der Silvesternacht wurde in Berlin ein totes Baby in eine Babyklappe gelegt. Grund genug, nachzufragen, welche Erfahrungen das Krankenhausteam in Vöcklabruck mit dem Babynest gemacht hat. Denn Ende 2004 wurde, gleichzeitig mit dem Neubau des Landeskrankenhauses Vöcklabruck, eine Babyklappe installiert. Und tatsächlich: Ein Leben konnte damit bereits gerettet werden!

Oberarzt Thomas Reinhardt zeigt die Ausstattung des kleinen Raumes.
  1 / 2   Oberarzt Thomas Reinhardt zeigt die Ausstattung des kleinen Raumes.

Das sogenannte „Babynest“ ist ein rund 2 x 2 Meter großer und beheizter Raum, gelegen zwischen Schulungsgebäude und Parkhaus. Darin befinden sich ein kleines, umrahmtes Bettchen, Windeln und Tücher sowie ein Stempelkissen. In einem Infoschreiben, das ebenfalls aufliegt, wird jene Person, die das Baby abgibt, informiert: Darüber, dass sie für das Kind eine Botschaft festhalten kann; dass die Vereinbarung eines Codewortes möglich ist, mit dem sie sich anonym über den Zustand des Babys erkundigen kann; dass sie mit dem Stempelset einen Hand- oder Fußabdruck des Kindes mitnehmen kann; und darüber, dass die Mutter bis zur rechtskräftigen Durchführung der Adoption (in der Regel nach acht Wochen) ihre Entscheidung rückgängig machen kann, sofern das Pflegschaftsgericht zustimmt.

„Nach der Abgabe des Babys wird dann 20 Minuten verzögert ein Alarm ausgelöst“, weiß Oberarzt Thomas Reinhardt von der Neonatologie und damit auch zuständig für die Babyklappe. Und genau dieser Alarm ging in den frühen Morgenstunden eines Februartages im Jahr 2009 los, als ein Baby abgegeben worden ist. „Das Mädchen war bereits gefüttert worden und hatte ein kleines rotes Bändchen um das Handgelenk“, kann sich Sr. Christine noch gut erinnern. Die Mutter habe sich nicht mehr gemeldet. „Jedoch ist wenig später nochmal ein Alarm ausgelöst worden, vielleicht hat die Mutter ja nachgeschaut, ob das Baby schon versorgt wird“, vermutet Sr. Christine. Das Kind sei völlig gesund gewesen und wenig später adoptiert worden.

Mit der Zeitverzögerung des Alarms haben die Mutter oder jene Person, die das Baby abgibt, also nicht zu fürchten, dass gleich jemand dort ist und sie beobachtet wird.

„Anonyme Geburt“

Ein Service, der im Landeskrankenhaus Vöcklabruck hingegen schon mehrmals genutzt worden ist, nennt sich „anonyme Geburt“. Dabei lässt sich die Mutter ohne Angabe ihrer persönlichen Daten im Kreißsaal aufnehmen und entbindet ihr Kind anonym. Zeitnah wird das Jugendamt informiert, das sich als Vormund später um die Adoption kümmert. Auch hier gibt es die Möglichkeit, dass sich die Mutter per vereinbartem Codewort später über den Zustand des Kindes erkundigt. Und auch hier kann die Mutter ihre Entscheidung revidieren. „Die anonyme Geburt hat einige Vorteile“, erklärt Reinhardt: „Die Mutter kann, falls nötig, medizinisch versorgt werden – selbstverständlich auch anonym.“ Außerdem könnten Komplikationen bei der Geburt behandelt werden und die Ärzte bekämen wichtige Infos über den Gesundheitszustand der Mutter und den Schwangerschaftsverlauf, der die spätere Untersuchung des Kindes erleichtere.

„Natürlich gibt es Situationen, familiäre, religiöse oder ökonomische Gründe, in denen eine Frau sich entscheidet, ihr Kind wegzugeben“, versteht Reinhardt. Babyklappen und anonyme Geburten sind Möglichkeiten, Abtreibungen zu verhindern. Und selbstverständlich gibt es viele Paare, die sich sehnlich wünschen, ein Baby adoptieren zu dürfen. Trotzdem sei die Babyklappe für den Mediziner nur der letzte Ausweg, viel wichtiger sei die Schwangerschaftsprävention und damit verbundene Aufklärung


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