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Immer weniger Kinder schaffen die Radfahrprüfung

Mag. Ingrid Oberndorfer, 25.07.2024 07:20

WELS. 522 Kinder sind im Juni zur praktischen Radfahrprüfung angetreten. 412 haben sie – inklusive Nachprüfung – auch tatsächlich bestanden. Das sind 73,05 Prozent – eine alarmierend niedrige Quote, wie der Verkehrsreferent der Polizei Wels, Chefinspektor Andreas Weidinger, feststellt.

Chefinspektor Andreas Weidinger ist Verkehrsreferent bei der Polizei und appelliert an die Eltern, mit den Kindern zu üben. (Foto: Nowak)

Die Radfahrprüfung gehört in der vierten Klasse Volksschule zu den großen Herausforderungen. Doch während man früher stolz über den Wimpel „Dem guten Radfahrer“ und das Stück damit gewonnener Unabhängigkeit war, fahren heute immer weniger Kinder mit dem Rad beziehungsweise beherrschen viele das Radfahren auch gar nicht mehr.

Ein städtisches Problem

„Das ist vor allem ein städtisches Problem, weil man am Land auf das Rad auch angewiesen ist. In der Stadt ist alles fußläufig, es gibt den Bus oder man wird von den Eltern bis in die Schulgarderobe gefahren“, glaubt Weidinger eine der Ursachen zu kennen. Tatsache ist, dass man den Trend der steigenden Durchfallquoten bei der praktischen Prüfung schon seit Jahren feststellt. „Und das muss man irgendwie aufhalten“, so Weidinger, dem die Prüfungen im Messegelände die Dramatik wieder deutlich vor Augen geführt haben.

„Die Eltern üben nicht“

Hatten schon 2023 nur 79 Prozent der bei der praktischen Prüfung Angetretenen die Fahrt auch zufriedenstellend bewältigt, so waren es in diesem Schuljahr noch einmal sechs Prozent weniger. „Einfach weil sie nicht Rad fahren können. Weil die Eltern nicht mit ihnen üben“, konstatiert der Verkehrsreferent. Denn die theoretische Prüfung klappt. Von den 577 Anmeldungen aus 32 Klassen von 13 Welser Schulen haben 522 Kinder, sprich 92,55 Prozent, die Theorie positiv abgeschlossen.

In Schule gut vorbereitet

„Bei der Theorie passt alles. Da werden sie auch in der Schule gut vorbereitet“, betont der Polizeibeamte. „Aber die Praxis muss passen, da fallen sie alle raus! Wobei es viele Lehrer gibt, die auch mit den Kindern üben, die total bemüht sind, aber in Ermangelung der Zeit reicht das nicht. Die Eltern können nicht sagen: Mein Kind muss in der Schule Rad fahren lernen“, stellt der Chefinspektor klar und betont: „Wir sind bei der Prüfung natürlich auch sehr streng, es wäre zu gefährlich, die Kinder einfach durchzulassen.“ Denn jene Schüler, die durchfallen, können tatsächlich nicht Rad fahren.

Wackelig unterwegs

Weidinger ist erstaunt, was er oft zu sehen bekommt. Das beginnt schon bei der Ausrüstung. Die Kinder kommen ohne Radhelm und mit Fahrrädern, die nicht passen. „Sie kommen mit Rädern, die zu groß sind oder zu klein, und dann wird mit dem Bankkollegen getauscht. Das ist eine Katastrophe! Ein Rad muss der Größe entsprechen“, pocht der Polizist auf mehr Eigenverantwortung der Eltern. Ist dann die Sache mit dem Fortbewegungsmittel geklärt, wird allzu deutlich, dass die Kinder das Fahrradfahren gar nicht beherrschen. „Sie fahren gegen Verkehrsschilder, fahren auf den Gehsteig. Geben links ein Handzeichen und biegen rechts ab. Und sie sind natürlich total unsicher und wackeln mit dem Rad daher“, ist Weidinger entsetzt.

202 Kinder haben die praktische Prüfung heuer im ersten Anlauf nicht geschafft. 116 haben die Chance der Nachprüfung genutzt und 89 Kinder haben diese dann positiv abgeschlossen. „Aber wenn man gar nicht Rad fahren kann, kann man das natürlich nicht in einer Woche aufholen“, weiß der Verkehrsreferent und betont: „Ich appelliere als Polizist an die Eltern, dass sie mit den Kindern üben müssen.“

Verkehrserziehungsgarten

Große Hoffnung setzt Weidinger in den neuen Verkehrserziehungsgarten im Friedenspark in der Gartenstadt, wo künftig auch die Prüfungen stattfinden sollen. „Es war unser Bestreben, dass die Stadt das ankauft, und ich hoffe wirklich, wirklich, dass sich die Kinder dort in aller Ruhe vorbereiten!“


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