LINZ. Umfangreiche Informationen und konkrete Hilfestellungen zum Thema betriebliche Suchtprävention bietet die neue Broschüre „handeln statt wegschauen“, die diese Woche vorgestellt wurde.
In Zusammenarbeit mit der Gebietskrankenkasse sowie der Wirtschafts- und Arbeiterkammer entwickelte das Institut Suchtprävention die Broschüre, die neben Verhaltenstipps auch rechtliche Aspekte anspricht. Wie wichtig vorbeugen und frühes Einschreiten bei riskantem Konsum von Alkohol oder anderen Substanzen ist, zeigen aktuelle Zahlen. So sind fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung alkoholabhängig, weitere zwölf Prozent konsumieren Alkohol in gesundheitsschädigendem Ausmaß noch ohne abhängig zu sein. Umgerechnet auf die 600.000 unselbständig Erwerbstätigen in Oberösterreich sind das 30.000 bis 72.000 Personen. Für Betriebe haben Suchtprobleme und Substanzmissbrauch negative Folgen: Im Durchschnitt sind Alkoholkranke zwischen 15 und 25 Prozent weniger leistungsfähig. Bereits geringe Alkoholmengen lassen die Risikobereitschaft steigen, während die Reaktionsfähigkeit nachlässt. Jeder dritte Arbeitsunfall passiert unter Alkoholeinfluss. Alkoholiker fehlen häufiger am Arbeitsplatz und sind häufiger krank. Schlechtes Arbeitsklima: Nicht nur Betroffene, sondern auch Vorgesetzte und Kollegen leiden unter den Folgen von Suchtproblemen. Durch suchtbedingte Kündigungen/Entlassungen gehen den Betrieben erfahrene Mitarbeiter und deren Wissen verloren.All diese Punkte zeigen, wie wichtig eine systematische Suchtprävention in Unternehmen ist. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe verfügen aufgrund ihrer geringen Größe häufig nicht über die nötigen Ansprechpartner wie Gesundheitsbeauftragte oder Lehrlingsausbildungsleiter.Zudem fehlen hier oft auch die zeitlichen Ressourcen um an den angebotenen Fortbildungen teilzunehmen. Gut aufbereitete Materialien sind daher für diese Unternehmen sehr hilfreich. Die neue Broschüre basiert auf einem modernen Präventionsansatz, der neben Früherkennung und Frühintervention auch Elemente der Gesundheitsförderung und Personalführung enthält. Vor allem der Umgang mit Betroffenen ist dabei ein zentrales Thema. Denn der praktizierte Umgang reicht von Überreaktion bis Untätigkeit aufgrund von Hilflosigkeit und ist geprägt von Fehlinformationen, Mythen, gut gemeinten Ratschlägen und falsch verstandener Hilfe. Zu den zentralen Inhalten eines Präventionsprogramms zählen vorbeugende Aktivitäten für alle Beschäftigten, Interventionen bei Auffälligkeiten von belasteten Mitarbeitern, Beratung und Hilfsangebote sowie Qualitätssicherung und interne Öffentlichkeitsarbeit. Weiterer Punkt ist die Früherkennung von riskantem Konsum und Suchterkrankungen: Riskanter Umgang mit Substanzen (Alkohol, Tabak, illegale Drogen) oder riskantes Verhalten (Internet, Glücksspiel) zeigt sich durch eine Vielzahl von Auffälligkeiten. Diagnosen zu stellen ist schwierig und sollte Suchtexperten überlassen werden. Die Verantwortung des Betriebes beginnt dort, wo es zu Veränderungen im Arbeits- und Leistungsverhalten sowie Pflichtverletzungen kommt. Die Broschüre bietet einen Leitfaden für den konkreten Anlassfall – mit einer Orientierungshilfe und Gesprächstipps sowie weiterführenden Informationen für ein Vorgehen nach einem detaillierten Stufenplan. In einem umfangreichen Arbeitsrechtsteil werden wichtige rechtliche Aspekte erläutert, zum Beispiel zu Konsumverboten am Arbeitsplatz, Alkohol- und Drogentests, zum Umgang im konkreten Anlassfall, zur Auflösung von Dienstverhältnissen im Zusammenhang mit Sucht oder Substanzmissbrauch. Antworten auf zahlreiche weitere konkrete arbeitsrechtliche Fragen runden das Kapitel ab.Zusätzlich zur Broschüre wurden sieben Videoclips mit Expertenstatements erstellt. Die Broschüre „handeln statt wegschauen“ ist am Institut Suchtprävention in Linz kostenlos erhältlich. Zudem steht die Publikation kostenlos zum Download unter
www.praevention.at (Angebote/Infomaterialien) zur Verfügung. Die Videos sind auch auf dem Youtube-Kanal des Instituts Suchtprävention unter
www.youtube.com/praeventionat zu finden.