Jetzt ist es also soweit. Der Defender wird eingestellt. Und mir fehlen fast die Worte.
Ich sitze am Steuer meines Lieblingsdinosauriers und sinniere. Mein alter Freund soll künftig nur mehr in Schwellenländern angeboten werden. Gehört Österreich nicht auch zu diesen Schwellenländern? Ganz hab ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Mein Blick fällt auf den Verkehr hinunter. Rundherum wurlen herzige SUVs durch die Stadt, parken automatisch ein, halten selbstständig und gebärden sich auch sonst recht nützlich. Sie scharren unruhig mit den Vorderrädern, Allrad ist bei vielen ein Fremdwort. Bald fahren wir nicht mehr selbst, sondern werden gefahren. Irgendwie gruselig. Im Defender gibt's nur einen Assistenten und der macht fast alles: Es ist der Fahrer. Der assistiert dem Auto. Und nicht umgekehrt. Sein scharfer Blick richtet sich weit nach vorne, scannt das Straßenbild und leitet vorausschauend Brems- und Lenkmanöver ein. Das ist notwendig, denn scharfe Bremserei und schnelle Richtungsänderungen gehören nicht zu den Stärken des Defenders. Währenddessen legt der gestählte rechte Arm des Assistenten den passenden der sechs Vorwärtsgänge ein. Nachdrücklich aber dennoch voller Sanftheit will der lange Schalthebel geführt werden, während die linke Hand am großen Lenkrad ruht und dieses im Bedarfsfall streng bearbeitet. Geschaltet wird nicht oft, am besten man überspringt die kleineren Gänge und nudelt den Defender in Drehzahlregionen von nie mehr als 3500 Umdrehungen. Das mag er, man erspart sich Ohrstöpsel und auch fast die Automatik. Dies wiederum schont das linke Bein des Assistenten, welches gelassen auf der steinharten Kupplung ruht und auf seinen Einsatz wartet. So strömt man locker hoppelnd durchs Land, meidet bösartig enge Tiefgaragen und ist immer auf der Suche nach Offroad-Erkenntnissen. Einstweilen bedient die rechte Hand des Assistenten die bunt zusammengewürfelten Knöpfe an der Mittelkonsole. Dort finden sich die Fensterheber einträchtig neben der Sitzheizung. Der ESP-Knopf überrascht. Der ist neu. Gestört hat das neumoderne Zeugs gottseidank keinen. Ein Schalter mehr halt. Dieser Überschwang an Sicherheit wird durch das Fehlen jeglicher Airbags aber weitergehend wieder aufgewogen. Mein Kurzer ist graumetallic lackiert, hat ein schwarzes Dach und als Letzter seiner Art feine schwarze Ledersitze spendiert bekommen. Ich persönlich bin ja eher ein Verfechter der reinen Lehre, ein Defender hat weiß oder grün lackiert zu sein - und zwar nicht metallic, dennoch sieht der alte Herr blendend aus. Zu jung um in Pension zu gehen. Er ist nach wie vor der erklärte Liebling aller Kinder und nicht einmal der gestrenge Oberförster ist ihm wirklich böse, wenn er durch den dunklen Tann bricht. Schließlich ist das ja sein natürlicher Lebensraum. Dennoch wollen wir es nicht übertreiben mit der Geduld der Waidmänner und wir suchen uns eine lustige Schottergrube zum Spielen. Was auf den Fotos spektakulär aussieht, schüttelt der knorrige Offroader aus den Radnaben wie nix. Alles was ihn im Gelände wirklich fordert, ist in der Regel schwer illegal. In seiner zukünftigen Heimat, den Schwellenländern wird er wohl eher seiner wahren Bestimmung zugeführt werden. Schwacher Trost, dennoch bleibt ja die Hoffnung, dass die Politik weiter eifrig am Standing von Österreich sägt, auf dass uns Land Rover auch irgendwann wieder mit frischen Defendern beliefert. Als dann, mach´s gut Kumpel - wir sehen uns im nächsten Leben.
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