Und nehme Luftmatratze, Schlauchboot und feuerfeste Unterwäsche mit. Ja, der Seat Leon Cupra ST verlangt Kreativität beim Urlaubsgepäck.
Stellt sich gleich zu Beginn eine Frage: Was war zuerst da? Die Rennmaschine oder der Kombi? Klare Antwort: Beide. Der Cupra ist in Gestalt des kompakten Leons bereits durch unsere Hände geglitten, genau so wie der „ST“ genannte Kombi als unaufgeregter TDI. Die Verschmelzung beider bringt den fahrdynamischen Kompakt-Wahnsinn transportaffinen Menschen näher, denen der Golf R zu allradgetrieben und der Oktavia RS zu schwach ist Solls ja geben.
Bei der Gelegenheit wollen wir ein 3faches „Hoch“ auf den VW-Konzern ausrufen. Ein schöneres Familienfoto in diesem Segment hängt sonst bei keinem Hersteller an der Wand. Und wenn wir kurz gedanklich vor diesem Bild verweilen, wird ohne Zweifel der Seat die meisten Blicke auf sich ziehen. Ohnehin war der ST in diesem Umfeld immer schon das fescheste Derivat aus dem modularen Querbaudingsbums. Unser „Emotion“-Rot bemalter Testwagen und die Reaktionen die er bei Passanten und rechts liegen gelassenen Verkehrsteilnehmern ausgelöst hat, bestätigen das nur.
Zur Technik: Ein Zweiliter-TSI mit 280 PS und 350 Newtonmeter trifft auf 587 bis 1.570 Liter Fassungsvermögen des Kofferraums. Die adaptive Fahrwerksregelung samt Vorderachs-Differenzialsperre mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung bekommt es mit umlegbaren Sitzen, Kinderwägen oder vielleicht auch einem Schlagzeug zu tun. Die Schraubstöcke, Verzeihung CUPRA Sportsitze, werden vornehmlich Familienväter fest umarmen. Und das CUPRA Multifunktionslenkrad? Kämpft mit Händen, die noch vom Nutella aus der Kinder Mundwinkel übersät sind.
Da ist jetzt vielleicht ein Klischee zu viel dabei, freilich werden auch 23-jährige Hot-Shots und 58 Frühpensionisten versuchen den Cupra ST ans Limit zu bringen. Doch der Familienvater entspricht dem klassischen Zielpublikum. Auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Schule noch ganz manierlich unterwegs, mit dem ein- oder anderen kurzen Zwischengas schon mal ein wenig in die kinderlose Zeit reinschnuppernd, wird er es ein, der den starken Kombi am ehesten aus den Schauräumen entführt.
Passt ja auch gut. Voll-LED-Scheinwerfer, rot lackierte Bremssättel, größere Lufteinlässe, zwei oval geformte Auspuffrohre, Dachspoiler und massive 19 Zoll-Alufelgen sind gleichermaßen dezent wie gut sichtbar, finden einen guten Mittelweg. Das gilt so auch für das ganze Auto, Mann kann auch im Komfort-Modus der tadellosen Verarbeitung und der intuitiven Bedienung frönen. Oder aber er gibt dem spanischen Vollblut die Sporen.
Dabei fällt die Wahl auf den „Cupra“-Modus, wo der Turbo-Benziner wunderbar grantig klingt. Vollgas und der Seat geht ab wie von der Tarantel gestochen. Das 6-Gang-DSG knallt die Gänge schneller hinein als der Fahrer das gedanklich verarbeiten kann. Nach 6 Sekunden fällt der Hunderter, aber Zahlen interessieren da schon lange nicht mehr. Herrlich, wie perfekt alle Komponenten zusammen arbeiten, wie einfach der Leon das Schnellfahren macht.
Und sicher. Die technischen Regelsysteme arbeiten bei Bedarf unter Hochdruck, lassen dem Piloten eine lange Leine, die sie aber auch im Bruchteil einer Sekunde wieder einholen. Kein Wunder, dass man sich nach einer ausgeprägten Fahrt durchs Hinterland zum Formel 1-Fahrer berufen fühlt. Doch Schuster, bleib bei deinen Leisten. Kommt auch günstiger, EUR 48.144,75 kostete unser Testwagen. Da bleibt noch Budget für Rennhandschuhe.
Was er kann:Sportwagen demütigen.
Was er nicht kann:Am Normverbrauch kratzen.
Ändern würden wir:Etwas mehr Pep ins Interieur bringen.
Extralob gibt es:Für den CUPRA-Modus.
Daten Seat Leon ST Cupra TSI DSG Motor: 4-Zylinder Turbobenziner Hubraum: 1.984 ccm Leistung: 280 PS bei 5600 U/min Max. Drehmoment: 350 Nm bei 1700 U/min Testverbrauch: 8,1 Liter Vmax: 250 km/h 0 auf 100 km/h: 6,0 Sek. Preis ab EUR 39.490,00
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