Und zwei nach vorne. Das versucht Renault im SUV-Segment zu bewerkstelligen. Wie? Glückloser Koleos raus, selbstbewusster Kadjar herein.
Gefordert ist das Namensgedächtnis, Beständigkeit bei der Nomenklatur ist zumindest bei den größeren Modellen keine französische Stärke. Und wenn doch am Eintrag im Taufschein festgehalten wird, dann ist das Auto ein anderes. Stichwort Espace. Der Kadjar ist tatsächlich ein völlig anderes Auto als der Koleos, trotzdem musste ein neuer Name her. Passt schon. Ob der klingen muss wie eine klingonische Begrüßung – Ka-tschar?! - sei dahingestellt. Egal. Am Namen wird er nicht gemessen, bestes Beispiel ist der Erfolg des Ka…Quatsc….Qashqai, der Genspender für das neue französische Kompakt-SUV ist.
Wer kein Freund von Nissan ist, sei gleich beruhigt, bis auf ein paar Schalter finden sich praktisch keine Nippon-Zitate. Der Kadjar ist ein wesentlicher Baustein im avisierten Gewinn von Marktanteilen, entsprechend klar muss er als Renault erkennbar sein. Das neue Design mit dem zentral im Grill angebrachten Rhombus, den Voll-LED-Scheinwerfern, der dynamischen Seitenansicht und der hinreißenden „Dezir Rot“ – Lackierung sticht selbst in der vollsten SUV-Hütte hervor.
Dabei kann der Kadjar alles, was ein klassisches SUV können muss. Und ein bisschen mehr. Man sitzt höher, no na, blickt auf voll digitalisierte Instrumente, da schau, lehnt entspannt in beheizten Vollledersitzen, jö fesch, und findet alles auf den ersten Griff, na bumm. Ein französisches laissez faire sucht man vergebens, okay, es ist nur der Fahrerfensterheber ein one touch, nur damit wir was gesagt haben. Mehr zählen die großzügigen Platzverhältnisse oder die tolle Variabilität, Stichwort Hebel im Kofferraum, die auf Zug die Rückbank in brettlebenen Zustand befördern.
Die Geschichte mit dem Infotainment löst Renault mittels R-Link. Noch so ein, na ja, grausliger Name, da hätte die Muttersprache sicher was Gscheiteres her gegeben. Objektiv aber kann man dem System gar nichts vorwerfen, weil die Franzosen den ganzen App-, Navi- und Multimedia-Wahnsinn sehr gut gelöst haben. Wir haben uns auf Anhieb zu Recht gefunden, auch das Handy verstand sich sofort mit dem Kadjar.
Zwischenresumee – das französische SUV mit japanischer Basis kommt uns sehr deutsch vor. Schrullen? Fehlanzeige. Letzte „Chance“ Fahrverhalten, wobei die 19“-Zöller der Bose-Ausstattungslinie etwas anderes vermuten lassen. Und so kommt es dann auch. Der Kadjar ist in erster Linie ein straff liegender Dynamiker, der sein Heil in der Kurve sucht. Die Lenkung ist von der direkten Sorte und im Auto-Modus des Allradantriebes sind auch keine Gedanken an die Kraftverteilung zu verlieren.
Ja, richtig gelesen, Allrad. Da war mal was mit den SUV´s, Renault hat das nicht vergessen, wie wohl auch reine 2 WD-Kadjars im Schauraum stehen. Allrad heißt automatisch 130- Dieselpferde, 320 Newtonmeter und im Schnitt 6,5 Liter Spritkonsum. Der Common-Railer ist der perfekte Partner für den Renault, hat immer ausreichend Kraft, lässt sich schaltfaul bewegen, und ist einem kurzen Spiel auf der Drehorgel nicht abgeneigt. Am Ende einer Fahrt wird im Display noch eine Öko-Bilanz angezeigt. Gut, wer da vorher Start/Stopp ausreichend genutzt und die „Eco“-Taste gedrückt hat. Letztere ist powermäßig zwar ein Schritt zurück, ökologisch aber zwei nach vorne.
Was er kann:
Mehr als ein SUV von vielen sein.
Was er nicht kann:
Etwas typisch Französisches.
Ändern würden wir:
Wenn schon BOSE-Boxen, dann bitte mit mehr Bums.
Extralob gibt es:
Für das wundertolle „Dezir“-Rot.
Daten Renault Kadjar dCi 130 4x4 „Bose“
Motor: 4-Zylinder Dieselmotor
Hubraum: 1.598 ccm Leistung: 130 PS bei 4000 U/min Max. Drehmoment: 320 Nm bei 1750 U/min Testverbrauch: 6,5 Liter Vmax: 190 km/h 0 auf 100 km/h: 10,5 Sek. Preis ab EUR 33.990,00
Mehr über Renault finden Sie auf www.fahrfreude.cc.
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