Die Vielfältigkeit der Golf-Klasse wird lediglich noch durch ihre Langeweile übertroffen. Der Honda Civic glänzt hier als regelbestätigende Ausnahme. Da kommt der Vergleich mit dem Klassenprimus gerade recht.
Auf der einen Seite der Bestseller mit Schlafmützengarantie, wo mangels Mut zum Design oft nicht sicher ist welche Generation da gerade vorbei fährt. Und auf der Anderen der Civic, seit dem radikalen Stilbruch des Vorgängers so etwas wie der visuelle Fahnenträger eines ganzen Segmentes. Der Erfolg scheint dem Golf recht zu geben, als polarisierender Hingucker freilich wird er vom Honda bei Originalität und Diskussionspotential überflügelt.
Ein Auto also über das man spricht.
Laut Werbemenschen ist das schon die halbe Miete, angesichts von Wortkrämpfen wie „V wie Flügel“ wollen wir uns aber selber ein Bild machen. Wer polarisiert und sich einen Sake um den Main-Stream schert, muss damit rechnen, es nicht allen recht machen zu können. Da ist man gedanklich sofort wieder beim Golf und dieser seiner Bürde. Honda hat sich pro Individualismus entschieden, zu erkennen an dem mutigen Design des Civic, der quer geteilten Heckscheibe, den versteckten Türgriffen oder der Coupélinie.
Noch besser gefällt uns das Interieur.
Hier haben sich die japanischen Ingenieure ordentlich ausgetobt, die einzige Vorgabe war wohl, dass es keine Vorgabe gibt. Die Armaturenlandschaft setzt sich aus zwei Instrumententafeln zusammen. Ebene Analog beinhaltet klassisches wie Drehzahlmesser oder Tankinhalt, die darüber liegende Ebene Digital ein Panel, welches Geschwindigkeit und alle Daten des Bordcomputers zeigt. Wer jetzt Sehstörungen befürchtet sei entwarnt - alles ist perfekt ablesbar und bringt viel Schwung in die Hütte.
Wenn wir von Schwung reden, können wir auch gleich vom neuen Diesel reden.
Bis dato offerierte Honda nur einen 150 PS starken Selbstzünder. Toll zum Angeben, schlecht für den Umsatz. Ab sofort ist der Einstieg in die dieselnde Civic-Welt eine Etage tiefer möglich, liegt mit 120 Pferden und 300 Newtonmeter aber eh noch immer im sehr saftigen Bereich. Und so fährt sich der Civic dann auch - kraftvoll im Antritt und stark im Durchzug. Dank der etwas schwülstig genannten „Earth Dreams Technology“ gestaltet sich der Verbrauch dafür halb-trocken, eine Vier vor dem Komma ist im Bereich des Möglichen.
Wir haben uns bei den Testfahrten bei 5,2 Liter eingependelt.
Schuld daran hat der Civic selber, zu sportlich ist seine Grundhaltung, zu gut liegt der Schalthebel in der Hand, zu direkt agiert seine Lenkung. Für das Budget ist dieser dramatische Mehrverbrauch kein Problem. Folgt der Griff zur Top-Ausstattung „Lifestyle“ sind EUR 26.790,00 zu berappen. Das ist auf den ersten Blick Golf-Niveau, auf den zweiten dank Feinheiten wie Xenon, Fernlichtassistent, Rückfahrkamera oder Premium Sound System eher weniger.
Mehr Informationen finden Sie auf www.fahrfreude.cc
Pro:
+ großzügiges Raumangebot und flexible Rückbank + toller Motor - stark, sparsam, flüsterleise + Individualismus der sich im Alltag bewährt
Contra:
- fehlende Gründe doch zum starken Diesel zu greifen.
Daten Honda Civic 1.6 i-DTEC Lifestyle Motor: 4-Zylinder Dieselmotor Hubraum: 1.597 ccm Leistung: 120 PS bei 4000 U/min Max. Drehmoment: 300 Nm bei 2000 U/min Testverbrauch: 5,2 Liter Höchstgeschwindigkeit: 207 km/h Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,5 Sek. Preis ab EUR 26.790,00
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