Der Kia EV6 mag ein lautloses E-Auto sein. Aber was er als GT an Performance abliefert, ist einfach nur zum Schreien.
Bescheidenheit war nie die Sache des EV6. 2021 auf den Markt gekommen, hat er von Beginn an mit seinem extrovertierten Design für viel Aufregung gesorgt. Dass unter dem ziemlich einzigartigen Blechkleid auch noch modernste Antriebstechnik schlummerte, machte ihn final zum Fehdehandschuh für die Premiummarken. Zuletzt gab es ein Facelift, von dessen Wirkung und Umfang wir uns im Top-Modell GT versuchten ein Bild zu machen.
Was nicht so einfach war, denn immer wieder haben wir und unsere Erkenntnisse die Orientierung verloren. Wussten wir nicht, wo uns der Kopf stand geschweige denn welche Gedanken in ihm kursierten. Auf 609 PS ist der GT erstarkt, via im GT-Modus aktivierbarer Launch Control auf 650 PS hochgezwirbelt. Die 3,5 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h geben nur im Ansatz wieder, was 770 Newtonmeter und Allrad für ein Beschleunigungsszenario kreieren. Nächster Halt: Raketentestgelände.
Jetzt ist der EV6 nicht der erste Stromer, der einem bei Bedarf die Wangen strafft. In Symbiose mit seinem außergewöhnlichen Design öffnen sich trotzdem vollkommen neue Erlebniswelten. Alleine seine Form als irgendwas zwischen Crossover, SUV und Coupé weiß schon zu betören. Seine bullige Motorhaube und das markante Heck ziehen auch heute noch massig Blicke auf sich, kongenial unterstützt von im Zuge des Facelifts noch einmal dramatisierten Lichtspielen an Front und Heck.
Den GT identifiziert man am ehesten am flügelförmigen Stoßfänger, den 21-Zöllern und den gelben Bremssätteln. Die springen einem ähnlich ins Auge wie die im selben Farbton gehaltene Lenkradtaste für den GT-Fahrmodus. Trotzdem gibt sich das Interieur elegant zurückhaltend, daran ändern auch ein jetzt dezent abgeflachtes Lenkrad oder Leder-Velours Sportsitze nichts. Dass ersteres beheiz- und elektrisch verstellbar ist und letztere klimatisiert sind zeigt, wo auch für einen urkraftstrotzenden Kia EV6 der Genuss am Komfort der Freude an Dynamik vorzuziehen ist.
Da gehört auch die Top-Verarbeitung, die angenehmen Materialien und die rasch durchschaute Bedienung dazu. Der 12,3“ Touchscreen liefert gestochen scharfe Bilder samt logischer Menüstruktur. Auch findet man klassische Drehregler, während Head-up Display, Meridian Soundsystem und digitaler Schlüssel technisch affinen Menschen Freude bereiten. Von denen haben bis zu fünf tolle Platzverhältnisse, auch brilliert der Kofferraum mit reichlich Fassungsvermögen und Variabilität.
Und wenn man die Leistung dann doch mal ausreizen will? Die adaptiven Dämpfer schärft, die simulierten Gangwechsel testet oder überhaupt gleich in den Drift-Modus wechselt? Dann laufen Lenkung, Bremsen und Fahrwerk zur Höchstleistung auf. Irre, was der EV6 GT querdynamisch zu leisten vermag, ohne dabei seine Grenzen auch nur zur erahnen. Die WLTP-Reichweite von 490 Kilometer hat es dann zwar schwer, was dank 800 Volt Technik und bis zu 258 kW Ladeleistung vernachlässigbar ist.
Preis? 73.990,00 EUR inklusive Vollausstattung auf höchstem Niveau, einzige Extras sind Metallic und Schiebedach. Mehr Leistung für weniger Geld gibt es nirgends.
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Echt lässig: Raketen mit klimatisierten Leder-Velourssitzen
Echt stressig: Sich beschwerende Beifahrer.
Echt fett: 260 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Echt schade: Dass viele Ladestationen mit dem Kia nicht mithalten können.
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Daten Kia EV6 GT
Motor: 84,0 kWh Akku (Netto)
Leistung: 609 PS
Max. Drehmoment: 770 Nm
Reichweite: ca. 370 km
Vmax: 260 km/h
0 auf 100 km/h: 3,5 Sek
Preis Testwagen ab 73.990,00 EUR
Preis Basismodell ab 49.190,00 EUR
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