Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Arzneipflanze des Jahres: Das Johanniskraut

Tips Logo Leserartikel Online Redaktion, 23.04.2015 12:34

Rotkreuz-Tips von MMag. pharm. Marion Kalbacher zum Johanniskraut. Foto: Privat
Rotkreuz-Tips von MMag. pharm. Marion Kalbacher zum Johanniskraut. Foto: Privat
Auch heuer wurde vom „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ wieder die Arzneipflanze des Jahres gewählt. Wir dürfen Ihnen nun hier den stolzen Sieger vorstellen: das Johanniskraut. Das Johanniskraut war schon den Menschen im Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Im Loscher Arzneibuch (um 795) wird es zur Behandlung der Melancholie empfohlen. Heute belegen Studien diese Wirkung. Der Name Johanniskraut ist darauf zurückzuführen, dass die Pflanze um den Johannistag, das ist der 24. Juni, zu blühen beginnt. Zu dieser Zeit werden Knospen, Blüten und Zweigspitzen gesammelt und weiterverarbeitet. Das Johanniskraut kann man gut an seinem rot gefärbten Öl erkennen. Wenn man das Blatt gegen das Licht hält, erscheint dieses durchscheinend punktiert. Die Blätter werden durch das Öl blutrot, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Deshalb hat es im Volksmund auch den Namen Blutkraut. Therapie mit Johanniskraut Bei leichten bis mittelschweren Depressionen stellt das Johanniskraut eine gute Ergänzung und Behandlungsmöglichkeit dar. Der Wirkmechanismus ist noch nicht eindeutig geklärt, man vermutet aber, dass die Inhaltsstoffe Hypericin und Hyperforin, ähnlich den synthetischen Antidepressiva (sogenannte SSRI), eine Beeinflussung des Noradrenalinund Serotoninspiegels bewirken. Bei einer Depression kommt es im Gehirn zu einer Abnahme der Menge der Überträgersubstanzen, sogenannter Neurotransmitter. Diese sind dafür zuständig, die Reize von einem Nerv zum nächsten weiterzuleiten. Noradrenalin und Serotonin sind solche Neurotransmitter. Chemische Arzneimittel versuchen, die Menge an Neurotransmittern an den Nervenendigungen wieder zu erhöhen. Im Vergleich dazu hat das Johanniskraut keine spezifische Wirkung auf einen bestimmten Neurotransmitter und wirkt deshalb etwas breiter und milder. Johanniskrauttee – oder doch Kapseln? Der „gute alte“ Tee wird hier zur Behandlung leider nicht reichen. Ein standardisierter Johanniskrautextrakt in Form von zugelassenen Medikamenten aus Ihrer Apotheke ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Der Vorteil solcher Präparate liegt darin, dass jede Kapsel oder Tablette garantiert die erforderliche Menge Extrakt und Wirkstoff enthält. Ebenfalls wichtig ist die Einnahmedauer – wie andere Antidepressiva müssen auch Johanniskrautpräparate über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Bis sich ein Effekt zeigt, können bis zu vier Wochen vergehen.       Wann müssen Sie zum Arzt Wenn Sie Symptome einer Depression feststellen, sollten Sie auch immer ärztlichen Rat einholen und sich gegebenenfalls psychotherapeutisch begleiten lassen. Johanniskraut eignet sich nicht zur Behandlung schwerer Depressionen. Vorsicht Sonne! Bei Weidetieren, die größere Mengen Johanniskraut fraßen, wurden sonnenbrandartige Hautschäden festgestellt. Diese Sensibilisierung geht eindeutig auf die im Johanniskraut enthaltenen Hypericine zurück, die nach Anregung durch Licht zur Bildung von Peroxid-Radikalen beitragen. Höhensonne oder Solarium sowie exzessive Sonnenexposition sollten deshalb während einer Therapie mit Johanniskrautpräparaten besonders von hellhäutigen Personen vermieden werden. Sind Wechselwirkungen möglich? Johanniskrautextrakte können mit anderen Arzneimitteln Wechselwirkungen verursachen. Das Johanniskraut steigert bei längerer Anwendung bestimmte Funktionen in der Leber, die für die Ausscheidung von Substanzen verantwortlich sind. Deshalb kann die Konzentration anderer Arzneistoffe so weit absinken, dass diese nicht mehr wirken. Daher sollten Johanniskraut-Präparate nicht gleichzeitig mit Antikoagulantien vom Cumarintyp sowie HIV-Protease Inhibitoren und Immunsuppressiva angewendet werden. Möglicherweise könnten auch andere Substanzen in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt werden (z.B. orale Kontrazeptiva, herzwirksame Glykoside, Theophyllin). Äußerliche Anwendung Auch das Öl der Arzneipflanze des Jahres kommt medizinisch zum Einsatz. Es wird zur Behandlung und Nachbehandlung von scharfen und stumpfen Verletzungen, Myalgien und Verbrennungen ersten Grades verwendet. Zur Herstellung werden die Blüten und oberen Blättchen in Olivenöl, Sonnenblumenöl oder Weizenkeimöl eingelegt und mehrere Wochen stehen gelassen. Sie sollten jedoch starke Sonneneinstrahlung auf die behandelten Hautstellen vermeiden. Übrigens: Die Heilpflanze des Jahres ist heuer die Küchenzwiebel.   Verwendete Literatur: Homepage der österreichischen Apothekerkammer Länger, Reinhard und Schiller, Heinz: Gesundheit aus der Naturapotheke. Springer, Wien: 2004. S41 ff.