Hühnerhaltung im Ortszentrum Kematens: "Ratten waren das Problem"
KEMATEN. Anfang Februar hat Tips über die Hühner der Familie Bergmann in Kematen berichtet. Nun melden sich jene zu Wort, die Bedenken hinsichtlich der Haltung der Hühner im Ortszentrum haben: die Familie der Nachbarin. Klaus Bergmann sagt: „Die Ratten waren vorher schon da.“
Seit drei Jahren hält Familie Bergmann im Ortszentrum Kematens sechs Hühner und einen Hahn. Das Grundstück ist im Besitz des Stifts Kremsmünster. Die Familie der direkten Nachbarin Christine Gumpoltsberger hat im Sommer 2018 erste Bedenken beim Stift geäußert.
Nicht die Hühner seien das Problem, sondern Ratten, die durch das Futter der Hühner angelockt werden. Im Sommer hätten mehrere Nachbarn Ratten gesichtet, sagt Edith Streinz, Tochter von Christine Gumpoltsberger. Darauf hat Streinz – und nicht, wie berichtet, ihre Mutter – eine Meldung bei der Gemeinde Kematen gemacht.
„Christine Gumpoltsberger wurde völlig zu Unrecht von Klaus Bergmann beschuldigt, eine Anzeige, welche zu keinem Zeitpunkt erfolgte, eingebracht zu haben. Seitdem bekommt sie regelmäßig Anrufe und wird gefragt, was sie gegen Hühner hätte. Aufgrund nicht wahrheitsgetreuer Aussagen von Herrn Bergmann traute sie sich eine Zeitlang nicht mehr aus ihrem Haus, um Konfrontationen aus dem Weg zu gehen“, sagt Edith Streinz.
Sie kritisiert auch Kematens Bürgermeister Markus Stadlbauer: „Er hat in keiner Stellungnahme das Hauptproblem mit den Ratten angesprochen, weshalb es überhaupt erst ein Verbot der Hühnerhaltung im Ortsgebiet gibt.“
Hühner am eigenen Grund
Bergmann wehrt sich auch gegen die Aussage von Edith Streinz, wonach Hühnerfutter die Ratten angezogen hätte. „Die Ratten waren schon da, als wir hergezogen sind. Das hängt nicht mit den Hühnern zusammen. Unser Haus ist 100 Jahre alt, es gibt alte Rohrleitungen und offene Kompostierung in der Umgebung“, sagt Bergmann.
Durch eine offene Wasserstelle am Grundstück werden viele Tiere angezogen, sagt der Familienvater, etwa Igel, Hasen, Rehe und Vögel. Bergmann betont, dass seine Familie darauf achte, dass die Fütterung angepasst und auf die Kompostierung geachtet wird.
Kritik am Gesetz
Klaus Bergmann habe nach dem Bericht in Tips viele positive Rückmeldungen erhalten, sagt er. Er verstehe das Gesetz nicht, wonach Nutztiere nicht im Siedlungsgebiet gehalten werden dürfen. Er wisse allein von 15 bis 20 Personen in Kematen, die von diesem Gesetz betroffen sind. „Jede Partei, mit der ich Kontakt hatte, war pro Hühnerhaltung. Ich verstehe dann das Gesetz nicht“, sagt Bergmann.
Klaus Bergmann sieht das Verbot von Nutztieren im Siedlungsgebiet, was auch die Haltung von Hasen betrifft, als Widerspruch zum aktuellen Zeitgeist und zum Trend der Selbstversorgung: „Es ist immer die Rede davon, dass Städte begrünt werden müssen. Viele Leute fragen sich, was kann ich für die Umwelt tun?“
Rechtlicher Hintergrund
Erst im Sommer 2018 hat der Fall um drei Hühner im Ennser Siedlungsgebiet für Aufsehen gesorgt. Der Gemeinderat hat einer Ennserin die Haltung der Hühner untersagt, nachdem sich eine Nachbarin beschwert hatte. Rechtliche Grundlage war der Flächenwidmungsplan, denn das Grundstück ist als Siedlungsgebiet gewidmet.
Die Ennsern ging durch alle Instanzen. Am Landesverwaltungsgericht blitzte sie ab, später auch am Verwaltungsgerichtshof. Somit war die Entscheidung des Gemeinderats rechtens und die Hühner mussten entfernt werden.
Die Entscheidung gilt als Grundlage für die Gemeinden - und somit ist auch die Gemeinde Kematen an das Gesetz gebunden. Vor einer endgültigen Entscheidung über die Hühnerhaltung will die Gemeinde das Ergebnis eines Ausschusses zu der Thematik am Land OÖ Ende März abwarten. Derzeit laufe ein Ermittlungsverfahren an der Gemeinde Kematen, sagt Bürgermeister Stadlbauer.
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