Gewaltprävention: Linz startet Pilotprojekt "Kein Täter werden!"
LINZ. Mit „Kein Täter werden!“ startet die Stadt Linz ein Pilotprojekt zur Gewaltprävention. Dabei kommt eine ganz besondere Art der Paarberatung zum Einsatz.
„Männergewalt ist in unserer Gesellschaft ein großes Problem. Mindestens jede fünfte Frau ist in Österreich von häuslicher Gewalt betroffen. Wir wissen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist“, so Frauenstadträtin Eva Schobesberger. Mit dem Pilotprojekt „Kein Täter werden!“ hat die Stadt Linz eine Offensive gegen häusliche Gewalt gestartet.
Kraxberger: „80 Prozent wollen ihr Verhalten ändern.“
Im Familienzentrum Pichling wird seit zehn Jahren neben klassischer Elternbildung und -beratung spezielle Beratung für Gewalthandelnde und deren Familien angeboten. Mit dem neuen Pilotprojekt sind mehr Angebote zur opferschutzorientierten Täterarbeit und gewaltpräventive Beratung bei Trennungssituationen geplant. „Gewalttätig sind Männer, die auch liebevolle Familienväter sind und ganz normal ausschauen“, weiß Markus Kraxberger, Leiter des Familienzentrums. „80 Prozent wollen ihr Verhalten ändern.“ Oft scheitere die Beratung.
Erfolgsmodell Paarberatung
Um eine Gewalteskalation in Trennungssituationen zu vermeiden, wurde im Familienzentrum Pichling ein spezielles Beratungssystem entwickelt: Ein Berater arbeitet mit dem Mann und die Beraterin mit der Frau. „Die Perspektive schaut in so einer schwierigen Situation ganz unterschiedlich aus.“ Anschließend erfolgen wieder gemeinsame Termine. Diese Vorgehensweise zeigt sich als effizient und sehr effektiv – auch in manchen Fällen, in denen es bereits zu Gewalttaten gekommen ist. „Bei akuten, massiven Gewalttaten macht Paarberatung allerdings keinen Sinn. Fühlt sich die Frau von einem Mann bedroht, kann man keine gemeinsame Beratung machen“, so Kraxberger.
Prävention ab dem Kindergarten
Ergänzt wird dieses Beratungsangebot durch Präventionsprogramme mit den städtischen Kindergärten und Horten. Aufgrund der entwicklungspsychologischen Orientierung des Programmes „Faustlos“ stehen für die unterschiedlichen Altersstufen jeweils speziell zugeschnittene Programme und Materialien zur Verfügung. Wie notwendig das ist weiß Josef Kobler, Direktor Kinder- und Jugendservices Linz: „Die Ausflüsse des Internets sin auch in der Arbeit mit Kindern und Kleinkindern spührbar. Die Kinder werden immer mehr in einem Alter mit Stereotypen, Vorurteilen, Diskriminierungen und Gewalt konfrontiert, wo sie noch keine Gegenposition aufbauen können.“
Hier sollen Workshops entgegenwirken: Anhand von Spielen und Übungen werden die Auswirkungen diskutiert und Alternativen überlegt.
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