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Nach Mitterlehner-Rücktritt: Bedauern, aber viel Verständnis in der Region

Martina Gahleitner, 11.05.2017 10:12

BEZIRK ROHRBACH.  Völlig überraschend kam der gestern angekündigte Rücktritt von Vizekanzler und Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner auch in seinem Heimatbezirk. Erst vor wenigen Tagen statteten ihm die Rohrbacher Bürgermeister noch einen Besuch in Wien ab – dabei gab es keinerlei Andeutungen, dass er seine politische Karriere beenden möchte. Seine Entscheidung stößt aber auf viel Verständnis, wenn auch mit Bedauern.  

  1 / 2   Reinhold Mitterlehner war auch als Politiker in Wien seiner Heimat stets verbunden - hier ist er bei einem Empfang in Helfenberg zu sehen. Foto: Weihbold

„Wir verlieren einen Politiker, der immer für die Region eingetreten ist. Projekte, die wir realisieren wollten, waren dank ihm leichter erreichbar“, bedauert der ÖVP-LAbg. Georg Ecker. Zumal bei Mitterlehner auch immer die Sache selbst im Vordergrund gestanden ist.

Bürgermeistersprecher Wilfried Kellermann, Bürgermeister von Ulrichsberg, kann das nur bestätigen: „Reinhold agierte immer ausgleichend, konzentrierte sich auf das Sachliche und hat sich von Wadlbeißereien, die es leider gibt in der Politik, herausgehalten. Solche Streitereien sind auch nicht positiv für das Image der Politik und die Regierung und letztendlich schadet es auch uns als Partei.“ Es sei schade und bedauerlich für die Region, die damit den direkten Draht ins Ministerium und zur Regierung verliert. „Es war aber absehbar, dass ein Wechsel kommen wird und aus persönlicher Sicht ist es völlig verständlich, dass Reinhold Mitterlehner jetzt diesen Schritt gesetzt hat“, sagt Kellermann.

Es muss sich was ändern

Karl Lehner aus St. Stefan ist nicht nur ein politischer Weggefährte Mitterlehners, sondern auch langjähriger persönlicher Freund und Tarock-Kollege.  „Wir kennen uns seit 35 Jahren und haben auch das eine oder andere privat und politisch miteinander erlebt. Ich habe höchsten Respekt vor seiner Entscheidung. Reinhold hat insgesamt eine tolle Performance abgeliefert, als Minister und Vizekanzler. Reinhold war immer exponiert, musste immer unter den Augen der Öffentlichkeit arbeiten und hat so auch viel für Österreich erreicht. Für mich war er immer der Staatsmann und der ausgleichende Pol, aber mit so einer Umgangsweise, sowohl innerparteilich, als auch in der Regierung, kann es nicht mehr weitergehen.

Vor diesem Hintergrund ist der Schritt für mich verständlich und es hat mich persönlich auch nicht ganz überrascht, nachdem manche Personen derart agiert haben, denn ich habe ihn immer als konsequenten Menschen erlebt. Ich wünsche ihm nun, dass er Abstand gewinnt. Er wird seinen Weg weitergehen und wir können uns gerne einmal wieder am Fußballplatz oder in einer gemütlichen Tarockrunde treffen.“

Großer Schritt hat sich abgezeichnet

Stefan Fölser, ehemaliger Bürgermeister von Ahorn und Ex-Bezirksbauernkammer-Obmann: „Ich kenne den Reinhold schon seit seiner Schulzeit und kann mich noch gut daran erinnern, wie er in Helfenberg in den Ferien als Briefträger unterwegs war. Sein Schritt raus aus der politischen Laufbahn war ein großer Schritt, aber er hat sich abgezeichnet, denn es war und ist ein unwürdiges Schauspiel, das dort in Wien passiert. Wenn sich die große Partei nicht ändert, wird sich das sicher wiederholen und wenn ÖVP aber auch SPÖ ihre Klötze an den Beinen nicht loswerden, wird sich nichts ändern. Meiner Meinung nach hat Mitterlehner die Dinge immer angesprochen ohne jemanden persönlich zu beleidigen. Der Abgang war für ihn richtig und ich hoffe, dass er jetzt in der Wirtschaft etwas findet, wo er seine Talente wieder mehr nutzen kann, aber dass es auch wieder etwas ruhiger für ihn wird.“

Reaktionen der politischen Mitstreiter

Ähnliche Reaktionen kommen auch von den anderen Parteien im Bezirk. Grüne-LAbg. Ulrike Schwarz, die Reinhold Mitterlehner schon seit der Schulzeit kennt, schätzt an ihm vor allem seine regionale Verbundenheit: „Trotz unterschiedlicher Zugänge konnte ich immer auf Augenhöhe mit ihm diskutieren oder auch verhandeln, wobei die Sachlichkeit immer im Vordergrund stand. Auch wenn ich die persönliche Entscheidung verstehen kann, bedaure ich sein Ausscheiden aus allen Ämtern.“

„Hausgemacht“ ist der Rücktritt für SPÖ-Bezirksvorsitzenden Dominik Reisinger: „Das war die Konsequenz aus der Entwicklung in der ÖVP, die alle in den letzten Wochen und Monaten mitverfolgen konnten. Der Rücktritt kam nicht überraschend.“ Der Haslacher Bürgermeister kann diesen Schritt sehr gut nachvollziehen.

FPÖ-Bezirksparteiobfrau Ulrike Wall kommentiert den Rücktritt folgendermaßen: „Grundsätzlich ist dieser positiv, wenn damit der Weg für Neuwahlen frei wird. Aber für unseren Bezirk und für das ganze Bundesland ist es sicher nicht von Vorteil, wenn ein Regierungsmitglied ausscheidet, das uns vielleicht den Weg für manches geebnet hat.“

Zukunft im Bezirk

Der gebürtige Ahorner Reinhold Mitterlehner wurde 2000 in den Nationalrat gewählt, 2008 folgte die Angelobung zum Wirtschafts-, Familien- und Jugendminister. Nach dem Rücktritt von Michael Spindelegger folgte er diesem 2014 als Bundesparteiobmann und auch als Vizekanzler nach. Mit 15. Mai legt der verheiratete Vater von zwei Töchtern diese Funktionen zurück.

Damit verbunden ist auch das Amt des Bezirksparteiobmanns. Seit 2002 stand er der ÖVP im Bezirk Rohrbach vor, seinen Nachfolger will die Partei nächste Woche bekannt geben.


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