Wenn VW was anpackt, dann richtig. Auch wenn´s um E-Mobilität geht. Der E-Golf wirkt, als wäre er schon immer elektrisch gefahren.
Zuerst abwarten, abchecken was die Anderen so treiben, diese ruhig vorpreschen lassen, währenddessen in aller Ruhe entwickeln und anschließend mit einer perfekten Lösung den Markt erobern. So geht das. Und so macht es VW mit immer wiederkehrender Präzision. Bei den Elektrikern schickte der Konzern zwar entgegen dieser Angewohnheit den E-Up schon relativ frühzeitig ins Rennen - den E-Golf sehen wir als logische Konsequenz darauf. Schließlich löst ja - überspitzt gesagt - schon der die Bezeichnung „Golf“ Kaufreflexe aus. Warum soll der Bestseller nicht auch mit Elektromotor funktionieren?
Und damit kommen wir zum größten Vorteil des VW E-Golf: Er ist ganz einfach ein Golf. Und der ist in der aktuellen Generation fast schon am Gipfel der Perfektion. Jeder erkennt ihn und VW ist das Kunststück gelungen, dass man ihn auch als E-Golf sofort als solchen wahrnimmt. Die prägnanten U-förmigen LEDs an der Front und den blauen Nadelstreif gibt's nämlich nur für VWs Elektromobile.
Innen wie außen keine Schpompanadln. Wie bei allen Gölfen öffnen die Türen völlig normal. Und auch hinterm Lenkrad gibt's zwar eigene, der Antriebsart entsprechende Skalen, dennoch bleibt der E-Golf ein ganz typischer Golf. Interessant ist vor allem die Reichweitenanzeige in der Mitte, die vollgeladen einen Wert von gut 190 Kilometern angibt. Dieser Wert steht, anders als bei vielen Mitbewerbern, auch nach einigen Kilometern Fahrt noch am Display. Vor allem, wenn man eines der beiden ECO-Fahrprogramme wählt. Gelernte E-Golf Fahrer nutzen auch die manuelle Rekuperationsfunktion (Position „B“) als Bremse, laden dadurch auch die Akkus wieder hoch und segeln nach dem Erreichen der gewünschten Geschwindigkeit widerstandslos von dannen.
Der 115 PS starke E-Golf überrascht dabei mit wirklich netter Lebendigkeit. Dank systembedingt früh anliegendem Drehmoment wirkt der E-Golf viel stärker, als er tatsächlich ist. Wie am Gummiband gezogen geht's völlig geräuschlos vorwärts. Nicht einmal Abrollgeräusche dringen ans Ohr. Auch hier spielt der Golf eine seiner Stärken aus. Dank bester Verarbeitung stören nämlich keinerlei unschöne Knistergeräusche die Stille im Auto. Nach realistischen 150 Kilometern wird´s wieder Zeit den E-Golf aufzuladen. Das funktioniert wie bei fast allen anderen Elektroautos an der Haushaltssteckdose in gut acht Stunden. Mit dem haben wir zwar gerechnet - in diesem Auto tut´s allerdings noch mehr weh als in irgendeinem City-Mini-Stromer.
Und damit kommen zum größten Nachteil des VW E-Golf: Er ist ganz einfach ein Golf. Dieses Auto fährt sich so unkompliziert und angenehm, dass man einfach irgendwann die Lust verspürt, damit auch Kilometer zu fressen. Der E-Golf ist nämlich ein überaus talentierter Gleiter, mit dem man gerne auch mal auf Urlaub fahren würde. Nur das geht halt nicht. Zumindest nicht im E-Golf. Dafür ist dann der VW Golf GTE mit seinem Plug-in Hybrid Antrieb zuständig, der kann beides perfekt. Ausreichend weit elektrisch fahren und dank potentem Benziner an Bord auch ordentlich Kilometerfressen. Und das bei deutlich mehr Leistung zum nahezu gleichen Preis.
Mehr Infos zu E-Mobilität auf www.fahrfreude.cc
Was er kann: Segeln
Was er nicht kann: Reisen
Extralob gibt es: Für die andächtige Stille beim Fahren
Ändern würden wir: Die lange Ladezeit, wenn wir könnten
Daten Fakten VW E-Golf Motor: Permanenterregter E-Synchronmotor Leistung: 115 PS / 85 kW Drehmoment: 270 Nm Vmax: 140 km/h Testreichweite: 150 km Preis: ab EUR 35.590,-