Mit der kürzlich überarbeiteten F800 R hat BMW das ideale Bike für Wiedereinsteiger und Motorrad-Novizen im Programm.
Einsteiger-Bikes haben ja oft den Hauch von „lahme Gurk´n“ mitschwingen. Das ist dann ok, solange man sich ans Eisen eingewöhnen muss. Hat man´s dann intus, will man aber meistens schnell auf etwas Schärferes umsteigen. Das ist im Fall der BMW F 800 R nicht so. Die kauft man um faire 9.750 Euro - wahlweise für Führerscheinneulinge auf 48 PS gedrosselt oder wie in unserem Fall offen mit 90 PS - und erhält damit ein Rundum-Glücklich-Paket (fast) für´s Leben.
Auch ich bin ein Wiedereinsteiger. Und ich gebe zu, ich hatte Muffensausen vor der ersten Ausfahrt. Als typischer Rollerfahrer hab ich mich einfach zu sehr an den On-Off Modus beim Gasgeben und an das Fehlen von Kupplung und Fußbremse gewöhnt. Da erfordert der Umstieg auf ein richtiges Motorrad schon ein wenig Konzentration und Übung.
Und dann steht plötzlich dieses scharf geschnittene Teil vor mir. Schon beim Aufsitzen wird klar, dass meine Selbstzweifel umsonst waren. Die Sitzposition ist kommod - der breite Lenker sorgt für gutes Gefühl, das moderate Gewicht und die niedrige Sitzhöhe machen den Umgang mit der BMW völlig easy.
Exakt rastet der erste Gang ein. So und jetzt vorsichtig Gas geben und die Kupplung sachte kommen lassen. Na geht doch! Zweite, Dritte. Das Ding kann was. Kurze Bremsprobe. Kupplung nicht vergessen! Echte Motorradfahrer werden jetzt lachen, aber es dauert halt ein wenig, bis wieder alle Abläufe in Fleisch und Blut übergehen.
Am besten gleich raus aus der Stadt. Ja, jetzt kommt Freude auf. Die ersten Kurven durcheile ich noch mit moderatem Tempo. Nur nix übertreiben. Den Knieschluss lieb ich jetzt schon heiß. Der fehlt halt beim Rollerfahren und gibt perfekte Kontrolle übers Bike. Die BMW liegt einfach sensationell sicher auf der Straße, fährt sich aber dennoch extrem wendig und agil. Ich nutze derzeit den „Normal“-Modus des einstellbaren ESA-Fahrwerks. „Sport“ macht das Ganze noch ein wenig krisper und direkter. Den „Komfort“-Modus kann ich mir gut auf langen Autobahnetappen vorstellen.
Der 800 ccm große Zweizylinder verwöhnt mit brauchbarem Drehmoment und feiner Gasannahme. Das Getriebe lässt sich perfekt abgestimmt schalten, wobei der erste und zweite Gang relativ kurz übersetzt sind. Der Sound ist brav, wer es kerniger möchte, bestellt sich den Acrapovic-Sportauspuff dazu. Dank ABS und (Aufpreis-) ASC bleibt die Maschine auch bei scharfer Verzögerung und auf nasser Fahrbahn sicher handelbar.
Schnell habe ich mich ans Bike gewöhnt. Jetzt heißt es Obacht geben und ja nicht unaufmerksam werden. Vom echten Könner bin ich noch Lichtjahre entfernt. Jetzt hilft nur konzentriertes Kilometermachen und Erfahrung sammeln. Ich erreiche die Eidenberger Alm oberhalb von Linz und gönne mir einen Kaffee. Die BMW steht in Sichtweite am Parkplatz und kühlt leise knisternd aus. Unglaublich, wie das Eisen auf die vorbeikommenden Leute wirkt. Kaum jemanden lässt die BMW kalt. Sieht halt wirklich toll aus, mit ihrer massiven Upside-Down-Gabel, den trendig-kantigen Konturen und dem feinen Zweizylinder-Motor.
Die BMW F800 R ist übrigens weit mehr als ein (Wieder-) Einsteigermotorrad. Sie lässt sich jederzeit in ein wirklich brauchbares Tourenbike verwandeln. Seitenkoffer, Topcase und Heizgriffe hatte unser Testgefährt schon montiert - ein größeres Windschild lässt sich bei BMW ordern. Dann steht der großen Reise nichts mehr im Weg. Und ich bin endgültig wieder auf den Geschmack gekommen.
Mehr über BMW auf www.fahrfreude.cc
BMW F800 R - Daten, Fakten Motor: V2 Zylinder 4-Ventil Hubraum: 798 ccm Leistung: 90 PS Drehmoment: 86 Nm / 5.800 U/min Vmax: > 200 km/h 0-100 km/h: 3,9 Sekunden Preis: ab EUR 9.750,-