Die B-Klasse von Mercedes ist eines der am Besten durchdachten Elektroautos. Die Verbindung Van-Premium-Akku ist sowieso einzigartig.
Wollen wir gleich zu Beginn über die Reichweite von Elektroautos reden? Dann können wir die leidige Diskussion über Flexibilität und mögliche oder unmögliche Distanzen ad acta legen. Hier geht es um konzeptionelle Tatsachen und nicht um etwas, das ständig und immer wieder kritisiert werden muss. Es beschwert sich ja auch keiner, dass Zweiräder keine Klimaautomatik haben. Wer das an- und wahrnimmt, hat einen großen Schritt pro realistischer Beurteilung der Elektroautos im Allgemeinen und der B-Klasse electric von Mercedes im Speziellen getan.
Wo waren wir? Ach ja, Reichweite. Nein, auch Mercedes hat das Elektroauto nicht neu erfunden. Es ist weiterhin keine Option für Menschen ohne eigene Lademöglichkeit, auch Weltenbummler sind nicht Zielpublikum. Gleichzeitig wäre es aber auch voreilig, die etwas andere B-Klasse als reines Stadtauto zu klassifizieren. Sie weist am Papier ein Maximum an 200 Kilometern aus, was selbst in New York nicht zum Fürchten wäre. Geschweige denn in Dörfern wie Wien oder Linz. Grüngürtel diverser urban gemachter Gebiete dürfen sich also angesprochen fühlen.
Generell entwickeln sich aktuell zwei unterschiedliche Ansätze im Bereich der Elektromobilität. Diverse Hersteller entwickeln Modelle, welche einem die ökologische Botschaft ungefragt von weitem ins Gesicht knallen. Andere gehen den subtileren, den ruhigeren Weg und elektrifizieren, vereinfacht gesagt, ein bekanntes Modell. Was gscheiter ist? Hängt von der fossilen Basis ab. Mercedes, B-Klasse und Premium sind definitiv eine hervorragende Basis.
Die B-Klasse ist quasi der Kompakt-Van von Mercedes. Anzusehen ist ihr das nicht. Sie ist weder kantig noch klobig, hat keine Schiebetüren oder gar eine 3. Sitzreihe. Ganz im Gegenteil. Das Design darf als dynamisch bezeichnet werden, schickes Weiß mit stimmigen 18“-Zöllern passt sowieso immer. Zum Van wird die B-Klasse durch die höhere Sitzposition und die grandiosen Platzverhältnisse. Ja richtig gelesen, grandiose Platzverhältnisse. Bekanntlich schluckt die B-Klasse beinahe alles, was Mutter Erde an fossilen Brennstoffen hergibt, Erdgas inklusive. Wo sonst die Erdgastanks sitzen, haben beim stromenden Benz die Akkus eine Heimat gefunden. So bleiben 5 vollwertige Sitze und 500 Liter Kofferraumvolumen erhalten. Einziges Zugeständnis – die Rückbank ist nicht mehr verschiebbar.
Trotzdem, die B-Klasse electric schreit förmlich nach einem Trip über die Stadtgrenzen hinaus. Unsere Wahl fiel auf die Geinberg5 Spa-Villas, rund 100 Kilometer von Linz entfernt. Eine Distanz, welche bei manchen E-Mobilen die Elektroden des Lithium-Ionen-Akkus zum Glühen bringt. Wir aber sind relativ entspannt, denn unsere Destination wurde 2015 als „Europas bestes Lifestyle Resort 2015“ mit dem World Travel Award prämiert. Mindestens genau so relevant ist die vom Lebensministerium verliehene Auszeichnung „klima:aktiv mobil“. Knapp 10 E-Cars bilden den Fuhrpark in Geinberg5. Gäste-Transport und Butler-Service erfolgen mittels Mercedes A-Klasse electric, auch die Bewirtschaftung wird elektrisch durchgeführt. Und während wir im Thermalwasser die Zeit kurz anhalten, saugt unser Benz kostenlosen Ökostrom. Sehr super.
Wie unser Testwagen. Vor allem die Herkunft des Antriebes macht Eindruck: Tesla. Model S. Wobei aufgrund kleinerer Akkus der Mercedes bürgerlichere 180 PS leistet. Immer noch mehr als genug, bei Bedarf ist man bitte sehr in 7,9 Sekunden auf 100 km/h. Bei Nässe drehen gar die Vorderräder durch. Allerdings auch die Reichweitenanzeige, die derartiges Gehabe mit purzelnden Zahlen bestraft. Zwischen Vollgas und Cruisen liegen distanztechnische Welten. Es zeigt sich, dass die Hersteller bei den Reichweiten ähnlich agieren wie beim Normverbrauch - beides sind fiktive Werte, die im Labor A auf Prüfstand B im Probelauf C erreicht wurden. Sonst eher nicht. Was sollen wir sagen, in erster Linie sind wir doch alle nur Autofahrer, und 180 Pferde wollen auch einmal geritten werden. Ob im Sinne des Erfinders oder nicht.
Es geht aber eh auch anders. Mercedes beweist hier hohes technisches Know-how und gibt keinen Kilometer verloren. Die B-Klasse lässt ihrem Fahrer die Möglichkeit per Knopfdruck die Leistung auf 98 kW zu reduzieren, was bei weiterhin anständigen Fahrleistungen der Reichweite schmeichelt. Ganz schlau ist auch das radargestützte Bremssystem: Erkennt es ein langsameres Fahrzeug, nutzt es die volle Macht der Rekuperation. Biegt der Vordermann ab, geht es im Segelmodus weiter. Auch lässt sich die Intensität der Rekuperation per Schaltpaddles regulieren, je roter die Ampel desto stärker sollte rekuperiert werden. Bremsen als reine Nebenbeschäftigung. Weckt den Spieltrieb und macht durchaus Sinn.
Die Geinberg5 Spa Villas haben wir letztlich mit einer Restreichweite von 54 Kilometern erreicht. Ein beruhigender Wert, wie wohl der ungeübte User das eventuell anders wahr nehmen wird. Trotzdem, Mercedes Benz beweist mit der B-Klasse electric hohe Kompetenz bei der Elektromobilität. Freilich, günstig ist was anderes, Kostenvergleiche mit fossilen Geschwistern sollte man sich schenken. Anno 2015 sind in Scheinen oder auch gern per E-Banking Minimum EUR 39.600,00 für die stromende B-Klasse an Stuttgart zu überweisen. Ganz Mercedes-like ist eine Aufwertung gen EUR 50.000,00 ohne weiteres möglich und atmosphärisch auch sinnvoll. Wer Premium sagt, muss auch Euro sagen.
Fakten Mercedes B 250 Electric
Motor: Asynchron-Elektromotor
Lithium-Ionen-Batterie: 28kWh
Leistung: 182 PS
0-100 km/h: 7,9 Sekunden
Vmax: 160 km/h
Stromverbrauch: 16,6 kWh/100 km (Werksangabe)
Preis: ab 39.600,00 Euro
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