LINZ. Die Post City ist derzeit das wichtigste Entwicklungsgebiet in Linz. Nun wurde das Gewinnerprojekt für das Areal vorgestellt. Auf den 40.000 Quadratmetern sollen 11 Türme entstehen.
„Die Post City beschäftigt uns nun schon seit einigen Jahren“, so Post-Generaldirektor Georg Pölzl. „ Bis 2014 was dort ein Brief- und Paketsortierungs-Zentrum, das dann aus allen Nähten geplatzt ist.“ Die klare Empfehlung der städtebaulichen Kommission für weitere Entwicklung des Gebietes lautet „durch innovative Arbeits-, Dienstleistungs- und Stadtflächen neue Zielgruppen“ zu erschließen. Die Schaffung von Wohnraum ist zweitrangig.
Offene Bauweise
Knapp 200 Interessenten haben die Auslobungsunterlagen für den EU-weiten, zweistufigen Wettbewerb, der von der Architektenkammer begleitet wurde, angefordert. Rund 40 Projekte schafften die erste Hürde. „In der letzten Stufe waren es noch acht Teilnehmer“, so Pölzl. Durchgesetzt hat sich in einer zweitägigen Jurysitzung das Projekt des Grazer Architekturbüros Nussmüller Architekten ZT GmbH. „Es ist eine sehr offene und luftige Bauweise. Die Baukörper wenden sich ab von der klassischen Blockbauweise.“
Pölzl: „Es ist kein Shopping-Center“
11 Türme wachsen auf 40.000 Quadratmetern bis zu 17 Stockwerke in die Höhe. Insgesamt rund 150.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche weißt das Projekt auf. Rund ein Drittel davon wird Wohnfläche. Auch Platz für ein Ärztezentrum und ein Kino ist vorgesehen. Im Rest werden Büros, Geschäfte aber auch ein Hotel untergebracht. Ein Shopping-Center soll es jedoch nicht werden, betont Post-Generaldirektor Pölzl: „Es sind relativ kleine Handelsflächen. Es sind im wesentlichen Nahversorger. Es ist kein Shopping-Center.“ „Das wollten wir bewusst nicht. Wir haben die Landstraße“, so auch Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). „Wir müssen aufpassen, dass wir bestehende Strukturen nicht gefährden.“
Rund 2.496 Stellplätze sind für das Projekt vorgesehen. Der größte Teil davon unterirdisch.
Klimastudie durchgeführt
Ist derzeit das Areal zu 100 Prozent zubetoniert, sollen laut den neuen Plänen auch Grünräume geschaffen. „Für dieses Areal ist das eine signifikante Verbesserung“, so Pölzl, der betont: „Es wurden auch intensive Klimastudien durchgeführt“, so Pölzl. „Es ist in aller Munde, dass die Stadt grüner werden muss. Das ist hier eine gute Grundlage“, zeigt sich auch Jury-Vorsitzender Martin Kohlbauer überzeugt.
Abriss ab Ende 2020
In den nächsten Schritten geht es um die Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung. „Das wird sicher ein etwas aufwändigeres Verfahren werden“, so Infrastrukturreferent Vizebürgermeister Markus Hein. Der Bau selbst ist in mehreren Etappen geplant. Der Startschuss für das umfangreiche Projekt soll im Jänner 2020 erfolgen. Ende 2020 soll mit dem Abriss der bestehenden Gebäude begonnen werden. Die Fertigstellung der ersten Bau-Phase, die unter anderem die Errichtung eines Großteils der Handelsflächen beinhaltet, wird mit 2025 angepeilt. Insgesamt sind Kosten von rund 450 Millionen Euro.
Kritik: Wohnraum neben Zug und Autobahn „wenig zukunftsweisend“
„Auch wenn die Stadt dringend zusätzlichen Wohnraum benötigt, ist das Areal neben dem Bahnhof der falsche Ort dafür. Hier donnern in einigen Jahren Tausende Autos auf der A26-Autobahn in unmittelbarer Nähe vorbei. Dadurch wird den Menschen die Luft zum Atmen genommen, zusätzlich steigt die Lärmbelastung“, zeigt Klaus Grininger, Stadtplanungs- und Bezirkssprecher der Grünen Linz, die Nachteile von Wohnungen zwischen Autobahnschneise und Bahnstrecke auf.
Auch der für Wirtschaft zuständige Vize-Bürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) zeigt sich diesbezüglich irritiert: „Neuen urbanen Wohnraum inmitten einer Kulisse aus Lärm und Schadstoffbelastungen zu errichten, ist wenig zukunftsweisend“, so Baier. Er kritisiert zudem die neuen Handeslflächen die entstehen. Für Baier liege es stadtentwicklerisch auf der Hand, dass es keine weiteren Handelsflächen in Linz brauche.
Kritik an Tiefgarage
„Nach den Plänen und Renderings zu urteilen, bekommt nun auch Linz sein Allerwelts-Bahnhofsviertel mit Banken, Einkaufszentrum, leeren Freiräumen, riesigen Tiefgaragen und gleich fast ein Dutzend Landmarks, sprich Hochhäusern. Schade!“, zeigt sich auch NEOS-Fraktionsobmann. Enttäuscht ist Potocnik ebenfalls von der gewaltigen Tiefgarage: „Die vom Verkehrsplanungsbüro Rosinak vorgegebene „Lösung“ ist Irrsinn.“ Er kritisiert, dass im geplanten Entwurf keine „Mobilitätspunkt“ mit Carsharing, Bikes und ähnlichem vorgesehen ist.
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