Der Mini war für mich stets ein Damenfahrzeug, ein niedlicher Kleiner mit brach liegendem Dynamikpotential. Und dann kam der John Cooper Works.
Den Namen kannte ich schon. Vom Hörensagen wusste ich, da kommt einmal „Mini mit alles“ auf mich zu. Wobei, das war beim Vorgängermodell auch schon das Credo, trotzdem ist der Neue auf 2 Liter Hubraum (+ 0,4) angewachsen bzw. auf 231 PS (+ 20) erstarkt. Das ist vielleicht ein geeigneter Zeitpunkt den Preis unseres voll ausgestatteten Testwagens von EUR 42.970,00 zu erwähnen. Einfach, damit die ganzen Gaga-Daten beisammen sind und ich mir nur einmal ganz allgemein die Frage stellen muss, ob es wohl noch sinnlosere und hirnrissigere Autos gibt als dieses hier.
Doch stellt sich die Frage erstens in Wirklichkeit gar nicht. Und zweitens kann ich nichts Sinnloses darin erkennen, in 6,1 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen oder in landschaftlich reizvollen Gefilden Sportwägen und Zweiräder zu demütigen. Überhaupt nicht. Nur deshalb hab ich einen Führerschein. Gerade weil es ein Mini ist, wird plötzlich alles schlüssig. Keine Diskussion über Gepäcksicherung wie in peinlich hochgezüchteten Familienkombis, weil eh keines in das Ladeabteil passt. Und völliges Desinteresse, ob sich die Passagiere auf der Rückbank die Beine hinter die Ohren klemmen müssen. Hier geht es nur um eines – zwischen A und B möglichst schnell ein Maximum an Kurven zu Halbgeraden zu degradieren.
Freilich will man das nicht immer. Auf dem Weg ins Büro vielleicht. Oder wenn der Teint der Beifahrerin bei dunkelgrün angekommen ist, besteht auch einmal der Wunsch nach zahmerer Fortbewegung. Für diese Ausnahmesituationen hält der Mini John Cooper Works den Green Mode parat. Einmal ausgewählt, stellt die 6-Gang-Steptronic weitestgehend die Arbeit ein, hört der Auspuff auf zu brabbeln und so etwas wie Komfort ist zu spüren. Ich hab das auf der Autobahn ausprobiert und habe das durchaus als gute Sache wahrgenommen, mir dabei die tadellose Verarbeitung und die einfache Bedienung von Head-up Display und Navi Professional angesehen. Zwei Minuten später habe ich wieder in den Sport-Modus gewechselt.
Er ist es, nach dem Fahrer wie Auto gleichermaßen verlangen. Ich meine, hallo, 18“Zöller, große Lufteinlässe, seitliche Schweller, Diffusor, Brembo-Bremsen und Sportschalensitze und dann Green- oder Mid-Mode? Geh bitte. Frei nach Christopher Lambert kann es nur Einen geben, und das ist der Sport-Modus. Er schaltet alles Systeme auf Defcon 1, lässt denn BMW-Turbo frei atmen und verhilft dem JCW zu einer der Optik angepassten Soundkulisse. Rotzig-frech während der Beschleunigung, dezent brabbelnd bei der Entschleunigung.
Beide Vorgänge sind Ereignisse für sich, gleichermaßen beeindruckend wie atemberaubend. Bei Vollgas geht es brutal-schön Richtung Horizont, geschaltet wird in Millisekunden, hier wird keine Zeit verschwendet. Die erste Kurve taucht auf, ich steige voll in die Eisen, natürlich viel zu früh, Vollgas beim Kurvenausgang und hinein in nicht ganz legale Tempobereiche. Hoppla. Mit jeder Kurve werde ich besser, illegaler. Bis ich mir das Triumvirat Gas-Bremse-Schaltpaddles völlig Untertan mache. Zumindest fühlt es sich so an, in Wirklichkeit beschäftige ich nur die elektronischen Helferlein, die mich brav in der Spur halten. Den Mini an sich bringe ich niemals wirklich in Bedrängnis. Vielleicht am ehesten noch die Tankanzeige. Who cares?
Was er kann:Ernst sein.
Was er nicht kann:Erstwagen sein.
Extralob gibt es für:Endlos dynamisch sein.
Ändern würden wir:Elendig teuer sein.
Daten Mini John Cooper Works 3-TürerMotor: 4-Zylinder TwinPower Turbo BenzinmotorHubraum: 1998 ccm Leistung: 231 PS bei 5200 U/min Max. Drehmoment: 320 Nm bei 1250 U/min Testverbrauch: 6,7 Liter Vmax: 246 km/h 0 auf 100 km/h: 6,1 Sek. Preis ab EUR 32.350,00
Mehr Fahrberichte finden Sie auf www.fahrfreude.cc.
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